comparis.ch zur Preisentwicklung seit der Liberalisierung des Telecom-Markts - Vom freien Fall ins Abwärtsrollen
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Zürich (ots)
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Seit dem 1. Januar 1998, also seit fast zehn Jahren, ist der Telekommunikations-Markt liberalisiert. Der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch hat die Preisentwicklung der letzten zehn Jahre analysiert. Fazit: Die Preise sind in unterschiedlichen Intervallen und Sprüngen gesunken. Die grössten Preissenkungen gab es für Festnetzgespräche ins Ausland. Kostete 1998 bei Swisscom eine Gesprächsminute nach Deutschland noch 75 Rappen, bezahlt man heute beim günstigsten Anbieter dafür noch 3 Rappen. Die Tarife für Prepaid-Angebote sind von 1,29 Franken pro Minute auf heute 24 Rappen gefallen. Die Kosten für Handy-Abonnements wiederum sind jahrelang auf einem hohen Niveau stehen geblieben.
Bis 1997 hiessen Post und Swisscom noch PTT, und das "T" für Telefon subventionierte das "P" für Post. Die Telefontarife waren staatlich festgelegt. Seit dem 1. Januar 1998 ist der Telecom-Markt liberalisiert - neben Swisscom bieten seither die verschiedensten Anbieter, so Sunrise, Orange, Tele 2 und Cablecom, Telecom-Dienste an.
Heute werden in der Schweiz pro Jahr rund 18 Milliarden Minuten über das Festnetz telefoniert, 7 Milliarden Gesprächsminuten über das Handy geführt sowie 3,7 Milliarden SMS verschickt. Pro Einwohner sind dies jährlich im Durchschnitt knapp 56 Telefon-Stunden und rund 490 SMS (inkl. Geschäftskunden).
Preisvergleich für vier Telefonie-Typen Der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch hat die Preisentwicklung seit der Liberalisierung des Telecom-Marktes, also in den zehn Jahren von 1998 bis heute, untersucht. Für die Analyse wurden vier unterschiedliche Profile von Telefonie-Typen verwendet (siehe Grafiken). Der "Wortkarge" und der "Plauderer" brauchen ausschliesslich das Handy. Mit Schwergewicht auf dem Festnetz telefonieren der "Heimatverbundene" und der "Weltverbundene".
Preissturz für Auslandgespräche Die Untersuchung von comparis.ch stellt fest, dass die Preise für Telekommunikationsleistungen in den letzten zehn Jahren generell gewaltig gesunken sind. Die grössten Preisreduktionen gab es im Festnetz in den ersten drei Jahren nach der Liberalisierung. Danach stabilisierten sich die Preise oder sanken nur noch langsam. Kostete 1997 bei Swisscom eine Gesprächsminute nach Deutschland noch 75 Rappen, verlangt sie dafür seit 2000 unverändert 12 Rappen. Bei Billiganbietern ist die gleiche Gesprächsminute sogar für 3 Rappen zu haben. Noch grösser ist die Differenz zum Beispiel für Gespräche nach Peru: Der Preis sank in den letzten zehn Jahren von 341 Rappen auf 5 Rappen. "Dies bedeutet für manche Auslandsgespräche eine Preissenkung von 99 Prozent seit der Liberalisierung", freut sich Ralf Beyeler, Telecom-Experte beim Internet-Vergleichsdienst comparis.ch.
Bei den Mobilfunk-Angeboten sind die Preise zwischen 1998 und 2001 ebenfalls kräftig gesunken. Nach einer mehrjährigen Stagnation ist es 2005 mit der Einführung des Stundentarifs und der Lancierung von attraktiven Prepaidangeboten von Migros und Coop abermals zu einem Preisrutsch gekommen. "Die Prepaidtarife haben sich alleine im Jahr 2005 von rund 70 Rappen pro Minute auf 35 Rappen halbiert", rechnet Ralf Beyeler vor. Inzwischen, im Dezember 2007, kostet die Gesprächsminute mit 24 Rappen (1) nochmals einen Drittel weniger.
(1) Annahme: je 50% der Anrufe ins Fest- und Mobilnetz.
Erklärungstexte zu den Grafiken:
Der "Wortkarge" telefoniert pro Monat während 15 Minuten mit dem Handy und versendet 15 SMS.
Als Abonnent hat der "Wortkarge" für seine monatlichen 15 Handyminuten anfänglich von einem grossen Preissturz (bei Swisscom von 39 auf 21 Franken), den die Swisscom 2001 mit der Einführung eines günstigen Einsteiger-Abonnements ausgelöst hatte, profitiert. Die anderen Anbieter mussten darauf reagieren. Während Jahren bot Swisscom für dieses Profil das günstigste Abonnement an. Erst 2004 führte Sunrise ein neues Abonnement mit günstigeren Tarifen ein. Seit 2007 kostet das günstigste Sunrise-Abonnement mindestens 25 Franken pro Monat, womit Sunrise für "Wortkarge" nicht mehr attraktiv ist.
