economiesuisse: Konjunkturlagebericht und wirtschaftspolitische Perspektiven 2005
Zürich (ots)
Nachdem sich die Schweizer Wirtschaft in den vergangenen Jahren mit eher unbefriedigenden Konjunkturergebnissen begnügen musste, kann das 2004 als recht gut bezeichnet werden. Der Aufschwung der Weltwirtschaft hat nicht nur die Umsätze der Schweizer Exportbranche erhöht, sondern auch den Binnensektor stimuliert. Die realen Wachstumsperspektiven für das kommende Jahr dürften zwischen 1,4 - 1,8 % liegen.
Aktuelle Wirtschaftslage
Nachdem die Konjunktur mit viel Schwung in das Jahr 2004 gestartet war, hat sie sich im Herbst etwas abgeschwächt. In den ersten 10 Monaten haben sich die Auslandumsätze der Exportbranchen deutlich verbessert, einzelne Branchen haben sogar Spitzenergebnisse erzielt. Dieses Resultat ist umso erfreulicher, als der Absatz auch geographisch breit abgestützt war. Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exportwirtschaft darf als gut bezeichnet werden. Auch der Dienstleistungssektor hat sich insgesamt positiv entwickelt. Der Tourismus hat seine dreijährige Baisse überwunden. Die Banken und Versicherungen erzielten im ersten Halbjahr gute bis sehr gute Resultate, das zweite Halbjahr hat sich etwas weniger gut entwickelt.
Der private Konsum, als wichtigste Nachfragekomponente, hat sich im ersten Semester 2004 gut gehalten, seit dem Herbst deuten aber die Detailhandelsumsätze und das Konsumklima auf eine Verflachung hin, was wohl mit dem stagnierenden Arbeitsmarkt und den Kaufkrafteinbussen durch die Ölpreissteigerung zusammenhängen dürfte.
Alles in allem war 2004 wirtschaftlich und konjunkturell ein relativ zufrieden stellendes Jahr. Das Realwachstum liegt bei 1,8% und die durchschnittliche Jahresteuerung bleibt mit voraussichtlich 0,9% relativ tief. Gleichzeitig waren die monetären Rahmenbedingungen insgesamt günstig.
Ausblick Schweiz
Der breit abgestützte weltwirtschaftliche Aufschwung dürfte sich, wenngleich leicht abgeschwächt, im 2005 fortsetzen. Die schweizerische Exportwirtschaft sollte auch im kommenden Jahr von dieser Dynamik profitieren, obwohl die Exporte etwas an Schwung einbüssen. Der Tourismus blickt einer positiven Entwicklung entgegen und für den übrigen Dienstleistungssektor wird die weitere Geschäftsentwicklung zuversichtlich beurteilt. Der private Konsum dürfte im bisherigen Rhythmus mit 1,3% expandieren. Die unsicheren Arbeitsmarktaussichten und die etwas verhaltenen Wachstumsaussichten dämpfen hingegen die mittelfristigen Einkommenserwartungen der Haushalte. Das reale Wirtschaftswachstum wird 2005 zwischen 1,4 - 1,8% liegen.
Wirtschaftspolitische Prioritäten
Aus konjunktur- und wachstumspolitischen Gründen sind im Jahr 2005 verschiedene Politikfelder stark gefordert:
- In der Geldpolitik besteht kein Grund für eine weitere Anhebung des Zinszielbandes angesichts der konjunktur- und inflationsdämpfenden Stärke des Frankens;
- Die Rückführung der Haushaltdefizite bei Bund und Kantonen über die Zügelung des Ausgabenwachstums bleibt von erstrangiger Bedeutung;
- Die Reform der Unternehmenssteuern verträgt keinen Aufschub mehr; die jüngste Studie von economiesuisse hat deutlich gemacht, dass auch anderswo grosser steuerpolitischer Handlungsbedarf besteht;
- Der Abbau von Marktzutrittsschranken auf dem Binnenmarkt bleibt ebenfalls vordringlich;
- Der Marktzugang zur EU gehört für die Wirtschaft zu den wesentlichen externen Rahmenbedingungen; die Bilateralen Abkommen und die Personenfreizügigkeit sind deshalb für die Schweiz von grundsätzlicher und erstrangiger Bedeutung;
- Im Bildungsbereich insbesondere auf der Tertiärstufe müssen die bildungspolitischen Weichen endlich gestellt werden.
Wegen des internationalen Wettbewerbs um Produktionsstandorte und Arbeitsplätze wird der Druck auf die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen weiterhin sehr hoch bleiben. Dieser Herausforderung muss sich auch die staatliche Wirtschaftspolitik stellen.
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