ikr: Die Zelte sind nun abgebrochen
Archäologische Notgrabung in der Lindengasse in Triesen erfolgreich beendet
Vaduz (ots/ikr) -
Die an der Lindengasse in Triesen von der Landesarchäologie durchgeführte Notgrabung ist vor wenigen Tagen abgeschlossen worden. Während fünf Monaten untersuchte das Team die Spuren von 3000 Jahren Siedlungsgeschichte.
Der alte Ortskern im Triesner Oberdorf ist dicht bebaut. Die Flächen zwischen den bestehenden Wohn- und Ökonomiebauten wurden immer genutzt. So kamen denn auch an der Lindengasse archäologische Funde wieder bereits in der obersten Humusschicht zum Vorschein. Zu den jüngsten Objekten zählen mehrere Münzen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, neuzeitliche Keramikscherben und Mauern sowie fast vollständig erhaltene Tierskelette (Katze, Schaf und Kalb).
Intensive Nutzung der Parzelle seit dem Mittelalter
Drei mittelalterliche Gebäude wurden ausgegraben. Das älteste - ein Holzhaus aus der Zeit zwischen 1190 und 1260 - hatte einen Schwellenkranz aus Fichte und dürfte einem Feuer zum Opfer gefallen sein. Sowohl das Holz als auch der Boden wiesen starke Brandspuren auf. Das Haus zählt zu den wenigen bisher archäologisch festgestellten Siedlungsspuren aus der Zeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert in Liechtenstein. An seiner Stelle folgten wenig später zwei Steingebäude. Eines davon ist wahrscheinlich um 1500 wieder ein Raub der Flammen geworden. Das zweite hatte vermutlich bis ins 18./19. Jahrhundert Bestand. Ofenkacheln des 15./16. Jahrhunderts belegen, dass zumindest ein Haus beheizt wurde.
Einige Zeit bevor die Gebäude errichtet worden sind, war dieser Ort ein Friedhof. Die Archäologen sind auf fünf Bestattungen aus der Zeit zwischen 690 und 1000 n. Chr. gestossen. Die Toten lagen mit dem Kopf im Norden, den Blick nach Süden gewendet und ohne Beigaben in den Gräbern. Vorerst bleibt die Frage ungeklärt, ob das Bestattungsfeld in Zusammenhang mit der Kapelle St. Mamerten oder der Kirche St. Gallus auf Runkels stand.
Urgeschichtliche Siedlung
Das Gebiet direkt neben dem Dorfbach war schon in der Urgeschichte ein begehrter Wohnort. Keramikfragmente und zeitgleiche massive Steinpackungen, deren Funktion archäologisch nicht geklärt werden konnte, legen davon Zeugnis ab. Sie datieren vermutlich in die Zeit zwischen dem 14. und 10. Jahrhundert v. Chr. Aussergewöhnlich ist ein 2,5 m x 2,5 m grosses Gebäude, das vermutlich ebenfalls aus der Bronzezeit stammt. Sein Fundament bestand aus grossen, hoch gestellten Steinen.
Durch die archäologische Notgrabung wurden weitere Lücken in der spannenden Siedlungsgeschichte Triesens geschlossen - und gleichzeitig aber auch neue Fragen eröffnet!
Kontakt:
Hochbauamt, Landesarchäologie
Ulrike Mayr
T +423 236 75 34
Hochbauamt, Landesarchäologie
Hansjörg Frommelt, Landesarchäologie:
T +423 236 75 31