Während den letzten zehn Jahren ist der "Wortkarge" mit einem Prepaid-Angebot billiger als mit einem Abonnement gefahren. Bereits 1998 zahlte er bei Swisscom für seine 15 Handyminuten und 15 SMS 22 Franken, heute sind es 10 Franken. Ähnlich zeigen sich im Preisvergleich die Prepaid-Angebote von Orange und Sunrise. Sie verlaufen stabil und ohne grosse Differenz. Erst 2005, als neue Anbieter wie Yallo, Migros, Coop und Aldi (seit 2007) den Markt der "Wortkargen" entdecken, kommen die Preise erneut unter Druck: 15 Handyminuten und 15 SMS kosten heute pro Monat zwischen 5 und 10 Franken.
Eine Bemerkung am Rande: 1998 gab es in der Preisliste von Swisscom keine Position SMS, Textmitteilungen hiessen noch "Natel Message". Prepaid-Kunden konnten damals noch keine SMS verschicken, sondern nur empfangen. Man konnte auf eine kostenpflichtige 157er-Nummer anrufen und dort das SMS aufgeben.
Der "Plauderer" telefoniert drei Stunden pro Monat mit dem Handy und versendet 50 SMS.
Der "Plauderer" telefoniert pro Monat drei Stunden mit seinem Handy und ist - anders als der "Wortkarge" - mit diesem Gesprächsvolumen als Abonnent von Swisscom, Orange und Sunrise gut gefahren. Der "Plauderer" hat anfänglich von Preissenkungen profitiert, danach sind die Preise aber während Jahren praktisch unverändert geblieben.
Mit der Einführung des Stundentarifs hat Swisscom 2005 das Preisgefüge ins Rutschen gebracht. Auch hier mussten die anderen Anbieter nachziehen und sind nun nur noch wenig günstiger als Swisscom. Seit zwei Monaten bietet Sunrise mit neuen Angeboten massiv günstigere Preise an.
Prepaid-Angebote sind übrigens, was aus der Grafik nicht ersichtlich ist, seit dem Markteintritt von Migros und Coop auch für den "Plauderer" attraktiv. Hat er 1998 bei Swisscom für das von comparis.ch definierte Gesprächsvolumen fast 216 Franken pro Monat bezahlt, kostet das gleiche Prepaid-Profil beim heute günstigsten Anbieter - Aldi - noch 48 Franken. Die günstigsten Prepaid-Angebote der anderen Anbieter liegen 2007 zwischen 55 und 100 Franken.
Der "Heimatverbundene" telefoniert 5 Stunden pro Monat ausschliesslich im Inland und schwergewichtig über das Festnetz
Wer 1998 fünf Stunden pro Monat im Inland über Festnetz telefonierte, zahlte bei Swisscom knapp 50 Franken. Heute betragen die Gesprächskosten dafür nur noch gut die Hälfte. Die Preise sind für den "heimatverbundenen" Telefonierer namentlich in den ersten drei Jahren mit dem Aufkommen von billigen Anbietern rapide gesunken.
Für Ortsgespräche bezahlt man heute allerdings mehr als vor der Liberalisierung 1997, weil seit 2002 für die ganze Schweiz ein Einheitstarif gilt. Dafür wurden Ferngespräche massiv günstiger.
In den letzten Jahren sind die Mobilterminierungsgebühren, die Kosten für Verbindungen in Handynetze, stetig gesunken. Diese Senkungen der Produktionskosten gaben die Anbieter ihren Kunden weiter. Rund 10 Franken billiger telefoniert der "Heimatverbundene" seit 2004 bei Cablecom, die mit dem Fernsehkabelnetz eine Alternative zum traditionellen Festnetz brachte.
Der "Weltverbundene" telefoniert zehn Stunden pro Monat im Festnetz, die Hälfte davon mit dem Ausland.
Am meisten von der Liberalisierung des Telecom-Marktes profitieren konnte der "Weltverbundene". Die Preise für Auslandsgespräche sind in den ersten Jahren nach der Liberalisierung am stärksten gefallen.
Für 600 Gesprächsminuten über das Festnetz ins In- und Ausland bezahlte der "Weltverbundene" 1998 bei Swisscom noch monatlich knapp 260 Franken; heute sind es knapp 80 Franken. Sunrise, Cablecom und Tele 2 sind nur geringfügig günstiger. Wie sehr der "Weltverbundene" vom Preissturz profitieren konnte, zeigt folgendes Beispiel: Eine Gesprächsminute nach Peru kostete 1997 vor der Liberalisierung bei Swisscom 341 Rappen. Heute betragen die Kosten 65 Rappen. Beim Billiganbieter 10787 kostet das Gespräch heute sogar nur noch 5 Rappen. Das sind 99 Prozent weniger als vor zehn Jahren bei Swisscom.
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