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Sucht Schweiz / Addiction Suisse / Dipendenze Svizzera

SFA - Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme Alkohol: Vorsicht Rutschgefahr

Lausanne (ots)

Der Übergang von einem genussvollen zu einem
problematischen und abhängigen Alkoholkonsum ist fliessend. Alkohol 
kann Unfälle, Krankheiten und Leid verursachen. Betroffene berichten,
wie sie in einen problematischen Konsum gerutscht sind - langsam, aus
Gewohnheit und oft unbewusst. Am 20. November 2008 ist Nationaler 
Aktionstag Alkoholprobleme. Unter dem Motto "Vorsicht Rutschgefahr" 
sensibilisieren Fachstellen die Bevölkerung in der ganzen Schweiz für
den problematischen Alkoholkonsum.
Martin Stoll und Andreas Rosenast (Namen geändert) kennen sich 
nicht. Doch vieles verbindet die beiden. Sie sind beruflich 
erfolgreich, haben Familie und sie teilen ein ähnliches Schicksal. 
Martin ist Mitte vierzig, verheiratet und lebt mit seiner Familie im 
eigenen Haus. Was mit einem feinen Glas Wein am Mittag und einem 
kühlen Bier am Abend begann, hat sich schleichend und fast unbemerkt 
ausgeweitet. Vermehrt melden sich unzufriedene Kunden. Spannungen in 
der Ehe tauchen auf. Am meisten trifft ihn die Abwehr der Kinder. 
"Neulich hat mich der Älteste als Süffel bezeichnet", sagt Martin. 
Wie konnte es geschehen, dass der Alkohol seine Interessen langsam 
überdeckte?
"Wie auf einer Rutschbahn"
"Am Anfang hat mich der Alkohol angeregt und am Abend entspannt, in 
letzter Zeit ist mir oft alles egal, wenn ich getrunken habe". Wenn 
er mittags Wein trinke, sei er den ganzen Nachmittag nichts mehr wert
und wenn er nach der Arbeit ein Bier öffne, sei der Abend gelaufen, 
berichtet Martin. "Es ist wie auf einer Rutschbahn; wenn ich 
loslasse, kann ich nicht mehr anhalten." Der Alkoholkonsum wurde bei 
Martin zur Gewohnheit. Er verlor die Kontrolle.
Bei Andreas Rosenast gehörte der Alkohol früh zur Freizeit, zum 
Leben. Andreas ist Informatiker. Der 33-Jährige ist verheiratet und 
hat drei Kinder. Er ist ehrgeizig, absolvierte eine Weiterbildung an 
der Fachhochschule. Mit 17 Jahren hatte er begonnen, regelmässig 
Alkohol zu trinken. Er trank stets, um sich zu entspannen, abends und
am Wochenende. Sein Alltag mit Beruf sowie Familie steckt voller 
Anforderungen - und Belastungen.
Andreas und Martin wollen mit der Hilfe von Fachleuten ihr Problem
mit Alkohol angehen.
Wo wird's problematisch?
Die Grenze zwischen einem risikoarmen und problematischen Konsum ist 
nicht bei allen Menschen gleich. Und sie ist fliessend. Das Alter, 
das Geschlecht, die individuelle Gesundheit, die Menge oder das 
Umfeld, in dem getrunken wird, spielen eine Rolle. Das Alkoholtrinken
folgt oft einer bestimmten Gewohnheit, verfestigt sich wie bei Martin
und Andreas mit der Zeit.
Drei Konsummuster sind problematisch:
- Chronisch zu hoher Alkoholkonsum: Trinkt eine Frau täglich zwei 
Gläser Alkoholisches oder mehr und trinkt ein Mann jeden Tag vier 
Gläser oder mehr, ist dies ein problematischer Konsum. Ein Glas kann 
eine Stange Bier, ein Glas Wein oder ein Gläschen Schnaps sein.
- Rauschtrinken oder episodisch zu hoher Konsum: Bei Frauen sind dies
vier Gläser oder mehr zu einer Gelegenheit, bei Männern fünf Gläser 
oder mehr.
- Situationsunangepasster Konsum: Im Strassenverkehr, am 
Arbeitsplatz, in der Schule oder während der Schwangerschaft hat der 
Alkoholkonsum keinen Platz. Bei einer Medikamenteneinnahme muss mit 
