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Fürstentum Liechtenstein

pafl: Pisa 2006: Neuntklässler im Vergleich

Vaduz (ots)

Vaduz, 3. Dezember (pafl) - Im Vergleich mit der
Schweiz schneiden die Liechtensteiner Neuntklässler in den 
Naturwissenschaften und im Lesen etwas besser ab, in der Mathematik 
sind sie etwa gleichauf. Damit sind die sehr guten Ergebnisse aus dem
Jahr 2003 weitgehend bestätigt worden. Weiterhin problematisch sind 
die Bereiche Sprach- und Migrationshintergrund, Risikoschüler und die
Leistungsüberlappungen zwischen den Schultypen.
Ziel der neuen Kantonsporträts und dem Porträt von Liechtenstein 
ist der Vergleich von Leistungen und weiteren relevanten Faktoren am 
Ende der obligatorischen Schulzeit. Sämtliche Kantone der 
französischsprachigen Schweiz, der Kanton Tessin sowie die 
Deutschschweizer Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Bern, 
Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau, Wallis und Zürich nutzten PISA 
2006 für eine kantonale Zusatzstichprobe. In der Schweiz wurden 
insgesamt über 20'000 Neuntklässlerinnen und Neuntklässler aus 510 
Schulen ausgewählt. Privatschulen wurden in der Schweiz wie in 
Liechtenstein nicht berücksichtigt. In Liechtenstein haben sich alle 
406 Neuntklässlerinnen und Neuntklässler der neun öffentlichen 
Schulen beteiligt.
Ergebnisse in den Naturwissenschaften, im Lesen und in der 
Mathematik
PISA 2006 hat die guten Ergebnisse der Liechtensteiner 
Schülerinnen und Schüler bei PISA 2003 weitgehend bestätigt. In den 
Fachbereichen Naturwissenschaften (527 Punkte; CH 513) und Lesen (514
Punkte; CH 501) liegen die Leistungen im Fürstentum Liechtenstein 
leicht über jenen der Schweiz. In der Mathematik (534 Punkte; CH 533)
liegen sie gleichauf. Die liechtensteinischen Neuntklässler haben in 
allen drei Bereichen zwischen 4 und 9 Punkte mehr erreicht als die 
Stichprobe der liechtensteinischen 15-Jährigen.
Risikogruppen und soziale Herkunft
Im Fürstentum Liechtenstein gehören mit 12 Prozent etwas weniger 
Schülerinnen und Schüler den Risikogruppen in den Bereichen Lesen und
Naturwissenschaften an, als dies in der Deutschschweiz der Fall ist. 
Der Anteil an Risikoschülerinnen und -schülern in Mathematik ist mit 
13 Prozent etwas höher. Die Förderung und Unterstützung dieser 
Jugendlichen und deren Integration in die berufliche Grundausbildung 
bleibt für das Fürstentum Liechtenstein eine wichtige 
bildungspolitische Aufgabe. Der Effekt der sozialen Herkunft liegt in
Liechtenstein etwa im Durchschnitt der Schweizer Kantone. Jugendliche
aus benachteiligten sozialen Verhältnissen sind dann besonders 
gefährdet, schwächere Leistungen zu erzielen, wenn sie zugleich über 
mangelnde Deutschkenntnisse verfügen.
Sprach- und Migrationshintergrund
Es ist an sich erfreulich, dass in Liechtenstein der 
Leistungsabstand der Jugendlichen mit Migrationshintergrund geringer 
ausfällt als in der Schweiz. Allerdings besteht hier eine spezielle 
Situation, da die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit 
Migrationshintergrund aus den umliegenden deutschsprachigen Ländern 
stammt. Diese zugewanderten deutschsprachigen Jugendlichen erzielen 
ähnlich hohe Leistungen wie die Einheimischen. Insbesondere dann, 
wenn sie aus privilegierten sozialen Verhältnissen kommen. Betrachtet
man nur den Sprachhintergrund, so ist in Liechtenstein der 
Leistungsrückstand der fremdsprachigen Jugendlichen etwa gleich gross
wie in der Deutschschweiz und sogar etwas grösser als in der Schweiz.
Der Umgang mit kultureller Vielfalt und dabei insbesondere die 
Integration und Förderung fremdsprachiger Schülerinnen und Schüler 
bleiben folglich für die Schulen grosse Herausforderungen.
Unterricht in den Naturwissenschaften
