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Berner Wissenschafter entschlüsseln Baumodul der Hagia Sophia: Quadrat/Kreis-Doppelmodul war Entwurfsprinzip des "Achten Weltwunders"

Berner Wissenschafter entschlüsseln Baumodul der Hagia Sophia: Quadrat/Kreis-Doppelmodul war Entwurfsprinzip des "Achten Weltwunders"
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Istanbul/Bern/Heerbrugg (ots)

Hinweis: Ein Bild wird durch Photopress über Keystone verbreitet 
Weitere Bilder: www.newsaktuell.ch/d/galerie.htx?type=obs
Nahezu eineinhalbtausend Jahre
nach ihrer Errichtung im Zentrum des alten Konstantinopel gibt die
Hagia Sophia ihr Konstruktionsprinzip preis. Entschlüsselt hat es
Volker Hoffmann, Professor am Institut für Kunstgeschichte der
Universität Bern, unter Einsatz modernster 3-D-Lasertechnologie.
Einige dieser ersten Laser-Auswertungen werden Mitte Juli 2004 in
Istanbul am Kongress der Internationalen Gesellschaft für
Photogrammetrie und Fernerkundung (ISPRS) erstmals zu sehen sein.
Wegen ihrer immensen, nahezu schwerelos über dem freien Hauptraum
schwebenden Kuppel galt die im Auftrag von Kaiser Justitian
errichtete Sophienkirche in der Spätantike als achtes Weltwunder.
Gebaut wurde die "Aya Sofya" in nur sechs Jahren zwischen 532 bis 537
n.Ch. nach den Plänen des Mathematikers Anthemios von Tralles und des
Architekten und Statikers Isidoros von Milet. Doch die Pläne dieses
bedeutenden Bauwerkes und heutigen UNESCO-Weltkulturerbes blieben für
immer verschollen. Seit Hunderten von Jahren versuchen Fachleute zu
ergründen, wie es diesen Wissenschaftern und Künstlern im 6.
Jahrhundert gelungen ist, eine freischwebende nahezu 56 Meter hohe
Kuppel von 31 Metern Durchmesser auf nur vier Säulen zu errichten.
Berücksichtigt man die in der Spätantike verfügbaren technischen
Möglichkeiten, so gilt sie noch heute für viele Fachleute als eine
der kühnsten Konstruktionen von Menschenhand.
"Unmöglichkeit" einer Proportionsbestimmung
"Das entscheidende Erlebnis beim Eintritt durch die Kaiserpforte
in den Hauptraum, der sich sogleich in voller Weite und Höhe bis zum
Scheitel der riesigen Kuppel frei überschaubar darbietet, ist die
Unmöglichkeit, ein eindeutiges Verhältnis zu den Dimensionen und eine
gültige Bestimmung der Proportionen zu finden. Dieses von den
Erbauern beabsichtigte Phänomen ergibt sich aus der räumlichen
Struktur, der scheinbaren Schwerelosigkeit der Kuppel, und der
verwirrenden Fülle direkter und indirekter Lichtführung" schreibt
Marco Polo. Dank der Arbeit der Berner Kunsthistoriker liegen nun die
Erkenntnisse über diese Proportionen und ihre konsequente Anwendung
durch die damaligen Architekten und Baumeister vor.
Bauweltwunder aus Eins-zu-Einsnullsechs
Wie Volker Hoffmann mit seinem Mitarbeiter Nikolas Theocharis in
einem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten
Forschungsprojekt herausfand, beruht der gesamte Entwurf der Hagia
Sophia auf einem Analemma. Das ist ein bereits von Ptolemäus
beschriebenes Projektionsverfahren, bei welchem sich Quadrat und
Kreis umfangen sowie dreidimensional als Würfel und Kugel
durchdringen. Für die Hagia Sophia hatten Anthemios und Isidoros
gemäss Volker Hoffmanns Erkenntnissen ein verschränktes
Doppelquadrat-Analemma als einheitliche Entwurfsfigur für den
Grundriss und den Aufriss der Kirche entwickelt. Nach
3-D-Lasermessungen mit einem HDS™-Laserscanner Leica 2500 und
einem Handlasermeter Leica Disto™ in der Hagia Sophia
entschlüsselten die beiden Wissenschafter der Universität Bern mit
dem Verfahren des sogenannten Reversed Engineering nun 1470 Jahre
später einen "Mutterriss". Er beruht auf einem Seitenverhältnis von 1
zu 1,06 des kleinen Quadrates zum grossen Quadrat. In ihren
bisherigen Untersuchungen kommen die Forscher zum Schluss, dass "in
der Hagia Sophia wohl keine bauplanrelevanten Punkte und Linien zu
finden sein dürften, die sich nicht mit geometrischer Logik aus
diesem Mutterriss ableiten liessen."
Geniales Entwurfsprinzip rekonstruiert
Dieses von Volker Hoffmann als "Mutterriss" der Hagia Sophia
bezeichnete Entwurfs- und Bauprinzip ist genial. "Vereinfacht könnte
man sagen: würde der Mutterriss mit Pflöcken und Schnüren auf dem
Bauplatz abgesteckt, dann bräuchte der Baumeister lediglich das
Doppelquadrat einzumessen und schon liessen sich alle anderen Punkte
(Pflöcke) und Linien (Schnüre bzw. Visierlinien) der gesamten
Hagia-Sophia-Architekturelemente sehr genau übertragen", sagt der
Professor für Architekturgeschichte und Denkmalpflege der Universität
Bern. Nächstes Jahr sollen nach Vervollständigung der
Laserauswertungen und nach Rücksprache mit Museumsdirektor Mustafa
Akkaya Resultate dieser Forschungsarbeit für die 14 Millionen
Einwohner Istanbuls und für die zahlreichen Besucher der Hagia Sophia
in einer Ausstellung  präsentiert werden. Die zum ISPRS-Kongress
jetzt im Juli 2004 angereisten zweitausend Photogrammeter und
Fernerkundungsfachleute erhalten bereits dieses Jahr in Istanbul auf
dem Ausstellungsstand der Leica Geosystems erste Einblicke.
Niemand hatte bisher in diesem der Göttlichen Weisheit (Hagia
Sophia) gewidmeten Bauwerk das Entwurfsprinzip erkannt, bis Volker
Hoffmann es nun unter dem Einsatz modernster 3-D-Lasermesstechnik
zusammen mit seinem Mitarbeiter Nikolaos Theocharis nach 1470 Jahren
endlich entschlüsselte.

Kontakt:

Prof. Dr. Volker Hoffmann
Institut für Kunstgeschichte
Hodlerstrasse 8
CH-3011 Bern
Tel. +41/31/631'4743
Fax +41/31/631'8969
E-Mail: hoffmann@ikg.unibe.ch

Fritz Staudacher
Leica Geosystems AG
Heinrich-Wild-Strasse
CH-9435 Heerbrugg (Schweiz)
Tel. +41/79/201'5891
Fax +41/(0)71/726'5043
E-Mail: Fritz.Staudacher@leica-geosystems.com
E-Mail: staud1@bluewin.ch

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