ikr: 50'000 Euro für nachhaltiges Sanieren und Bauen
Vaduz (ots/ikr) -
Die Schweiz und Liechtenstein loben zum dritten Mal den internationalen Architekturpreis "Constructive Alps" aus. Mitmachen ist einfach, die Ambitionen des Preises gross: Die Alpen sollen Modellregion für Klimaschutz und gutes Leben werden. Daher werden Bauwerke aller Art und insbesondere Sanierungen gesucht, die nachhaltige Architektur ganzheitlich umsetzen.
Wie lassen sich schönes Leben in den Alpen und sorgsamer Umgang mit der Natur vereinen? Antworten darauf gibt der Architekturpreis "Constructive Alps 2015". Gebäude aller Art, die besonders verdeutlichen, wie Ästhetik und ein ganzheitlicher Ansatz von Nachhaltigkeit zusammenwirken, können ab heute bis 12.02.2015 für den Preis eingereicht werden. Für die Teilnahme an der ersten Runde braucht es unter anderem eine kurze Begründung, warum das Objekt besonders nachhaltig ist. Die internationale Jury bewertet sinnliche Aspekte genauso wie umfassende Kriterien der Nachhaltigkeit: die Anbindung der Gebäude an das öffentliche Verkehrsnetz, die Wahl von ökologischen Baustoffen oder eine Bauweise, die wenig Energie und Fläche braucht. Kulturelle und soziale Aspekte, die Auswirkungen eines Bauerwerks auf die Region und der Gewinn an Lebensqualität für die BewohnerInnen, werden von der Jury ebenfalls berücksichtigt. Die gebauten Vorbilder werden im Oktober 2015 bekannt geben. Sie reisen dann in einer Wanderausstellung durch die Alpen und werden in der Schweizer Architekturzeitschrift "Hochparterre" vorgestellt.
Vorbilder bauen für lebenswerte Alpen
"Constructive Alps" ist ein Schweizer und Liechtensteiner Beitrag zur Umsetzung der Alpenkonvention (siehe Kasten) und Denkanstoss für ein gutes Leben in den Alpen. Nachhaltiges Sanieren und Bauen spielt hier eine bedeutende Rolle: In den Alpen verbrauchen private Haushalte genauso viel Energie wie der gesamte Verkehrssektor. Die Energie - sie wird vor allem mit Heizöl und Erdgas erzeugt - wird grösstenteils für das Heizen und Kühlen der Räume verwendet. Alte, schlecht isolierte Gebäude sind die grössten Energieverschwender. Schlüssel für einen effektiven Klimaschutz und damit für mehr Lebensqualität der BewohnerInnen und BesucherInnen der Alpen ist daher das Sanieren - falls notwendig das neu Bauen - von Gebäuden mit regionalen und ökologischen Baustoffen. Der Preis will besonders jene Menschen ermutigen und ihnen neuen Ideen geben, die Häuser selbst planen und sanieren, sowie jene, die darüber entscheiden, wie dies geschieht. "Constructive Alps" will zeigen, wie energieeffiziente Gebäude aus regionalen Baustoffen auf ihre BewohnerInnen und Umgebung wirken; wie sie das Leben bereichern.
Mit Sinn und Sinnlichkeit: Die Gewinner von 2013
Eine landwirtschaftliche Schule der beiden Vorarlberger Architekten Josef Fink und Markus Thurnher in Oberösterreich erhielt für den besonders ganzheitlichen Ansatz den ersten Preis bei der letzten Vergabe 2013: Das einem Vierkanthof nachempfundene Agrarbildungszentrum Salzkammergut wurde platzsparend und im Passivhausstandard auf Bestehendem erbaut bzw. erweitert. Regionale Weisstannen lieferten das Baumaterial, Schafwolle die Dämmung. Auf dem Dach steht eine Solaranlage, Regenwasser spült die Toiletten. In der Schule lernen rund 200 angehende LandwirtInnen, 150 von ihnen wohnen im Gebäude. Es gibt einen Laden, in dem eigene Produkte verkauft werden, und sogar einen Werkraum zu erneuerbaren Energien.
Die Familie Brugger hat mit viel Eigenarbeit ein 250 Jahre altes Bauernhaus in Bartholomäberg/A saniert. Die Jury bedachte sie 2013 mit dem zweiten Preis. Das Wohnhaus ist ein Beispiel dafür, wie die Menschen in den Alpen behutsam mit ihrer alten Bausubstanz umgehen, Verschwendung meiden und Lebensqualität gewinnen können. Den dritten Preis hat die Jury nach Slowenien vergeben an das Zentrum Rinka, das Zentrum für nachhaltige Entwicklung der Region Solcavsko. Der markante Neubau mit seiner Fassade aus Lärche und Putz beherbergt unter anderem einen Laden, in dem regionale Produkte verkauft werden, und einen Treffpunkt für Einheimische.
Constructive Alps
Die Schweiz und Liechtenstein vergeben - nach 2010 und 2013 - auch im Jahr 2015 gemeinsam den «Internationalen Preis für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den Alpen, "Constructive Alps. "Constructive Alps" will die Alpen zur Modellregion in Sachen Klimaschutz machen und steht für die Zusammenarbeit von Ministerien, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Nichtregierungsorganisationen. Die Universität Liechtenstein unterstützt die international besetzte Jury bei der qualitativen Prüfung der Objekte. Das Alpine Museum der Schweiz in Bern konzipiert eine Wanderausstellung zu den rund 30 prämierten klimafreundlichsten Gebäuden. Der Katalog dazu erscheint als Sondernummer der renommierten Architekturzeitschrift «Hochparterre». Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA begleitet "Constructive Alps" fachlich und organisatorisch.
Umsetzung der Alpenkonvention
Die Alpenkonvention ist weltweit das erste völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen für die nachhaltige Entwicklung einer Bergregion. 1991 haben die acht Alpenstaaten und die Europäische Union die Rahmenkonvention unterzeichnet. Acht Protokolle regeln die Umsetzung im Detail. Die Staaten haben sich zudem mit einem Klimaaktionsplan verpflichtet, Massnahmen umzusetzen und die notwendigen Mittel bereitzustellen, damit die Alpen Modellregion bei der Verminderung des Klimawandels und bei der Anpassung werden. Nachhaltiges Sanieren und Bauen spielt dabei eine bedeutende Rolle, da in den Alpen ein Drittel der Nutzenergie für das Bauen, Heizen und Entsorgen von Gebäuden verbraucht wird. "Constructive Alps 2015" ist ein Beitrag der Schweiz und Liechtensteins zur Umsetzung der Alpenkonvention, des Klimaaktionsplans und ein Ergebnis der Energieplattform, einer thematischen Arbeitsgruppe der Alpenkonvention.
Bilder in Druckqualität finden Sie unter www.constructivealps.net/presse
Kontakt:
Silvia Jost, Bundesamt für Raumentwicklung ARE
T +41 31 322 06 25; Email: silvia.jost@are.admin.ch
Köbi Gantenbein, Jurypräsident
T +41 44 444 28 88; Email: gantenbein@hochparterre.ch