Tag der Epilepsie - Genug Futter für das Gehirn
Zürich (ots)
Neue Erkenntnisse über das Gedächtnis enthüllen dessen Bedeutung nicht nur für das Lernen, sondern auch für Motivation und Lebensfreude. Eine wichtige Rolle beim Prozess des Speicherns und Erinnerns spielt die Hippokampus genannte Hirnregion.
Auf der Suche nach operativen Behandlungsmethoden von Schläfenlappenepilepsien entdeckten Forscher die Bedeutung des Hippokampus für das Gedächtnis. Diese Hirnregion wird vor einer Epilepsieoperation neurophysiologisch, neuropsychologisch und mit bildgebenden Methoden genau unter die Lupe genommen. Der Hippokampus funktioniert wie ein Flaschenhals, durch den alle neuen Informationen hindurch müssen, um dann ins Gedächtnis aufgenommen zu werden. Dazu Thomas Grunwald, Arzt am Schweizerischen Epilepsie-Zentrum: "Damit ein Mensch etwas speichern kann, muss es neu und bedeutsam für ihn sein, er muss Emotionen und Assoziationen damit verbinden, und genau dafür braucht er den Hippokampus."
Erinnerungen als Motor
"Das Leben ist nicht das, was man gelebt hat, sondern das, woran man sich erinnert." Dieses Zitat von Schriftsteller Gabriel Garcia Marquez schildert eindrücklich, was geschieht, wenn das so genannte deklarative Gedächtnis, welches Episoden und Geschehnisse speichert, nicht mehr gut funktioniert. Damit befasst sich der Neuropsychologe Hennric Jokeit, ein Kollege von Thomas Grunwald, in seiner täglichen Arbeit mit Epilepsiebetroffenen. Wer sich nicht mehr an schöne Erlebnisse erinnern kann, ist auch nicht motiviert zu Aktivitäten und verliert die Lebensfreude. Er wirkt passiv, weil er nicht mehr weiss, dass ein Konzert, eine Ausstellung oder eine Wanderung bereichern. Das kann für Angehörige sehr schwierig sein. Gerade ältere Menschen tun gut daran, achtsam mit ihren Erinnerungen umzugehen, vielleicht Tagebuch zu führen oder Fotos zu machen, Neues zu suchen, sich gefühlsmassig zu engagieren und so das Hirn zu füttern.
Beide Wissenschaftler referierten vor kurzem im Zürcher Kunsthaus zum Tag der Epilepsie über die Zusammenhänge von Epilepsie und Gedächtnis, unterstützt vom Gedächtnistrainer Gregor Staub, welcher praktische Tipps zur Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses gab. Organisiert hatten den gut besuchten Anlass die Epilepsie-Liga und das Schweizerische Epilepsie-Zentrum. Sie informieren regelmässig an öffentlichen Veranstaltungen über neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.
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