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Bundesamt f. Umwelt, Wald und Landschaft

Mehr Sicherheit für gefährliche Güter auf der Schiene

Bern (ots)

Ab 2003 soll Gefahrengut auf der Schiene noch
sicherer transportiert werden; untragbar hohe Risiken werden
schrittweise bis 2010 eliminiert. Eine entsprechende Erklärung haben
heute Umwelt- und Verkehrsminister Moritz Leuenberger, Benedikt
Weibel, Vorsitzender der Geschäftsleitung SBB, sowie Beat Moser,
Direktor der Gesellschaft für chemische Industrie SGCI,
unterschrieben. Die vorgesehenen Massnahmen umfassen freiwillige
Vorkehrungen seitens Chemie und SBB sowie gesetzliche Anpassungen zur
Erhöhung der Sicherheit.
Ziel des heute unterzeichneten Massnahmenpakets ist es, diejenigen
Risiken beim Gefahrenguttransport auf der Schiene zukünftig möglichst
auszuschliessen, die als untragbar hoch eingeschätzt werden. Dies
trifft auf 34 Kilometer der Schweizer Bahnstrecken zu (siehe Kasten):
Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls ist hier zwar klein, mögliche
Schäden an Mensch und Umwelt sind aber als sehr hoch einzustufen. Das
Paket zur Erhöhung der Sicherheit ist im Auftrag des UVEK unter der
Leitung des BUWAL erarbeitet worden, zusammen mit Vertretern von
Bundesbehörden (Bundesamt für Verkehr, BAV, und Bundesamt für
Strassen, ASTRA), den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sowie der
Schweizerischen Gesellschaft für chemische Industrie (SGCI).
Freiwillige Massnahmen und gesetzliche Anpassungen
Erste Massnahmen werden so rasch wie möglich ergriffen: Bis am 1.
Januar des nächsten Jahres verzichtet die schweizerische chemische
Industrie eigenverantwortlich auf den regelmässigen Binnentransport
von Chlor in Kesselwagen, unter anderem zwischen der Nordwestschweiz
und dem Wallis. Allein dadurch wird der Chlortransport in der Schweiz
um etwa 25 Prozent reduziert. Ebenfalls bis am 1. Januar 2003 rüsten
die SBB freiwillig 623 bei ihr eingestellte Kesselwagen mit
Entgleisungsdetektoren aus.
Die gesetzlichen Massnahmen umfassen betriebliche
Sonderbehandlungen, verbesserte Kesselwagen sowie Verbote (vgl.
gemeinsame Erklärung). Für die beiden toxischen Gase Chlor und
Schwefeldioxid werden die Risiken schrittweise reduziert: Ab Anfang
2006 dürfen die erwähnten Gefahrenstoffe nur noch unter verschärften
Voraussetzungen (Sonderfahrten oder spezielle Kesselwagen)
transportiert werden, ab Anfang 2010 sind ausnahmslos spezielle
Kesselwagen einzusetzen, die deutlich sicherer sind. Im weiteren wird
sich die Schweiz auch auf internationaler Ebene für die
sicherheitstechnische Verbesserung von Kesselwagen einsetzen. Ein
Verbot betrifft Phosgen: Der äusserst giftige chemische Ausgangsstoff
wird zurzeit nicht in Kesselwagen transportiert, sondern in
Kleinmengen; diese Praxis soll bis spätestens 1. Januar 2004
gesetzlich verankert werden.
Die Gesamtinvestitionen zur Durchführung der Massnahmen belaufen
sich auf etwa 7 Mio. Franken; dabei geht es um die Beschaffung von
Entgleisungsdetektoren durch die SBB sowie von sichereren Kesselwagen
durch die schweizerische Gütertransport-Wirtschaft.
Hohes Sicherheitsniveau wird nochmals verbessert
Die gemeinsame Erklärung von SGCI, SBB und UVEK listet die
erwähnten Massnahmen detailliert auf. Sie hält zudem fest: Das
Sicherheitsniveau beim Gefahrenguttransport auf der Schiene ist im
internationalen Vergleich bereits heute sehr hoch - durch die
gemeinsamen Anstrengungen kann es aber noch weiter verbessert werden.
Die Erklärung sieht auch die Erarbeitung eines Controllings vor sowie
von Sanktionsmechanismen.
Im weiteren sollen flankierende Massnahmen verhindern, dass sich
der Transport von Chlor und Schwefeldioxid auf die Strasse verlagert.
In grossen Mengen werden diese heute ausschliesslich in Kesselwagen
auf der Schiene transportiert, wo das Unfallrisiko tiefer ist.
Deshalb ist vorgesehen, bis Anfang 2004 den Strassentransport der
erwähnten druckverflüssigten Gase sowie von Phosgen in
Transportbehältern von mehr als 1000 kg Nettogewicht zu verbieten.

Kontakt:

UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt,
Verkehr, Energie, Kommunikation
Pressedienst

André Schrade
stellvertretender Generalsekretär UVEK
Tel. +41/31/323'96'40

Bruno Oberle
Vizedirektor BUWAL
Tel. +41/31/322'24'94

Martin Schiess
Stv. Chef der Sektion Sicherheitstechnik BUWAL
Tel. +41/31/322'54'34

Danni Haerry
Pressechef SBB
Tel. +41/51/220'41'11

Richard Gamma
SGCI (Bereich Umweltschutz, Sicherheit, Technologie)
Tel. +41/1/368'17'24

Beilagen:
- Gemeinsame Erklärung
- Karte «Aktualisierte Übersicht betreffend untragbare
Personenrisiken»

Auf 34 Schienenkilometer ist das Risiko «untragbar» hoch

Der Transport gefährlicher Güter unterliegt der Störfallverordnung
(StFV) vom 1.4.1991 - eine Konsequenz des Unfalls von Schweizerhalle
bei Basel 1986. Ihr Ziel ist es, Bevölkerung und Umwelt vor schweren
Schädigungen durch Störfälle zu schützen. Per August 2001 hatte das
BUWAL die auf der StFV basierenden Richtlinien für Verkehrswege
erlassen, auf denen Gefah-rengut transportiert wird. Damit sind
gesamtschweizerisch gültige Kriterien geschaffen worden, um die
vorhandenen Risiken einheitlich beurteilen zu können. Diese
«Beurteilungskriterien II zur Störfallverordnung» unterscheiden drei
Risikoklassen:

1. Untragbar.
2. Übergangsbereich.
3. Tragbar.

Mit dem vorliegenden Massnahmenpaket sollen die untragbar hohen
Risiken unter die kritische Schwelle und damit in den
Übergangsbereich gesenkt werden. Am risikoreichsten sind jene
Strecken, auf denen grosse Mengen von Gefahrengut durch dicht
besiedeltes Gebiet transportiert werden. Die aktualisierte
Risikoübersicht zeigt, dass noch 34 Kilometer der Bahnstrecken ein
untragbar hohes Risiko aufweisen - eine erste summarische
Risikoeinschätzung war von 135 Streckenkilometern ausgegangen.
Hauptgrund für diesen Unterschied: Verbessertes Zahlenmaterial
belegt, dass es in den letzten Jahren zu einem Rückgang von Unfällen
gekommen ist - dank verschiedenen Massnahmen wie z.B.
Zugskontrolleinrichtungen. Zudem liegen heute präzisere Daten zur Art
und Menge der transportierten gefährlichen Güter vor.

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