Kriminalität in der Schweiz sinkt, Gewaltdelikte steigen
Bern (ots)
Das Bundesamt für Polizei veröffentlicht Lagebericht und Kriminalstatistik 2000
Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten in der Schweiz ist im letzten Jahr auf rund 271'000 und damit auf den tiefsten Stand seit dem Beginn der Erfassung im Jahr 1982 gesunken. Entgegen dem rückläufigen Trend stiegen jedoch die angezeigten Körperverletzungen und Delikte gegen die Freiheit wie Drohung, Nötigung und Erpressung an.
Der Rückgang der registrierten Straftaten ist vor allem auf die verschiedenen Formen von Diebstahl zurückzuführen, die den grössten Teil der in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfassten Delikte ausmachen und stark zurückgegangen sind.
Der Lagebericht 2000 umfasst neben der PKS eine Analyse verschiedener Kriminalitätsformen und beschäftigt sich speziell mit der Situation der Pädophilie in der Schweiz sowie mit den bisher erlassenen Strafentscheiden in Zusammenhang mit organisierter Kriminalität.
Mehr Fälle von Kindsmissbrauch
In den Medien nehmen Berichte über internationale Pädophilennetzwerke breiten Raum ein. Eine Analyse der Anzeigen und Gerichtsurteile zum sexuellen Missbrauch von Kindern in der Schweiz zeigt hier ein differenzierteres Bild. Sexuelle Handlungen mit Kindern werden vor allem von Einzeltätern begangen. In der Schweiz wurde noch kein Fall eines grösseren Pädophilennetzwerks aufgedeckt.
Am häufigsten werden Mädchen zwischen zwölf und sechzehn Jahren Opfer sexueller Handlungen mit Kindern. Viele Täter sind ebenfalls minderjährig.
Die Anzahl der Verurteilungen wegen sexuellen Handlungen mit Kindern ist im Zeitraum von 1993 bis 1997 von 218 auf 319 gestiegen, die Zahl der Anzeigen im Zeitraum von 1997 bis 2000 von 1'143 auf 1'308. Wie verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen, ist jedoch von einer Dunkelziffer auszugehen.
Ebenfalls steigend ist die Zahl der aufgedeckten Fälle von sexuellen Handlungen mit Kindern im Ausland. Noch 1997 wurde kein einziger Fall angezeigt, 2000 waren es bereits acht Fälle mit internationalen Bezügen. Kaum aktenkundig ist dagegen der Kinderhandel Richtung Schweiz. Zwischen 1997 und 2000 wurden nur drei Fälle angezeigt.
Bis anhin 63 Strafurteile wegen organisierter Kriminalität
Voraussichtlich auf den 1. Januar 2002 wird der Bund im Rahmen der Effizienzvorlage die Kompetenz erhalten, zur effizienteren Bekämpfung der Schwerstkriminalität komplexe Verfahren im Bereich der interkantonalen und internationalen organisierten Kriminalität, Geldwäscherei, Korruption und Wirtschaftskriminalität selbst zu führen (neuer Art. 340bis Strafgesetzbuch).
Im Sinne einer Zwischenbilanz wurden alle bis jetzt ergangenen Urteile zum «OK-Artikel» des Strafgesetzbuchs (Artikel 260ter StGB) einer Analyse unterzogen. Dabei zeigte sich, dass relativ wenige Urteile vorliegen - 63 erstinstanzliche Strafentscheide seit der Inkraftsetzung des Artikels 1994 - und dass daraus nur ein knappes Viertel in Schuldsprüchen mündete.
Mehr Falschgeld sichergestellt
Der Lagebericht 2000 enthält zudem die aktuelle Falschgeldstatistik. Aus dieser geht hervor, dass Falschgeld auch im vergangenen Jahr zu keinen gravierenden Störungen der Schweizer Wirtschaft führte.
Die Zentralstelle Falschgeld überprüfte im letzten Jahr 98'373 Banknoten auf deren Echtheit. Davon konnten 97'900 (Vorjahr 49424) als Fälschungen identifiziert werden, was einem Anstieg um 98% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser massive Anstieg geht auf eine einzige Sicherstellung zurück. Allein 59'505 Falsifikate in Stückelungen von 100-, 200- und 1000-CHF-Noten im Gesamtwert von CHF 23'695'200 sollten als Filmrequisiten benützt werden und gelangten in Einzelfällen auch in Umlauf.
Insgesamt wurden im Jahr 2000 70'786 (Vorjahr 22'674) falsche Schweizer Münzen und Banknoten im Wert von CHF 24,1 Mio. (Vorjahr CHF 7,9 Mio.) sichergestellt.
Starke Zunahmen bei synthetischen Drogen und Cannabis
Im letzten Jahr wurden viel mehr synthetische Drogen und Cannabis, aber weniger Heroin und Kokain sichergestellt. Die Anzeigen wegen Drogenkonsum sind mit über 37'000 gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent gestiegen. Dem Vorjahrestrend entsprechend hat der Konsum von Marihuana, Kokain und Amphetaminen erneut stark zugenommen. In kurzer Zeit haben sich die so genannten Thaipillen auch in der Technoszene etabliert und sind zur Modedroge geworden.
Die abnehmende Anzahl von Verzeigungen wegen Schmuggel und Handel deutet nicht auf eine sinkende Delinquenz hin, sondern darauf, dass die polizeiliche Ermittlungstätigkeit vor allem wegen der Komplexität grosser Betäubungsmittelfälle in personeller und materieller Hinsicht an ihre Grenzen stösst.
Kontakt:
Thomas Köppel
Bundesamt für Polizei
Tel.: +41 (0)31 324 9287