Bundesamt f. Umwelt, Wald und Landschaft
BUWAL: Monte San Giorgio wird Weltnaturerbe Fossilien-Stätte kommt zu hohen Ehren
Bern (ots)
Bern/Bellinzona, 2. Juli 2003
Der Monte San Giorgio im Südtessin ist heute in die Liste des UNESCO- Welterbes aufgenommen worden. Ausschlaggebend für den Entscheid des Welterbe-Komitees sind die herausragenden paläontologischen Funde in diesem Gebiet. Seit dem 19. Jahrhundert wurden dort Tausende von Skeletten von Meeressauriern und Fischen entdeckt, unter denen sich seltene oder gar einmalige Arten befinden. Mit der Aufnahme des Monte San Giorgio erhält die Schweiz neben dem Gebiet Jungfrau- Aletsch-Bietschhorn ein zweites Weltnaturerbe.
Der Monte San Giorgio (1096 Meter) erhebt sich als pyramidenförmiger Berg am Südufer des Luganersees. Die als Welterbegut nominierte Fläche - ein Gebiet von 849 Hektaren - erstreckt sich über die Gemeinden Meride, Riva San Vitale und Brusino Arsizio. Weitere rund 1400 Hektaren, verteilt auf sechs Gemeinden, umgeben das Gebiet als Pufferzone. Die gesamte Fläche ist seit 1977 im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von na-tionaler Bedeutung und kantonales Landschaftsschutzgebiet.
Der weltweit aussergewöhnliche Wert des Monte San Giorgio liegt in den 230 bis 245 Millionen Jahre alten fossilführenden Schichten aus dem geologischen Zeitabschnitt Mitteltrias. Ruhige Ablagerungsbedingungen und sauerstoffarme Verhältnisse in dem Gebiet führten zu sehr gut erhaltenen Fossilien in fünf übereinander liegenden Schichten, an denen sich die Entwicklungsgeschichte verschiedener Gruppen von Meerestieren studieren lässt. Bislang wurden über 10'000 Exemplare gefunden, darunter 30 Reptilienarten, 80 Arten von Fischen, ungefähr 100 Arten von Wirbellosen sowie zahlreiche Mikrofossilien.
Forschungen am Monte San Giorgio betreiben seit über 150 Jahren vor allem die paläontologischen Institute der Universitäten Zürich und Mailand. Ausgrabungen werden vom Kanton Tessin nur zu wissenschaftlichen Zwecken bewilligt. Obwohl der Fossilreichtum des Monte San Giorgio seit langem weltweit bekannt ist, konzentrieren sich die Funde auf die paläontologischen Museen in Zürich, Lugano und Mailand. Einige Objekte werden auch im Museo dei Fossili in Meride gezeigt.
Nebst reichen und gut erhaltenen Fossilfunden bietet der Monte San Giorgio auch andere Naturwerte. So wurden dort über 550 Pilzarten nachgewiesen sowie drei Arten von Spinnen entdeckt und erstmals wissenschaftlich beschrieben; hinzu kommt eine reichhaltige insubrische Flora (z. B. Magerwiesen).
Da sich die fossilführenden Schichten des Monte San Giorgio bis auf italienischen Boden erstrecken, wurden bereits Schritte eingeleitet, um dieses Gebiet in ein grenzüberschreitendes Welterbeobjekt einzubeziehen.
BUWAL BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT Pressedienst
Auskünfte - Marco Molinari, Chef Sektion Kultur- und Naturgüter des Umweltdepartementes Kt. Tessin, Tel. 091 814 37 65, Mobil 079 444 25 04 - Meinrad Küttel, Chef Sektion Schutzgebiete, Abt. Natur, BUWAL, Tel. 031 322 93 24 - Markus Felber, Museo dei Fossili di Meride (Auskünfte zu wissenschaftlichen Aspekten), Tel. 091 630 14 00, Mobil 079 444 52 00
Internet Zum Monte San Giorgio: http://www.montesangiorgio.ch Zum UNESCO-Weltnaturerbe: http://www.unesco.org/whc/nwhc/pages/sites/main.htm
UNESCO-Welterbe - "Nobelpreis" für Kultur- und Naturgüter Die Welterbe-Liste der Unterorganisation der UNO für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) ist ein Instrument des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturgutes der Welt. Die Liste führt die Güter auf, denen das Welterbe-Komitee aussergewöhnlichen universellen Wert bescheinigt. Durch die Aufnahme als Welterbe werden die Objekte zum ideellen Besitztum der Menschheit, für dessen Erhaltung die internationale Staatengemeinschaft zusammenarbeiten muss. Die Aufnahme in die Welterbe-Liste erfolgt auf Antrag des Staates, auf dessen Hoheitsgebiet sich das Objekt befindet und nach einem strengen Evaluationsverfahren.
Zur Zeit gehören dem UNESCO-Welterbe rund 730 Kultur- und Naturgüter an. Vier dieser Kulturgüter befinden sich in der Schweiz, nämlich das Kloster St. Gallen, das Kloster St. Johann in Müstair (GR), die Berner Altstadt und die Tre Castelli in Bellinzona. Mit der Auf- nahme des Monte San Giorgio verfügt die Schweiz zusammen mit dem 2001 aufgenommenen Gebiet Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn über zwei Weltnaturgüter.