Alle Storys
Folgen
Keine Story von Kinderlobby Schweiz mehr verpassen.

Kinderlobby Schweiz

(ots) 27. bis 30. Oktober
3. Konferenz der Kinder in Trogen

Lenzburg (ots)

Bereits zum dritten Mal findet die Konferenz der
Kinder, organisiert von der Kinderlobby Schweiz in Zusammenarbeit mit
der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, in Trogen statt. Rund 40 Kinder
aus neun Kantonen nehmen daran teil.
Wer traurig ist, malt keine bunten Bilder
Der Samstag war dem diesjährigen Thema vom Tag des Kindes, der
Alltagskultur der Kinder, gewidmet. Am Morgen ging es zuerst einmal
darum, herauszufinden, wie und wo sich die Alltagskultur der Kinder
manifestiert und was genau sie selber darunter verstehen. Dabei
zeigte sich deutlich, dass Kinder Kultur viel breiter fassen als
Erwachsene. Auf Bäume klettern gehört für sie genauso dazu wie
fluchen, lästern oder Musik machen und sich modisch kleiden. 
Am Nachmittag widmeten sich die Konferenzteilnehmerinnen und
-teilnehmer verschiedenen Teilaspekten ihrer Kultur. Mit Lust und
Spass an der Sache forschten sie nach den Wurzeln und Ästen der
Alltagskultur und gingen dabei erstaunlich methodisch vor.
Eine Gruppe befasste sich mit dem Thema lästern, eine andere sann
übers schimpfen nach. Wo wird gelästert, über wen und warum? Neben
Lehrern, Eltern, Polizisten und Verkäuferinnen gehören auch alte
Leute oder Stars zu den "Opfern". Wenn Kinder lästern, dann tun sie
das nicht immer hinter dem Rücken der Betroffenen, sondern manchmal
auch sehr deutlich, meinten die Konferenzkinder. Schimpfen und
lästern muss man um Dampf abzulassen befanden sie. Beliebte
Schimpfnamen sind deutlich vom jeweiligen Dialekt gefärbt und in der
Mehrheit ziemlich deftig. Eine entsprechende Aufzählung zeigte auf,
wie viel Fantasie aufs Lästern und Schimpfen verwendet wird. Kinder
wissen auch sehr genau, dass Schimpfnamen, die auf eine persönliche
Eigenart des "Opfers" abzielen, viel verletzender sind als solche,
die sozusagen zum Allgemeingut gehören.
Malen als kultureller Ausdruck war das Thema einer weiteren
Gruppe. Diese Kinder widmeten sich zuerst dem Wo und dann dem Wie.
Malen kann man fast überall, nicht nur im Kindergarten oder zu Hause,
sondern auch draussen in der Natur stellten sie fest. Jedes Kind malt
anders und die Bilder widerspiegeln zudem den Gemütszustand der
Künstler. Wer traurig ist, malt eher keine bunten Bilder und wer
wütend ist, der malt pfuschig, befand die Diskussionsrunde. Vor allem
halten die Kinder nichts von einer Bewertung der Bilder. Sie
akzeptieren, dass jedes anders malt.
Eine Besonderheit der diesjährigen Konferenz ist ihre
Zweisprachigkeit. Manchmal wird nur französisch gesprochen, manchmal
deutsch und französisch und dann wieder nur deutsch - die Kinder
akzeptieren dies vorbehaltlos. Auch dies ein Ausdruck ihrer
kulturellen Fähigkeiten.
Kinder fordern: Mehr Vertrauen und Verständnis
Viele der Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer sind dieses Jahr
bereits zum dritten Mal mit dabei. Das gibt einerseits Routine im
Diskutieren. In den Gruppen wird sehr konzentriert gearbeitet, die
Resultate kommen klar formuliert. Andererseits stellten die alten
Konferenzhasen auch fest, dass die Konferenzbeschlüsse selten grosse
Nachwirkung zeigen. "Zwar besuchen jedes Jahr interessierte
Erwachsene die Schlusspräsentation und immer wieder erscheinen
Berichte in der Presse, doch das ist auch alles. Nach zwei drei
Wochen hört man nichts mehr davon bis zum nächsten Jahr." Zwei
Hauptforderungen der Kinder prägten den Abschluss des ersten
Arbeitsblockes: Sie wollen ernst genommen werden und möchten, dass
die Erwachsenen ihnen zuhören und sie fordern Mitbestimmung, zum
Beispiel in der Schule, aber auch bei den Freizeitvergnügen. 
Jedes Jahr wird am 20. November zum Tag des Kindes aufgerufen und die
Kinderlobby Schweiz belegt den Tag mit einem ausgewählten Thema. Um
zu zeigen, dass ihr die Mitbestimmung der Kinder wichtig ist,
entschloss sich die Kinderlobby Schweiz das Thema für 2001 von den
Kindern in Trogen bestimmen zu lassen. Am Sonntag diskutierte die
Konferenz also, welches Thema im nächsten Jahr Tag des Kindes-Thema
sein solle. Aus einer ersten sehr breiten Palette von 40 Vorschlägen
wählten die Kinder zuerst drei Themen aus, an denen sie
weiterarbeiten wollten. Neben dem Recht auf Mitbestimmung in der
Schule zählten das Recht auf eine freie Wahl der
Freizeitbeschäftigung und das Recht auf Zuwendung und Verständnis der
Erwachsenen zu den Favoriten. Diese Grundrechte wurden in Workshops
vertieft. Mit witzigen Werbeshows versuchten die einzelnen Gruppen
anschliessend, ihr Thema dem Plenum schmackhaft zu machen. Die
Ausmarchung war nicht einfach, zwei Themen wurden etwa gleich starkt
bewertet. Partizipation in der Schule und die Beziehung zwischen
Kindern und Erwachsenen. Schliesslich schwang letzteres obenauf. Für
den Tag des Kindes 2001 fordern die Kinder also mehr Verständnis von
den Erwachsenen, mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten und ein besseres
Aufeinandereingehen.
Gemeinsam bearbeiteten die Konferenzteilnehmerinnen- und
teilnehmer dieses Thema ein letztes Mal. Sie sammelten Ideen wie man
an seinem Wohnort das Verständnis der Erwachsenen für die Kindern
unterstützen könnte. Sie hielten fest, wo und wann Erwachsene ihre
Versprechen nicht halten. Sie machten sich Gedanken zum Kontakt von
Erwachsenen zu Kindern und suchten nach Wegen, das gegenseitige
Vertrauen zu stützen.
Rückfragen:
Kinderlobby Schweiz, Bleicherain, Postfach 416, 5600 Lenzburg,
Barbara Ackermann, Tel. +41 62 888 01 88, E-mail:  
BarbaraAckermann@compuserve.com
 [ 002 ]