Luzerner Kantonsspital kämpft gegen Kostensteigerungen
Luzern (ots)
Im Jahr 2002 hat das Kantonsspital Luzern (KSL) den budgetierten Staatszuschuss um 12,9 Millionen Franken überschritten. Diese Kreditüberschreitung ist auf diverse Gründe zurückzuführen. Trotz des immer schwieriger werdenden Umfeldes blickt das KSL positiv in die Zukunft: Das Zentrumsspital zählt auf das Bekenntnis seitens der Politik und Bevölkerung, um so auch zukünftig die wichtigen Zentrumsfunktionen erfüllen zu können.
Das Kantonsspital Luzern konnte den Leistungs- sowie den Grundversorgungsauftrag trotz erschwerter Bedingungen infolge Kreditrestriktionen erfüllen. Die durchschnittlich betriebene Bettenzahl blieb unverändert bei 695. Hingegen stieg die Zahl der stationär und ambulant behandelter Patienten gegenüber dem Vorjahr um 6'494 Patienten, was einen Zuwachs von 7,1 Prozent bedeutet. Die durchschnittliche Bettenbelastung lag bei 89 Prozent (minus 1,4 Prozent), wobei die beiden grossen Kliniken Medizin (97 Prozent) und Chirurgie A (89,7 Prozent) überdurchschnittlich stark belegt waren. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer verringerte sich von 9 Tagen auf 8,5 Tage.
Steigende Kosten - weniger Einnahmen
Der budgetierte Staatszuschuss (Globalkredit) inklusive stationäre und ambulante Psychiatrie belief sich auf 83,6 Millionen Franken. Mit 96,5 Millionen Franken liegt der effektive Staatszuschuss um 27,8 Millionen Franken über demjenigen des Vorjahres. Die Globalkreditüberschreitung beträgt somit 12,9 Millionen Franken. Die Zunahme der allgemein versicherten Patienten (plus 934 oder 4,8 Prozent), die enorme Kostenzunahme beim medizinischen Bedarf, die Vollbesetzung des Stellenplans, der weitere Rückgang der verrechenbaren Krankentage, die Stagnation der KVG-abhängigen Tarife und die wachsenden gesetzlichen Auflagen führten unter anderem zu dieser Überschreitung.
Leistungsauftrag im Jahr 2002 noch erfüllt
Die finanzpolitischen Zielsetzungen des Kantons Luzern "Steuern senken und Schulden abbauen" verfolgt die Spitalleitung mit grosser Sorge. Diese Entwicklung wird schwerwiegende Folgen für die Sicherstellung der künftigen medizinischen Versorgung in den Spitälern des Kantons Luzern haben. Nicht nur die Finanzierung des Tagesgeschäftes, sondern auch die Werterhaltung der baulichen und apparatetechnischen Infrastruktur wird so zukünftig in Frage gestellt. Um den Leistungsauftrag weiterhin erfüllen zu können, müssen die entsprechenden Gelder gesprochen werden. Der Abbau des Leistungsauftrages dürfte angesichts der Tatsache, dass die Patienten heute wesentlich besser über die Machbarkeit und die medizinischen Fortschritte informiert sind, nicht in Frage kommen.
Die Entwicklung in der Medizin geht weiter
Neue, sehr wirkungsvolle aber auch teure Medizinprodukte drängen auf den Markt. Der jährliche Aufwand für Medikamente, Implantate und medizinisches Verbrauchsmaterial stieg in den letzten fünf Jahren von 32,2 Millionen auf 54 Millionen Franken (plus 67,7 Prozent). Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Einweginstrumente, welche wegen der BSE-Erkrankung eingesetzt werden müssen. Alleine der Einsatz dieser Einweginstrumente verursacht dem KSL jährliche Mehrkosten von zirka zwei Millionen Franken. Neue Medikamente und Operationsverfahren stellen aber nicht nur einen Kostenfaktor dar. Dank medizinischem Fortschritt kann der Patient das Spital früher verlassen und kann sich so schneller und schmerzarmer wieder in seiner gewohnten Umgebung integrieren.
Neu setzt das KSL eine Kommission ein, welche die Einführung und Beurteilung neuer Medikamente prüft: Mit dieser Kommission macht das Kantonsspital Luzern einen weiteren Schritt, der Kostenexplosion entgegenzuwirken.
Finanzielle Einschränkungen, Stellenstop - Auswirkungen auf Qualität und Patientensicherheit
Die Sparmassnahmen im Gesundheitsbereich zeigen auch Auswirkungen in der Pflegepraxis. Durch den Stellenstop ist das Pflegepersonal gezwungen, ganz klare Prioritäten zu setzten. Die Patienten sind auf persönliche Begleitung in Krisensituationen und Unterstützung im Bewältigungsprozess angewiesen. Diese zentralen Aufgaben in der professionellen Pflege können heute nur zweitrangig im Pflegealltag integriert werden. Die kontinuierlich hohe Arbeitsbelastung führt einerseits zu Arbeitsunzufriedenheit und lässt andererseits die Fehlerquellen steigen. Eine renommierte amerikanische Studie, welche im Herbst 2002 in der Fachzeitschrift JAMA publiziert wurde, zeigt diese Problematik deutlich auf. Zusammengefasst kann gesagt werden, je mehr Patienten eine Pflegende zu betreuen hat, desto höher ist die Mortalität, die Burnoutsymptome steigen, was wiederum zu einer Senkung der Berufszufriedenheit führt.
Realisierte Projekte und geplante Vorhaben
Im vergangenen Jahr konnte das KSL die Stockwerksanierung im 6. OG West (Urologie) sowie im 10. OG West (HNO) abschliessen. Im Herbst 2002 wurde das Augenlaserzentrum Zentralschweiz (azz) eröffnet. Dank einer Zusammenarbeit zwischen der Augenklinik des Kantonsspitals Luzern als öffentliche Institution und der Augentagesklinik Sursee als private Institution können Synergien genutzt und teure Infrastruktur besser ausgelastet und damit schneller amortisiert werden.
Im September 2002 hat das Luzerner Stimmvolk entschieden, dass die Sterilgüter der öffentlichen Spitäler des Kantons künftig nicht mehr dezentral durch die Spitäler selber, sondern zentral durch eine spezialisierte Firma aufbereitet werden sollen. Im Juli nimmt die zentrale Sterilgutversorgungsanlage (ZSVA) auf dem Areal des Kantonsspitals Luzern ihren Betrieb auf. Die Planung der Zusammenlegung der Notfall- und Intensivpflegestationen in einem Anbau auf der Nordseite des Spitalzentrums sowie die Planung des Zentralschweizer Kinderspitals mussten infolge Sparmassnahmen sistiert werden.
Volkswirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens
Die Volkswirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens wird immer noch zu wenig zur Kenntnis genommen. Der Einbezug in wirtschaftliche Überlegungen entfällt ganz. Die Reduktion der Krankheits- und Unfallzeiten und die damit verbundene Einsparung an Taggeldern, die schnellere Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess, die Lebensqualitätsverbesserung, das Steueraufkommen der im Gesundheitswesen tätigen Personen sowie die Aufträge an Industrie, Handel und Gewerbe dürften sich auf einige Milliarden Franken belaufen.
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