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Fürstentum Liechtenstein

pafl: Studie zur gesellschaftlichen Lage von Menschen mit Behinderungen

Vaduz (ots)

Insgesamt ist in Liechtenstein noch einiges zu
leisten, um den verschiedenen Gruppen von Menschen mit Behinderungen 
mit ihren jeweils unterschiedlichen Graden an Behinderung ein 
diskriminierungsfreies Leben zu ermöglichen.
Das Liechtenstein-Institut erhielt den
Auftrag eine Studie zur gesellschaftlichen Lage von Menschen mit 
Behinderung durchzuführen. Die Zielsetzung der Studie war das 
Aufzeigen der Befindlichkeit/Unzufriedenheit von Menschen mit 
Behinderung in den verschiedenen Lebensbereichen. Dabei sollten die 
Bereiche Finanzen, Arbeit, Wohnen, Mobilität, Bildung, medizinische 
Versorgung, Sexualität und Partnerschaft sowie das soziale Umfeld 
erfasst werden.
Die Untersuchung umfasste das Aufzeigen der Rahmenbedingungen und 
Hintergründe sowie eine Umfrage in Form von qualitativen Interviews 
mittels teilstandardisiertem Fragebogen. Befragt wurden 30 Personen, 
die selbst von einer Behinderung betroffen sind und 10 Experten und 
Expertinnen. Die Studie wurde von Wilfried Marxer, Silvia Simon unter
der Mitarbeit von Benno Patsch durchgeführt.
Datenergebnisse
Wenn die Daten aus der Schweiz, aus Deutschland und der EU als 
Referenzgrössen herangezogen werden und davon ausgegangen wird, dass 
sich die Wohnbevölkerung Liechtensteins bezüglich der Menschen mit 
Behinderungen nicht wesentlich davon unterscheidet, kann eine grobe 
Schätzung über Anteil und Zahl von Menschen mit Behinderung in 
Liechtenstein vorgenommen werden. Es wird davon ausgegangen, dass in 
Liechtenstein rund 18 Prozent der Bevölkerung eine mehr oder weniger 
starke Behinderung aufweisen. Die Behinderungsarten, gemessen an der 
Wohnbevölkerung, verteilen sich auf geschätzte 10 Prozent körperlich 
Behinderte, 3,5 Prozent Sinnesbehinderte (2,5 Prozent Sehbehinderte 
oder Blinde, 1 Prozent Hörbehinderte, Gehörlose oder Sprechgestörte),
1 Prozent geistig Behinderte und 3,5 Prozent psychisch Behinderte.
Befragungsergebnisse
Die Interviews mit den Menschen mit Behinderung und den 
Experten/innen im Rahmen der vorliegenden Studie haben ein 
facettenreiches Bild der Situation der Menschen mit Behinderung 
aufgezeigt. Wie zu erwarten war, stellten die Behinderungen je nach 
Art und Grad einer Behinderung, nach individuellen Voraussetzungen 
und dem jeweiligen sozialen Kontext, die Menschen mit Behinderung vor
unterschiedliche Probleme.
Geistige Behinderung
Bei den Behinderungsarten zeigt sich, dass die Menschen mit einer 
geistigen Behinderung eine relativ gute Versorgung im Rahmen des 
Möglichen aufweisen. Die Selbstbestimmung und Selbstversorgung ist in
der Regel - abhängig auch vom Grad der geistigen Behinderung - stark 
eingeschränkt, was jedoch von den Betroffenen nicht als Entwürdigung,
sondern eher als Unterstützung angesehen wird.
Körperliche Behinderung
Die Menschen mit einer körperlichen Behinderung zeigen stark 
divergierende Behinderungsbilder auf, die von einer Gehbehinderung 
seit Geburt über Probleme mit Organen bis hin zur unfallbedingten 
Querschnittslähmung reichen. Entsprechend variieren auch die 
Bildungsgänge, der Grad selbstständiger Lebensführung, die 
Arbeitsfähigkeit. Die Liste der festgestellten Schwachstellen reicht 
unter anderem von finanziellen Problemen, über teilweise mühsame 
Behördengänge bis zur IV-Feststellung und Entschädigung von Ausgaben,
Probleme bei der Aus- und Weiterbildung, das Fehlen von geeigneten 
Arbeitsmöglichkeiten, das geringe Verständnis der Öffentlichkeit im 
Falle einer nicht sichtbaren Behinderung.
Sinnesbehinderung
Bei den Menschen mit Sinnesbehinderungen hängen die 
Einschränkungen sehr stark vom Grad der Behinderung ab. Stark 
Sehbehinderte sind in einigen Fällen trotz ihrer Sehschwäche noch in 
ihrem erlernten Beruf arbeitsfähig. Sie können sich auch in ihrem 
privaten, familiären und sozialen Umfeld relativ gut mit ihrer 
Behinderung arrangieren. Bei anderen stark Sehbehinderten und Blinden
ist die Lage anders. Sie sind auf Unterstützung im Haushalt und in 
der Lebensführung angewiesen und können meist keiner Erwerbstätigkeit
mehr nachgehen und sind in den sozialen Kontakten sehr eingeschränkt.
Gehörlose sind zwar in Ausbildung und Arbeit weniger eingeschränkt
als Blinde, haben jedoch Kommunikationseinschränkungen, die sich in 
Ausbildung, Beruf und Privatleben stark auswirken können.
Psychische Behinderung
Menschen mit einer psychischen Behinderung sind eine stark 
vernachlässigte Behindertengruppe. Da man ihnen die Behinderung nicht
unbedingt ansieht - oder weil sie in Krisenzeiten gar nicht in der 
Öffentlichkeit, sondern in Kliniken oder den eigenen vier Wänden sind
- wird ihnen häufig Simulation einer Behinderung vorgeworfen. Die 
Betroffenen fallen aus ihrem geregelten Leben, müssen die Arbeit 
aufgeben, können ihre Ausbildung nicht mehr in eine neue Arbeit 
einbringen, bekommen Probleme in ihrem partnerschaftlichen und 
sozialen Leben und stehen vor finanziellen Schwierigkeiten. 
Gleichzeitig ist diese Behindertengruppe nur unzulänglich betreut.
Handlungsfelder
Die aufgezeigten Problembereiche zeigen auf, dass verschiedene 
Handlungsfelder genauer zu prüfen und Massnahmen abzuleiten sind.

Kontakt:

Stabsstelle für Chancengleichheit
Bernadette Kubik-Risch
Tel.: +423/236 60 60

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