Bundesamt f. Umwelt, Wald und Landschaft
BUWAL: Forschungskonzept Umwelt für die Jahre 2004 - 2007 Umweltforschung erhält neue Impulse
Bern (ots)
Bern, 25. März 2003
Die Schweizer Umweltforschung zählt in einigen Gebieten zur Weltspitze, weist jedoch auch Lücken auf. Das heute publizierte Forschungskonzept Umwelt 2004 - 2007 will mithelfen, bestehende Defizite zu beheben. So sollen unter anderem Umweltrisiken besser erforscht werden. Ein weiteres Augenmerk gilt der Frage, wie weit marktwirtschaftliche Instrumente als Anreiz für emissionsarmes und ressourcenschonendes Verhalten wirken. Das Forschungskonzept Umwelt ist vom BUWAL zusammen mit der "Beratenden Kommission für Umweltforschung" erarbeitet worden.
Die Umweltforschung ist für eine wirksame und effiziente Umweltpolitik unentbehrlich. Sie fördert das Verständnis für ökologische Prozesse und für Zusammenhänge zwischen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Schweiz gehört in etlichen Forschungsbereichen wie Klimaänderungen, Luftreinhaltung oder Gewässerschutz zu den weltweit führenden Ländern. Andere Gebiete hingegen - so etwa Ökosysteme, Biodiversität, nichtionisierende Strahlung oder Umweltrisiken - sind noch ungenügend erforscht. Zudem besitzt die angewandte Forschung einen zu geringen Stellenwert (siehe Kasten 1).
Das Forschungskonzept soll mithelfen, die bestehenden Defizite zu beheben. Es wendet sich einerseits an die Schweizer Forschungsinstitutionen, welche die im Konzept definierten Schwerpunkte in ihre Planung einfliessen lassen und die Umweltforschung aktiv vorantreiben sollen. Andererseits bildet es die Basis für eine verstärkte Umweltforschung innerhalb der Bundesverwaltung.
Das Konzept enthält folgende thematischen Schwerpunkte, die in einem breiten Beteiligungsprozess (siehe Kasten 2) definiert wurden:
- Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Schadstoffe, physikalische Belastungen und künstlich veränderte Organismen Die Forschung soll effiziente Methoden entwickeln, damit ökologische Risiken von Emissionen frühzeitig erkannt, erfasst und vermieden werden können. Sie soll Grundlagen zur Definition von Grenzwerten liefern und Anreizsysteme ausarbeiten (z.B. marktwirtschaftliche Instrumente). - Verlust der natürlichen Ressourcen sowie der biologischen und landschaftlichen Vielfalt Die Forschung soll Methoden und Indikatorsysteme erarbeiten, mit denen die immer schneller werdenden Wandlungsprozesse (z.B. Zersiedelung, Bodenverschleiss, Verlust der Biodiversität) erfasst und interpretiert werden können. Sodann gilt es, die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf die biologische und landschaftliche Vielfalt der Schweiz zu untersuchen und die Resultate im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung der Ressourcen zu gewichten. Schliesslich sollen Anreizsysteme entwickelt werden, die den Verbrauch intakter Landschaften bremsen helfen. - Änderungen des Klimas und dessen Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft Die Forschung soll die Politik dabei unterstützen, ihre internationalen Verpflichtungen gemäss Klimakonvention und Kyoto- Protokoll (8 Prozent weniger Treibhausgase als 1990) zu erfüllen. Die marktwirtschaftlichen Instrumente (z.B. Emissionshandel, Joint Implementation), die als Anreiz für emissionsarme Verfahren und Technologien funktionieren sollen, sind vermehrt nutzbar zu machen. - Umgang der Gesellschaft mit Risiken (integrales Risikomanagement) Damit Umweltrisiken (z.B. Naturgefahren, Gentechnik) frühzeitig erkannt und vermieden werden können, müssen die Prozesse verstanden werden, die dazu führen. Die Umweltforschung soll Grundlagen erarbeiten, nach denen die umweltrelevanten Risiken beurteilt und gegeneinander abgewogen werden können. Um geeignete Massnahmen zu planen, braucht es zudem plausible Vorhersagen dazu, wie wahrscheinlich der Eintritt verschiedener Katastrophenszenarien ist und welches deren Auswirkungen sind.
Als weitere Priorität des Forschungskonzeptes gilt es, die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftszweige ("Interdisziplinarität") zu fördern und Fachleute ausserhalb der Wissen-schaftswelt in die Forschung einzubeziehen ("Transdisziplinarität").
Zur Umsetzung des Forschungskonzeptes und zur Stärkung der Schweizer Umweltforschung hat das BUWAL verschiedene Massnahmen vorgesehen (siehe Kasten 1). So fordert das Forschungskonzept unter anderem eine schrittweise Erhöhung der finanziellen Mittel, damit das BUWAL selber die Umweltforschung vermehrt fördern kann. Doch selbst mit mehr Ressour-cen kann das BUWAL die notwendigen Massnahmen nicht alleine verwirklichen und ist auf die Unterstützung der Institutionen der Forschung und der Forschungsförderung (z.B. Hochschulen, Universitäten, Schweizerischer Nationalfonds, Bund/Kantone, Privatwirtschaft) angewiesen.
BUWAL BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT Pressedienst
Publikation Forschungskonzept Umwelt für die Jahre 2004 - 2007 Bezug in deutscher und französischer Sprache beim Bundesamt für Umwelt, Wald und Land-schaft (BUWAL), Dokumentation, CH-3000 Bern, Fax: +41 (0)31 324 02 16, mailto:docu@buwal.admin.ch, Bestellnummer: SRU-351-D/F
Auskünfte - Arthur Mohr, BUWAL, Chef der Abteilung Ökonomie und Forschung, 031 322 93 29 - Ulrich Kunz, Abteilung Ökonomie und Forschung, 031 322 99 79
Internet http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/forsch/index.html Besseres Forschungsmanagement soll Umsetzung erleichtern Die angewandte Forschung hat gegenüber der Grundlagenforschung einen geringeren Stellenwert. Dies führt laut Forschungskonzept unter anderem dazu, dass die Erarbeitung von Vermeidungs- und Umsetzungsstrategien zu wenig gefördert wird. Ferner gibt es für die angewandte Forschung kaum Instrumente, um die Forschungsaktivitäten zu erfassen und zu evaluieren. Ein Forschungsmanagement mit Leistungsaufträgen, Reporting und Controlling soll die Forschungsaktivitäten nun transparenter machen. Zudem gilt es sicherzustellen, dass die Schwerpunkte des Forschungskonzeptes von den Institutionen der Forschung und der Forschungsförderung in ihre Strategien, Arbeitsprogramme und Planungen aufgenommen werden.
Breit abgestütztes Konzept Das Forschungskonzept wurde vom BUWAL gemeinsam mit der "Beratenden Kommission für Umweltforschung" (BKUF) erarbeitet. Dieses 22-köpfige Konsultativorgan unter dem Vorsitz von Prof. Peter Tschopp setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft, der Wirtschaft und des Bundes. Für die Kapitel des Forschungskonzeptes, in denen es um einen Überblick, die Finanzierung und die Zwischenbilanz der Umweltforschung der letzten Jahre geht, wurden die massgeblichen Forschungs- und Forschungsförderungsinstitutionen befragt und umfassende Vernehmlassungen durchgeführt. Die in der Umweltforschung tätigen Institutionen und Verwaltungsstellen haben auch bei der Festlegung der Forschungsprioritäten und der strategischen Ziele mitgewirkt.