pafl: Die Josef Gabriel Rheinberger Gesamtausgabe steht vor der Fertigstellung
Vaduz (ots)
Vaduz, 5. März (pafl) - In diesen Tagen steht die Herausgabe des letzten Bandes der Josef Gabriel Rheinberger Gesamtausgabe an. Damit geht ein langjähriges, ambitioniertes und erfolgreiches Projekt seinem Abschluss entgegen. Die Fertigstellung der Gesamtausgabe wird am Freitag, 13. März 2009, mit einem Festakt gewürdigt. Die Feier findet ab 19.00 Uhr im Ballenlager im Spoerry-Areal in Vaduz statt. Das Ressort Kultur der Regierung lädt dazu alle Interessierten ein - der Eintritt ist frei.
"Dass alle Stimmen singen sollen, lernt man bei ihm ganz besonders." Diese Aussage von Ermanno Wolf-Ferrari über seinen Lehrer Josef Gabriel Rheinberger zeugt von der hohen Achtung, welche Josef Gabriel Rheinberger schon zu Lebzeiten als Lehrer und Komponist genoss. Als er am 25. November 1901 in München starb, hinterliess er ein grosses musikalisches Erbe. Ging die Beliebtheit seiner Werke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück, so liess eine Neubewertung in den letzten Jahrzehnten Rheinbergers OEuvre wieder jenen Stellenwert zukommen, der ihm gebührt.
Zentrale Verdienste für die Wahrung und Vermittlung des Werkes von Josef Gabriel Rheinberger kommt dabei der Rheinberger Gesamtausgabe zu. Diese quellenkritische Aufarbeitung erscheint seit 1987 im Carus-Verlag Stuttgart unter dem Patronat von Rheinbergers Heimatland Liechtenstein. Das Werk umfasst bei Fertigstellung nicht weniger als 48 Bände.
Der Komponist und Pädagoge Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901)
Der 1839 in Vaduz geborene Josef Gabriel Rheinberger zeigte schon früh ungewöhnliche Musikalität. Er versah bereits als Siebenjähriger den Organistendienst in seinem Heimatort und kam mit 12 Jahren zur Ausbildung an das Münchner Konservatorium, wo er seine Kommilitonen bald überflügelte und bereits zahlreiche Werke schuf. Als er 19 Jahre alt war, bot ihm das Konservatorium eine Dozentur für Klavier, später für Orgel und Komposition an, die er bis kurz vor seinem Lebensende ausüben sollte.
Rheinberger gehört zu den Komponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die nach Jahren des Vergessens zunehmend in das Bewusstsein von Musikpraxis und Musikforschung zurückgekehrt sind. Sein umfangreiches OEuvre, darunter allein 197 mit Opuszahl veröffentlichte Werke, umfasst Klaviermusik, Orgelmusik, geistliche und weltliche Chormusik, Sololieder, Kammermusik, Sinfonien, Konzertouvertüren, Schauspielmusiken und Opern. Ohne viel Werbung in eigener Sache zu machen, gehörte Rheinberger zu den erfolgreichen Komponisten seiner Zeit, an den Verleger, Musiker und Chöre mit Kompositionsaufträgen herantraten. Als Hofkapellmeister des bayerischen Königs Ludwigs II. nahm er seit 1877 eine zentrale Position innerhalb der katholischen Kirchenmusik in Deutschland ein. Er komponierte lateinische Messen und Motetten, die in ihrer Unabhängigkeit von den einengenden Vorschriften der cäcilianischen Kirchenmusikreformer seiner Zeit wegweisend waren. Er war als Kompositionslehrer am Münchner Konservatorium eine Kapazität von internationalem Rang. Zu seinen Schülern zählten unter vielen anderen Engelbert Humperdinck, Ermanno Wolf-Ferrari und Wilhelm Furtwängler sowie eine ganze Generation junger amerikanischer Komponisten (zum Beispiel Horatio Parker und George Chadwick). Zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Ritterkreuz vom Orden des heiligen Gregor, das Komturkreuz des Bayerischen Kronenordens und der Ehrendoktor der Universität München spiegeln den Erfolg des gebürtigen Liechtensteiners.
Die Rheinberger Gesamtausgabe
Rheinberger selbst hat sich um die Verbreitung seiner Kompositionen nicht besonders intensiv gekümmert. Oft war es seiner tatkräftigen Frau Franziska zu verdanken, dass ein Werk überhaupt an einen Verleger gesandt wurde. Auch gab Rheinberger nicht jedem Werk eine Opuszahl. Gelegenheitsarbeiten und Jugendwerke trennte er säuberlich von den als Opera gezählten Kompositionen, wie dies anhand seiner handschriftlichen Werkkataloge zu erkennen ist.
Die 1987 auf gemeinsame Initiative von Harald Wanger, dem langjährigen Leiter des Josef-Rheinberger-Archivs in Vaduz, und Günter Graulich ins Leben gerufene Rheinberger Gesamtausgabe legte den Grundstock für die lebendige Pflege eines lange vergessenen Komponistenwerks. In jenen Jahren erfolgte eine vertragliche Vereinbarung zwischen der Regierung des Fürstentums Liechtenstein und dem Carus-Verlag.
Im August 1999 fasste der Landtag des Fürstentums Liechtenstein einen weiterreichenden Finanzbeschluss, welcher die Fertigstellung der Gesamtausgabe im geplanten Rahmen ermöglichte. Eine eigene Editionsstelle zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Kompositionswerkes konnte eingerichtet werden. Die Rheinberger Gesamtausgabe beschränkt sich auf jene Werke, welche vom Komponisten mit einer Opuszahl versehen wurden und umfasst bei Fertigstellung nicht weniger als 48 Bände. Drei Supplementbände ergänzen zudem das repräsentative Werk.
Für die beiden Vertragspartner Land Liechtenstein und Carus-Verlag Stuttgart sowie für die eingerichtete Editionsstelle wird mit der Veröffentlichung des letzten Bandes der Gesamtausgabe ein langjähriges Projekt vollendet. Für die Zukunft bleibt der Wunsch, dass die Arbeit aller Beteiligten einen gewichtigen Beitrag zum Ansehen des Werkes von Josef Gabriel Rheinberger leistet.
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