Comparis: Managed Care Modelle bedroht - Auswirkungen der neuen KVG-Verordnung über Franchisen-Rabatte
Zürich (ots)
Die ab 1. Januar 2005 gültige neue Verordnung über die Krankenversicherung mindert die preisliche Attraktivität von HMO- und Hausarztmodellen. Brisant: zurzeit läuft die Vernehmlassung zur Förderung dieser Managed Care Modelle.
Von den Akteuren in der Schweizer Gesundheitspolitik ist allgemein anerkannt, dass durch Förderung von alternativen Versicherungsformen wie HMO- und Hausarztmodellen die Kostensteigerung im Gesundheitswesen gebremst werden kann. Diese sogenannten "Managed Care" Modelle (MC-Modelle) bieten in der Tat beachtliches Sparpotenzial. Eine Studie des Sozialökonomischen Instituts der Universität Zürich belegt, dass Versicherte in MC-Modellen auf Dauer bis zu 26 Prozent weniger Kosten verursachen als Personen mit gleicher Risikostruktur in der traditionellen Grundversicherung. Der Internetvergleichsdienst comparis.ch kann denn auch bestätigen: Die MC-Modelle stellen mit den heute geltenden Prämientarifen in mindestens 25 von schweizweit 43 Prämienregionen die günstigste Form der Krankenversicherung dar. (1)
Maximalrabatt für Managed Care ist neu durch die Prämien der traditionellen Grundversicherung begrenzt
Ende Mai hat nun der Bundesrat die Verordnung zum Krankenversicherungsgesetz (KVG) und darin insbesondere die Regeln, nach denen die Kassen Prämienrabatte gewähren dürfen, abgeändert. Die Änderung wird am 1. Januar 2005 in Kraft treten und führt zwei wesentliche Neuerungen ein:
- Wahlfranchisen bis 2500 Franken. - Maximaler Prämienrabatt auf wählbare Franchisen: 50 Prozent der Grundprämie, Basisfranchise mit Unfall.
Zusätzlich wird im Kommentar zur Verordnung festgehalten, dass eine Prämie festgelegt wird, die nicht unterschritten werden darf. Diese Minimalprämie beträgt 50 Prozent der Grundprämie. Sie darf auch unter Einschluss des Rabatts für MC-Modelle nicht unterschritten werden. Dies bestätigt auf Anfrage auch Theodor Laubscher, der stellvertretende Leiter Abteilung Aufsicht Krankenversicherung beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).
comparis.ch hat die neuen Rabatte auf die heutigen Prämien angewendet. Das Resultat: Basierend auf der neuen Regelung sind bei der Maximalfranchise die MC-Modelle in keiner der erwähnten 25 Regionen mehr günstiger als die günstigste traditionelle Grundversicherung.
Innovative Kassen werden benachteiligt
comparis.ch schätzt, dass rund ein Drittel der über 360'000 Versicherten, die im letzten Jahr ihre Kasse wechselten, zur Gruppe der Versicherten mit der höchsten Franchise gehören. Sie sind gesund und haben nur eine lose Beziehung zu Ihrer Kasse. Wenn eine Krankenkasse Marktanteile erobern will, so muss sie diesen guten Risiken kompetitive Prämien anbieten. Hier können MC-Modelle in Zukunft ihren Prämienvorteil nicht mehr ausspielen.
Krankenversicherer wie Swica, ÖKK oder Wincare haben in den vergangenen Jahren Dutzende Millionen Franken in MC-Modelle investiert, um sich im Verdrängungswettbewerb erfolgreich zu positionieren und Marktanteile zu gewinnen. Diese Förderer der MC-Modelle, die zu einer Kostendämpfung im Gesundheitswesen beitragen, bleiben mit der neuen Verordnung im Regen stehen. Für die Anbieter traditioneller Grundversicherungen, welche stattdessen auf Risikoselektion setzen, ist mit der geänderten Verordnung sichergestellt, dass ihre Produkte von den MC-Modellen preislich im Prinzip nicht mehr unterboten werden können. Das ist nicht Kosten-, sondern Konkurrenzdämpfung im Gesundheitswesen.
Brisant ist das Thema, weil am 12. Juli die Frist für die Vernehmlassung zur 2. KVG Revision, in welcher es u.a. um die Förderung von MC-Modellen geht, abläuft. Wenn man MC-Modelle aufgrund ihrer kostendämpfenden Wirkung auf der einen Seite fördern will, macht es keinen Sinn, deren Attraktivität für die am ehesten zu einem Kassenwechsel bereiten Versicherten gleichzeitig auf dem Verordnungsweg zu verringern.
(1) Die Berechnung beruht auf den vollumfänglich bekannten Tarifen der Grundversicherung sowie auf den für comparis.ch verfügbaren Prämieninformationen von 90 Prozent aller HMO- und 70 Prozent aller in der Schweiz existierenden Hausarztmodelle. Verglichen wurden jeweils die Prämien im einwohnerstärksten Ort jeder Prämienregion.
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