Diaconia: Äusserungen von Bundesrat Couchepin ein Skandal - Entschuldigung gefordert
Bern/Beinwil am See (ots)
Heftige Kritik an den Äusserungen von Bundesrat Pascal Couchepin zum Völkermord an den Armeniern hat der Geschäftsführer des christlich-humanitären Hilfswerks Diaconia, Benjamin Malgo (Beinwil am See), geübt. "Wenn Bundesrat Couchepin in Ankara tatsächlich Verständnis für die türkische Leugnung des Völkermords an den Armeniern gezeigt hat, ist das ein Skandal", so Malgo. Eine öffentliche Entschuldigung sei unumgänglich. In Armenien wurde gestern (24. April) der Opfer des Völkermords von 1915 bis 1918 gedacht.
In einem offenen Brief hatten bereits die Gesellschaft für bedrohte Völker und der Gesellschaft Schweiz-Armenien die Haltung von Bundesrat Couchepin scharf kritisiert. Den Angaben zufolge weilte er Ende März zu einem offiziellen Besuch in der Türkei. Dort äusserte er sich auch zur Frage des Völkermordes an den Armeniern. Bei einer Pressekonferenz in Ankara bekundete er Respekt vor "türkischen Sensibilitäten" in bezug auf die Völkermordfrage. Couchepin zeigte damit Verständnis für die türkische Position der Leugnung des Völkermordes. An die Adresse der 114 Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier, welche ein Postulat zur Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern unterzeichnet hatten, sagte Couchepin angeblich, dass in der Schweiz "Parlamentarier oft verschiedene Vorstösse unterzeichnen, ohne ihren Inhalt wirklich zu kennen".
"Solche Aussagen eines Schweizer Bundesrates sind keinesfalls hinnehmbar", so Benjamin Malgo. Der grausame Völkermord an den Armeniern sei weltweit wissenschaftlich eindeutig belegt. Nur die Türkei weigere sich hartnäckig, historische Fakten anzuerkennen. Ein Schweizer Bundesrat dürfe nicht aus kurzfristigen wirtschaftlichen Überlegungen heraus die Wahrheit hinten anstellen, unterstrich Malgo.
Diaconia Internationale Hilfe mit Sitz in Beinwil am See unterstützt nach eigenen Angaben in Armenien über 8000 Kinder. Sie erhalten Kleidung und Nahrung, werden medizinisch versorgt und können eine Schule besuchen. Armenien ist das Haupteinsatzgebiet von Diaconia. Sie war die erste Organisation, die Kinder-Patenschaften in Armenien vermittelte. Vor vier Jahren ging sie aus dem Schweizer Hilfswerk "Der Ostkurier" hervor. Heute beschäftigt "Diaconia" weltweit 160 Mitarbeiter. Anlässlich des Gedenktages forderte Malgo dazu auf, die aktuelle Not in Armenien nicht zu vergessen. In der früheren Sowjetrepublik herrsche bittere Armut. Die Türkei und das mit ihr verbündete Aserbaidschan blockierten die Grenzen zu der früheren Sowjetrepublik und versuchten, die Armenier auszuhungern. Benjamin Malgo: "Wir hätten von Bundesrat Couchepin erwartet, dass er bei seinem Türkeibesuch auch diese bedrückende Situation anspricht."
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Jürgen Th. Müller