Sommerblues im Mittelstand
Main (ots)
- Geschäftsklima sinkt im August - Lageurteile deutlich schlechter, Erwartungen aber auf Jahreshoch - Großunternehmen blicken deutlich pessimistischer in die Zukunft - Beschäftigungspläne signalisieren Zuversicht
Der deutsche Mittelstand verfällt im August in einen Sommerblues: Das Geschäftsklima, der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, sinkt um 2,5 Zähler auf 14,0 Saldenpunkte. Verantwortlich hierfür ist allein die schlechtere Bewertung der laufenden Geschäfte, die Geschäftserwartungen verbessern sich dagegen auf ein neues Jahreshoch.
Die kleinen und mittleren Unternehmen schätzen ihre aktuellen Geschäfte im August deutlich weniger positiv ein als noch im Vormonat: Die Lageurteile sinken um hohe 5,6 Zähler auf 21,7 Saldenpunkte. Gründe für die merklich geringere Zufriedenheit könnten im - mittlerweile beigelegten - Zuliefererstreit bei VW und auch im unbeständigen Wetter liegen, das dem Handel mit Sommerware geschadet haben könnte. Unter den Branchen sind es jedenfalls vor allem das Verarbeitende Gewerbe und der Handel, die ihre aktuelle Geschäftslage viel schlechter beurteilen als noch im Juli.
Die Geschäftserwartungen der Mittelständler legen hingegen weiter zu. Mit 6,1 Saldenpunkten (+0,4 Zähler) erreichen sie den bisher höchsten Wert des laufenden Jahres. In Anbetracht der gestiegenen Unsicherheiten auf der außenwirtschaftlichen Seite insbesondere infolge des Brexit-Votums ist das ein beruhigendes Signal. Es unterstreicht, dass - angesichts der relativ starken Orientierung der kleinen und mittleren Unternehmen auf den heimischen Markt - die deutsche Konjunktur weiterhin auf die Binnennachfrage setzen kann.
Bei den in aller Regel international tätigen Großunternehmen hinterlassen die neuen externen Belastungen jedoch erkennbare Spuren. Sie schätzen nicht nur ihre aktuelle Lage mit jetzt 14,4 Saldenpunkten um erhebliche 5,9 Zähler schlechter ein als im Vormonat, sondern blicken im Unterschied zu den Mittelständlern mit zuletzt nur noch 1,3 Saldenpunkten (-2,5 Zähler) zugleich auch deutlich pessimistischer in die Zukunft. Das Geschäftsklima der deutschen Großunternehmen verschlechtert sich daher im August um 4,1 Zähler auf 8,0 Saldenpunkte.
Von der negativen Entwicklung abkoppeln kann sich bei den Großunternehmen lediglich die Baubranche: Die großen Baufirmen melden einen kräftigen Stimmungsanstieg um 2,6 Zähler auf sehr hohe 29,6 Saldenpunkte. Auch die - besonders stark im Wohnbau engagierten - mittelständischen Bauunternehmen bleiben bester Laune; der mittelständische Bauklimaindikator erklimmt im August bereits das vierte neue Allzeithoch in Folge (+0,4 Zähler auf von 28,3 Saldenpunkte).
Ungeachtet der Eintrübungen beim Geschäftsklima signalisieren die Beschäftigungspläne weiterhin Zuversicht. Im Mittelstand steigen sie um 0,2 Zähler auf 9,8 Saldenpunkte und bei den Großunternehmen um 1,3 Zähler auf 11,9 Saldenpunkte. Die Bereitschaft der Unternehmen weitere Arbeitsplätze zu schaffen deutet darauf hin, dass sie grundsätzlich von einem positiven Fortgang der Konjunktur ausgehen.
"Es gibt keinen Anlass von unserer recht zuversichtlichen Konjunkturprognose für 2016 und 2017 abzurücken. Zwar wird der Brexit die Unternehmensinvestitionen und den Export wohl mindestens in der zweiten Jahreshälfte 2016 dämpfen. Der anhaltende Beschäftigungsaufbau, der steigende Konsum und die Wohnbauten bleiben jedoch verlässliche Stützen der Konjunktur", sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Alles in allem werde die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr voraussichtlich um 1,8 % und 2017 noch um 1,3 % wachsen, wobei die Wachstumsverlangsamung im kommenden Jahr zum allergrößten Teil auf die deutlich geringere Arbeitstagezahl zurückzuführen sei. Das konjunkturelle Grundtempo bleibe in beiden Jahren nahezu gleich und sei angesichts der Rahmenbedingungen durchaus ordentlich. "Der Stimmungsverfall im August sollte daher eine Eintagsfliege bleiben", so Zeuner.
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter: www.kfw.de/mittelstandsbarometer.
Kontakt:
KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt
Kommunikation (KOM), Christine Volk,
Tel. +49 (0)69 7431 3867, Fax: +49 (0)69 7431 3266,
E-Mail: Christine.volk@kfw.de, Internet: www.kfw.de