Der naturwissenschaftliche Unterricht, wie er von den 
Liechtensteiner Schülerinnen und Schülern in den 9. Klassen 
wahrgenommen wird, unterscheidet sich teilweise markant zwischen den 
verschiedenen Schultypen. Besonders auffallend sind die Unterschiede 
in den Unterrichtsformen "Erforschen lernen" und "interaktives Lehren
und Lernen". Im Vergleich mit den Oberschulen wird am Gymnasium und 
an den Realschulen deutlich weniger Zeit für das Untersuchen von 
eigenen Ideen und Fragestellungen aufgewendet.
An den Oberschulen gibt es auch mehr Raum für Diskussionen über 
naturwissenschaftliche Themen als an den Realschulen und am 
Gymnasium. Generell scheint der gymnasiale 
Naturwissenschaftsunterricht durch einen lehrergesteuerten 
Unterrichtsstil geprägt zu sein. Dies zeigt auch der Vergleich mit 
der Deutschschweiz: Im Gymnasium kommen im naturwissenschaftlichen 
Unterricht weniger oft interaktive Lehr- und Lernformen vor und die 
Übertragung der naturwissenschaftlichen Konzepte auf den Alltag 
findet seltener statt.
Zudem haben die Liechtensteiner Gymnasiastinnen und Gymnasiasten 
seltener Gelegenheit, eigene Fragestellungen zu untersuchen und 
Experimente durchzuführen. Dadurch haben sie weniger Gelegenheit, 
sich naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen anzueignen, was 
sich beim Erkennen von naturwissenschaftlichen Fragestellungen 
deutlich zeigt. Der grosse Schwachpunkt am Gymnasium liegt jedoch in 
der Physik, führt der Bericht weiter aus. Das Interesse der 
Liechtensteiner Jugendlichen an Naturwissenschaften ist über alle 
Schularten hinweg nicht sonderlich ausgeprägt. Somit streben 
vergleichsweise wenige eine naturwissenschaftliche Berufslaufbahn an.
Leistungsunterschiede zwischen den Schultypen
Die grossen Leistungsüberlappungen zwischen den Schultypen der 
letzten Jahre wiederholen sich auch bei PISA 2006. Die beachtliche 
Leistungsspanne innerhalb der Schultypen zeigt sich auch daran, dass 
rund 7 Prozent der Oberschüler und 42 Prozent der Realschülerinnen 
bessere Leistungen erzielen als die untersten 10 Prozent am 
Gymnasium. 36 Prozent der Oberschülerinnen erreichen bessere 
Leistungen als die untersten 10 Prozent der Realschule. Anders 
formuliert: Viele Jugendliche besuchen im Fürstentum Liechtenstein 
Schulen mit tieferen Anspruchsniveaus, als sie aufgrund ihrer 
Kompetenzen bewältigen könnten. Sie laufen Gefahr, schulisch 
unterfordert zu sein.
Nutzung von Computern
Nahezu alle Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen benutzen zu 
Hause regelmässig den Computer. Die Nutzung von Computern in der 
Schule ist derzeit noch deutlich seltener. In Liechtenstein geben 
immerhin 62 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, mindestens 
einmal wöchentlich den Computer in der Schule zu nutzen. Erfreulich 
ist nicht nur die verglichen mit der Schweiz häufigere 
Computernutzung, sondern vor allem auch das hohe Selbstvertrauen der 
Jugendlichen beim Anwenden von Software und Internet. Die 
Jugendlichen in Liechtenstein scheinen am Ende der Schulzeit über 
vergleichsweise gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen und 
sicheren Umgang mit Computer und Internet mitzubringen.
Das Pisa-Porträt für Liechtenstein wurde vom Institut 
Professionsforschung und Kompetenzentwicklung der Pädagogischen 
Hochschule des Kantons St. Gallen unter der Leitung von Christian 
Brühwiler erstellt. Der Bericht ist elektronisch verfügbar unter 
www.schulnetz.li (Themen und Projekte - PISA), die Berichte aller 
Kantone unter www.pisa.admin.ch (Publikationen - Regionale Berichte -
Pisa 2006).

Kontakt:

Schulamt
Guido Wolfinger, Amtsleiter
Tel.: +423 236 67 50

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