dem Arzt, der Ärztin besprochen werden, ob oder wie viel Alkohol 
zuträglich ist.
Fachleute schätzen, dass rund 105 000 Menschen in der Schweiz 
chronisch zu viel trinken. Über 930 000 Personen trinken episodisch 
zu viel. Der Übergang von einem problematischen zu einem abhängigen 
Konsum ist fliessend. Eine Alkoholabhängigkeit wird nicht über die 
Menge des getrunkenen Alkohols definiert. Sie ist eine Krankheit, die
anhand international geltender Kriterien diagnostiziert wird. 
Schätzungen gehen davon aus, dass rund 300 000 Menschen in der 
Schweiz alkoholabhängig sind.
Eingeschliffene Gewohnheit
Viele trinken Alkohol vor allem aus Gewohnheit, die oft nicht 
reflektiert wird. Während die meisten Menschen keine Probleme mit 
Alkohol entwickeln, entgleitet manchen die Kontrolle. So wird zum 
Beispiel ein Bier bestellt, ohne dass man sich überlegt hätte, ob man
wirklich Lust darauf hat. Oder man verwechselt die Lust auf das Bier 
mit der eingeschliffenen Gewohnheit: Es hat immer dazugehört und ein 
Verzicht wäre ein Bruch mit dem wohlig Vertrauten.
Wenn jemand trinkt, um sich besser oder weniger schlecht zu 
fühlen, ist das Risiko besonders gross, immer mehr zu trinken.
Wie viel ist zu viel?
Manchmal ist es schwierig zu wissen, wo man mit dem eigenen Konsum 
steht. "Wie viel Alkohol kann ich trinken, ohne meiner Gesundheit 
oder meinem Umfeld zu schaden?" Risikoarm mit Alkohol umzugehen, 
bedeutet für gesunde erwachsene Männer, maximal zwei Gläser pro Tag 
zu trinken. Das können zum Beispiel zwei Ballons Wein sein oder zwei 
Stangen Bier oder zwei kleine Gläschen Schnaps. Gesunde erwachsene 
Frauen sollten pro Tag höchstens eines dieser Getränke trinken. 
Ausnahmen bei besonderen Gelegenheiten können vorkommen. Dann sollte 
man nicht mehr als vier Getränke zu sich nehmen. Diese Trinkmengen 
sind Anhaltspunkte und dürfen nicht als Norm verstanden werden. 
Risikoarmer Konsum bedeutet auch: Am Arbeitsplatz, im 
Strassenverkehr, beim Sport und in der Schwangerschaft auf Alkohol 
verzichten. Kinder bis 16 Jahre sollten keinen, 16- bis 18-Jährige 
nur gelegentlich und wenig Alkohol trinken.
Wer sich über die potenziellen Risiken des eigenen Alkoholkonsums 
Gedanken machen will, kann sich selbst testen. Ein Papiertaschentuch 
zum diesjährigen Aktionstag verweist auf einen Selbsttest auf 
www.aktionstag-alkoholprobleme.ch, der auf vier einfachen Fragen 
basiert.
Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme
Der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme vom 20. November 2008 
sensibilisiert die Öffentlichkeit für den problematischen 
Alkoholkonsum. Suchtfachstellen aus der ganzen Schweiz tragen mit 
Informationsveranstaltungen und weiteren Aktivitäten dazu bei, das 
Thema zu enttabuisieren und Betroffenen sowie deren Angehörigen Mut 
zu machen, die bestehenden Hilfsangebote zu nutzen. Der Aktionstag, 
der in diesem Jahr unter dem Motto "Vorsicht Rutschgefahr" steht, 
wird gemeinsam organisiert vom Fachverband Sucht, von GREA 
(Groupement romand d'études des addictions), INGRADO (servizi per le 
dipendenze), dem Blauen Kreuz, den Anonymen Alkoholikern (AA), der 
Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) und der 
Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme 
(SFA). Drei Broschüren zum Thema können bei der SFA bestellt werden.

Kontakt:

Monique Helfer
Mediensprecherin SFA
Tel. 021 321 29 74
E-Mail: mhelfer@sfa-ispa.ch

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