Theo Waigel in der ZEIT über Tugenden und Sünden eines Bundesfinanzministers
Hamburg (ots)
Theo Waigel, 62, ehemaliger Bundesfinanzminister, der länger als jeder andere im Dienst war, stellt in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT Verhaltensregeln für Finanzminister auf und gibt persönliche Ratschläge:
"Er sollte nie nie sagen. Jeder Finanzminister wird permanent gefragt: Schliessen Sie dieses, schliessen Sie jenes aus? Wenn er sich festlegt und dann in drei, vier Jahren doch anders handeln muss, weil sich die Lage geändert hat, heisst es sofort: Du lügst."
"Er darf nicht lügen, aber er muss nicht alles sagen. Ein Beispiel: Wenn wichtige Währungsentscheidungen bevorstehen, muss er notfalls wider besseres Wissen klar sagen: Nein, das findet nicht statt. Nur so kann er Schaden abwenden, der eine Volkswirtschaft ruinieren könnte."
"Er darf nicht zu viel lachen. Wenn er zu fröhlich ist, bekommt ihm das nicht. Wenn er aber nur ein grantiges Gesicht macht, sagen die Leute: Um Gottes willen, die Dinge müssen schlecht stehen!"
"Der Finanzminister braucht ungeheuer viel Geduld und Gelassenheit. Denn er muss vieles akzeptieren, was er nicht oder fast nicht ändern kann. Weil die Mehrheiten nicht immer so sind, wie er sie brauchte."
Gerechtigkeitssinn, moralische Ansprüche: "Ich halte es für selbstverständlich, dass ein Finanzminister über diese Kardinaltugenden in besonderem Masse verfügen muss - auch wenn sie in der Politik mitunter schwierig zu praktizieren sind."
"Wer im persönlichen Bereich ein Verschwender ist, der kann kein Finanzminister sein."
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 24/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 07. Juni 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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