ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik
Frankreich will EU-Tierversuchsverbot für Kosmetika kippen
Zürich (ots)
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Frankreich vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) Klage gegen das erst in diesem Jahr erlassene Tierversuchsverbot für Kosmetika eingereicht. Die vielfach als eine der wichtigsten Verbesserungen im Tierschutz gelobte Kosmetikrichtlinie, über die 13 Jahre lang verhandelt wurde, sieht vor, dass ab 2009 in der EU keine Kosmetika mehr verkauft werden dürfen, die in Tierversuchen getestet wurden. "Es ist ein Skandal, dass dieses längst überfällige Verbot, kaum das man sich endlich darauf geeinigt hatte, jetzt zu Fall gebracht werden soll", meint Rita Dubois, Geschäftsführerin der Schweizerischen Gesellschaft für Tierschutz/ProTier (SGT/ProTier).
Frankreich, wo mit L'Oreal der grösste Kosmetikhersteller der Welt seinen Firmansitz hat, begründet seine Klage damit, dass das Verbot zu streng sei, den Regeln der Welthandelsorganisation widerspreche, für den Menschen gefährliche Produkte zur Folge hätte und nur geringe Verbesserungen für den Tierschutz mit sich brächte. "Es ist sicher kein Zufall, dass der Vorstoss aus Frankreich kommt, denn L'Oreal gehört zu den Kosmetikkonzernen, die noch Tierversuche zur Herstellung ihrer Produkte einsetzen", erklärt Rita Dubois.
Auch von anderer Seite wird die Kosmetikrichtlinie unter Beschuss genommen. Eine Europäische Vereinigung für kosmetische Inhaltsstoffe, die rund 70 Firmen aus der Schweiz, Belgien, Frankreich, Deutschland und Italien repräsentiert, hat vor dem Gericht erster Instanz der EuGH ebenfalls gegen das Tierversuchsverbot geklagt.
"Beide Klagen wurden schon im Juni eingereicht, und erst jetzt bekannt. Offensichtlich scheuen die Beteiligten die Öffentlichkeit und das mit einem derartigen Vorhaben verbundene negative Image. Jetzt wird sich zeigen, ob die europäische Rechtsprechung willens ist, Tierschutz über Profitstreben von Grosskonzernen zu stellen", sagt Rita Dubois.
Die SGT/ProTier setzt sich als Mitglied des Europäischen Dachverbands zum Stopp von Tierversuchen (ECEAE) seit Jahren für ein konsequentes Vermarktungsverbot von an Tieren getesteten Kosmetika ein.
Jedes Jahr sterben in Europa rund 38'000 Tiere für die Entwicklung von Kosmetika. In der Schweiz sind derartige Tierversuche verboten.
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