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Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft

WSL: Winter 2002/03: Oben viel, unten wenig Schnee - 21 Lawinentote

Birmensdorf (ots)

(Lead) Während des ganzen Winters waren die
Schneehöhen im Vergleich zum langjährigen Mittelwert in hohen Lagen 
überdurchschnittlich, in tiefen Lagen unterdurchschnittlich. Bis 
Mitte Mai starben in den Schweizer Alpen 21 Personen in Lawinen, die 
meisten in zwei Perioden um den Jahreswechsel sowie Anfang Februar.
(Text) Am Alpennordhang begann der Winter früh: Auf dem 
Weissfluhjoch oberhalb Davos schneite es am 23. September ein - 25 
Tage vor dem langjährig gemittelten Einschneidatum. Nur 1973, 1984 
und 1996 bildete sich noch früher eine bleibende Schneedecke. Dies 
teilt das Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in 
Davos mit, welches zur Forschungsanstalt WSL gehört.
Im November brachte eine Südwestlage vor allem dem Tessin, dem 
angrenzenden Alpenhauptkamm, den Urner Alpen und dem Bündner 
Oberland ausserordentlich ergiebige Niederschläge. Diese fielen bis 
in Höhenlagen von rund 2400 m hinauf als Regen und führten vor allem 
im Bündner Oberland zu Murgängen und Überschwemmungen. Zahlreiche 
grössere Lawinen stiessen bis in tiefe, schneefreie Lagen vor.
Die mehrfach hoch gelegene Schneefallgrenze führte dazu, dass 
oberhalb von rund 2400 m die Schneehöhen anfangs Dezember weit 
überdurchschnittlich waren, darunter markant unterdurchschnittlich. 
Auf dem Weissfluhjoch (2540m) lagen etwa drei Viertel mehr Schnee 
als normal, in Davos (1560m) lediglich die Hälfte.
Schwierig einschätzbare Lawinengefahr zum Jahreswechsel
Während der langen, klaren und kalten Nächte im Dezember bildete 
sich verbreitet eine ausgeprägte Oberflächenreifschicht. In der 
zweiten Dezemberhälfte wurde sie eingeschneit und der zusätzlich 
stürmische Wind zum Jahreswechsel führte zu einer heiklen, schwierig 
einschätzbaren Lawinensituation. In der Periode vom 29. Dezember bis 
10. Januar starben acht Personen in Lawinen.
Am 23. Januar begann eine Niederschlagsequenz, die bis am 7. Februar 
andauerte. Der Schneefall kam in Schüben einer sich immer wieder neu 
aufbauenden Nordwest-Staulage. Am meisten Schnee fiel am 
Alpennordhang - zwischen zwei und drei Metern. Der Neuschnee wurde 
vom Wind verfrachtet und die Gefahr von Spontanlawinen stieg stark 
an. Die Lawinenaktivität war in allen Gebieten nördlich des 
Alpenhauptkammes intensiv. Zwischen dem 4. und 11. Februar starben 
neun Personen in Lawinen.
Sonniger Ausklang des Hochwinters und zügige Schneeschmelze
Ab dem 8. Februar stellte sich eine Schönwetterperiode ein, die - 
mit kurzen Unterbrüchen - bis Ende März andauerte. Ab dem 16. 
Februar bis Ende März war die Lawinengefahr meist mässig oder sogar 
gering. Im März stellte sich zunehmend eine typische 
Frühjahrssituation ein mit einem Anstieg der Lawinengefahr im 
Tagesverlauf.
Nach einem kurzen Comeback des Winters in der ersten Aprilhälfte 
wurde es wieder frühlingshaft mild und das Abschmelzen der 
Schneedecke schritt vor allem in den unterdurchschnittlich 
eingeschneiten Höhenlagen unterhalb von rund 2400 m zügig voran. 
Dort war das Ausapern an den Vergleichsstationen des SLF gegenüber 
dem Mittelwert um rund zwei Wochen verfrüht.
21 Lawinentote
Bis zum heutigen Datum (14.05.03) sind in den Schweizer Alpen im 
Winter 2002/03 21 Personen in Lawinen umgekommen. Es waren dies ein 
Bergsteiger, sieben Skitourenfahrer und ein Touren-Snowboarder, neun 
Variantenskifahrer und drei Varianten-Snowboarder. Diese Zahl liegt 
leicht unter dem langjährigen Mittel von 25 Lawinentoten pro Jahr. 
Allerdings muss erfahrungsgemäss bis Ende des nivologischen Jahres 
2002/03 am 30. September noch mit weiteren Lawinenopfern gerechnet 
werden.
Das schwerste Lawinenunglück des Winters ereignete sich am 5. 
Februar im Skigebiet von La Breya bei Champex, bei dem fünf 
Variantenskifahrern verschüttet wurden und vier verstarben. Das 
Unglück vom 30. April am Geisshorn im Aletschgebiet, bei dem drei 
Skitourenfahrer umgekommen sind, ist in dieser offiziellen Statistik 
der Lawinenopfer nicht enthalten. Bei diesem Unglück handelte es 
sich nicht um einen eigentlichen Lawinenunfall, sondern um das 
Abbrechen einer Wächte, was zum Absturz der Bergsteiger geführt hat.
Ein ausführlicherer Text ist unter http://www.slf.ch/news-de.html 
abrufbar, eine Übersicht über alle Lawinenunfälle ist unter 
http://www.slf.ch/info/unfall-de.html zu finden.

Kontakt:

Thomas Stucki, 081 417 01 22 (Leiter Team Lawinenwarnung)
Birgit Ottmer, 081 417 02 75 (Öffentlichkeitsarbeit und Medien)

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