Bundesamtes für Kultur setzt sich für Wiedereröffnung der Kirche San Stae in Venedig ein
Bern (ots)
Das Bundesamt für Kultur (BAK) akzeptiert die Schliessung der Kirche San Stae in Vendig nicht. Es versucht mit der Unterstützung der Schweizer Botschaft in Rom eine baldige Wiedereröffnung der Kirche San Stae und damit einen Zugang zur Ausstellung von Pipilotti Rist zu erreichen.
Seit 1988 zeigt das Bundesamt für Kultur in der barocken Kirche San Stae am Canale Grande jeweils einen zweiten offiziellen Beitrag der Schweiz zur Kunstbiennale von Venedig. Auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission hat die Künstlerin Pipilotti Rist zur diesjährigen Biennale ihre speziell für die Kirche erarbeitete Videoinstallation Homo sapiens sapiens eingerichtet. Die Biennale wurde am 12. Juni eröffnet und dauert noch bis zum 6. November. Pipilotti Rists Arbeit besteht aus einer Videoprojektion an die Kirchendecke, welche die Besucherinnen und Besucher von Liegebetten am Boden aus betrachten können. Der Film zeigt die Vision eines himmlischen Paradieses vor dem Sündenfall. Zu sehen sind in kaleidoskopischen Bildern unter anderem die Körper zweier nackter Frauen in einer paradiesischen Naturszenerie. Die Videoinstallation wurde inzwischen von mehreren Tausend Besucherinnen und Besuchern gesehen und gilt nach dem Echo in der internationalen Presse und in Fachkreisen als einer der Höhepunkte der diesjährigen Biennale.
Ende Juni wurde das BAK vom Pfarrer der Kirche, Don Aldo Marangoni, informiert, dass sich eine Gruppe italienischer Katholiken über die Projektion von nackten Körpern in der Kirche beschwert habe. Das BAK hat dem Pfarrer daraufhin eine ausführliche Stellungnahme zugesendet, in der es auf die vielen positiven Besucherreaktionen verweist, die theologische Deutung der Nacktheit und ihre Umsetzung in der Arbeit der Künstlerin erläutert sowie den Respekt der Arbeit vor der Sakralität des Gotteshauses versichert. Der Pfarrherr erklärte sich in seiner Antwort vollständig mit dieser Sichtweise einverstanden, womit die Angelegenheit geklärt schien. Am Montag, 19. September, wurde die Kirche San Stae ohne vorhergehende Konsultation des BAK durch Don Aldo Marangoni für das Publikum geschlossen. Eine offizielle Begründung für diese Schliessung von Seiten des Pfarrers oder der venezianischen Kurie ging bisher nicht ein. Eine Tafel an der Kirche verweist auf technische Gründe. Das BAK hat nach der Meldung der Schliessung in einem offiziellen Schreiben auf den gültigen Mietvertrag verwiesen und eine Wiedereröffnung der Kirche verlangt. Dieses Schreiben wurde nicht beantwortet. Das Patriarchat von Venedig hat inzwischen in einer Pressemitteilung vom 23. September erklärt, dass kein Fall der Zensur vorliege und die Schliessung in der alleinigen Verantwortung des Pfarrers liege. Das BAK versucht aktiv mit Unterstützung der Schweizer Botschaft in Rom eine baldige Wiedereröffnung der Ausstellung in der Kirche San Stae zu erreichen um die Ausstellung von Pililotti Rist dem Publikum wieder zugänglich zu machen.
BUNDESAMT FÜR KULTUR Kommunikation
Auskünfte: Andreas Münch, Leiter Dienst Kunst,BAK, Tel. +41 31 322 92 89