pafl: Schaaner Bahnwärterhaus darf abgebrochen werden
Vaduz (ots)
Vaduz, 4. April (pafl) - In Schaan befinden sich bedeutende Baudenkmäler. Hier steht nicht nur der höchste Kirchturm des ganzen Rheintals, ein römisches Kastell, der Hof Gamander, das Landweibelhaus, sondern auch das einzige Bahnwärterhaus aus der Zeit der k.k. privilegierten Vorarlberger Bahn. Es wird in den nächsten Tagen abgerissen.
Das Bahnwärterhaus Nr. 13 an der Zollstrasse 1 in Schaan wird nicht erhalten werden können, der drohende Abbruch steht unmittelbar bevor. Da die Gemeinde Schaan das Grundstück als Baulandreserve erworben hat und es überbauen wird, hat sie das Abbruchgesuch eingereicht. Und obschon das Wärterhaus aufgrund seiner Nähe zum Bahngeleise und der baugesetzlichen Bestimmungen in künftig unüberbaubarem Gebiet liegt und es Interessenten für eine Nutzung gegeben hätte, muss es nun weichen. Die Regierung hat den Antrag der Denkmalschutz-Kommission abgelehnt, das bedeutende Zeugnis der Eisenbahngeschichte Liechtensteins unter Denkmalschutz zu stellen. Sie hat damit der gängigen Usanz entsprochen, in der Regel keine Unterschutzstellungen gegen den Willen der Eigentümerschaft durchzusetzen.
Ursprünglich über siebzig Gebäude
Das Bahnwärterhaus ist Teil der Schaaner Bahnhofsanlage. Das Hauptgebäude des Bahnhofs Schaan-Vaduz wurde 1870-1872 durch die k.k. priv. Vorarlberger Bahn (VB) errichtet. Mit der Eröffnung der Arlbergbahn wurde die Linie Feldkirch-Schaan/Vaduz-Buchs zur internationalen Transitlinie mit erhöhtem Verkehrsaufkommen aufgewertet. Eine Rarität stellt dabei das ursprünglich zum Stationsbereich Schaan-Vaduz gehörende, westlich des Aufnahmegebäudes und jenseits des Bahnüberganges Zollstrasse gelegene Bahnwärterhaus dar. Die VB errichtete 1871/72 für die Überwachung ihrer Strecken über siebzig Bahnwärterhäuser. Heute ist neben dem Wärterhaus in Schaan nur noch ein Haus in aufgestockter und stark umgebauter Bauweise im Raum Feldkirch vorhanden.
Bau mit Denkmalwert
Beim Bahnwärterhaus handelt es sich um einen genormten Baukörper in eingeschossiger Massivbauweise. Hochwertige Baumaterialien und eine gekonnte Ausführung der Aussenfassaden und des Sockelbereichs stehen im Kontext zur renommierten Auftraggeberschaft. Unter einem Satteldach mit typisch holzverkleidetem Giebeldreieck befindet sich der erdgeschossige Grundriss mit Wohn- und Schlafzimmer sowie kleiner Küche. Der nördlich des Wohnhauses angelegte Schuppen diente als Materiallager für den Bahnunterhalt.
Das Bahnwärterhaus Nr. 13 stellt zusammen mit den drei noch bestehenden Aufnahmegebäuden der Bahnhöfe in Schaan, Nendeln und Schaanwald und der Eisenbahnbrücke über den Rhein ein bedeutendes Kulturdenkmal der Eisenbahngeschichte Liechtensteins dar. Es dokumentiert mitunter eine der wichtigsten Zeitepochen des Fürstentums, welche durch die marktwirtschaftliche Öffnung des Landes und den damit verbundenen Aufschwung geprägt war.
Aufgrund der historischen und architektonischen Bedeutung sowie des denkmalpflegerischen Situations- und Eigenwertes des Gebäudes stuften Landesdenkmalpflege und Denkmalschutz-Kommission das Gebäude als schutzwürdig ein. Mehrfach wurde dies der Eigentümerschaft durch die Landesdenkmalpflege kommuniziert, auch die Denkmalschutz-Kommission hat die Gemeinde angeregt, Nutzungsmöglichkeiten und Erhalt nochmals zu prüfen. Zumal sich das Gebäude in einem guten baulichen Zustand befindet. Im Rahmen einer Unterschutzstellung hätten Sanierungsmassnahmen von Seiten des Landes zudem grosszügig subventioniert werden können. Dennoch kann das Bahnwärterhaus nicht erhalten werden, die Gemeinde hält am Abbruch fest. Wiederum verliert Liechtenstein ein wichtiges Zeugnis seiner Vergangenheit, seiner Identität.
Kontakt:
Hochbauamt
Patrik Birrer, Abt. Denkmalpflege und Archäologie
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