Schuhimporteure enttäuscht, aber kompromissbereit
EU plant, erst bei Überschreiten von festgelegten Importmengen, Schuhe aus China und Vietnam mit Strafzöllen zu belegen
Brüssel (ots)
"Obwohl die Regelung, die jetzt auf dem Tisch liegt, eine ernsthafte Handelsbeschränkung darstellt, wäre dieser Vorschlag für uns unter Umständen akzeptabel", so Paul Verrips, Geschäftsführer des Verbandes der europäischen Schuhimporteure und -händler (FAIR). "Zumindest ist die Belastung kalkulierbar und trifft alle Akteure gleichermaßen. Wenn der Vorschlag im Laufe der Verhandlungen nicht verwässert oder grundlegend verändert wird, könnten wir zähneknirschend damit leben."
Die Europäische Kommission hatte vergangene Woche den Mitgliedsstaaten vorgeschlagen, erst dann Zölle auf Lederschuhe aus China und Vietnam zu erheben, wenn bestimmte Einfuhrmengen überschritten werden. Als Schwellwert nennt die Kommission für China 140 Millionen und für Vietnam 95 Millionen Paar Schuhe. Die Grenzwerte entsprechen 80 Prozent der 2005 aus China importierten Schuhe und 100 Prozent der vietnamesischen Importe des Jahres 2005. Bei Überschreiten dieses Importvolumens würden 23 Prozent auf alle weiteren chinesischen Schuhe und 29,5 Prozent auf Schuhimporte aus Vietnam fällig. Die EU hatte im März vorläufige Zölle auf Lederschuhe aus China und Vietnam verhängt, weil diese angeblich zu Dumping-Preisen in Europa angeboten würden. Die Strafzölle, die schrittweise auf 19,4 Prozent für China und 16,8 Prozent für Vietnam steigen, gelten bis Oktober. Hieran würde sich nun das neue, so genannte Delayed Duty System (DDS) anschließen.
Enttäuscht sind die Mitglieder des Verbandes insbesondere über das Kappen der Importmenge aus China auf 80 Prozent. Sorgen machen den Schuhimporteuren und Handelsketten zudem Details der neuen Regelung: So wird in dieser momentan keine jährliche Überprüfung der Importmengen erwähnt. "Dass die Einfuhrmengen an die Marktentwicklung und die Höhe der EU-Produktion angepasst werden müssen, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit", betont Verrips.
Außerdem hält FAIR es für unsinnig, dass die Einfuhrkontingente 2006 auf "first come, first served"-Basis vergeben werden sollen. Dies Verfahren sei intransparent und führe daher zu Ungerechtigkeiten. Ohnehin sei ja ab 2007 geplant, die Anteile auf Basis bisheriger Importdaten zu bestimmen. Wobei zehn Prozent des Importvolumens für neue Marktteilnehmer reserviert sind. "Das ist doch ein praktikabler Ansatz", so der Verbandssprecher Paul Verrips weiter. "Eine Sonderlösung für 2006 bringt außer einem doppelten Verwaltungsaufwand keine Vorteile mit sich." FAIR plädiert dafür, die Importdaten des Jahres 2005 zu Grunde zu legen, da dies das erste Jahr war, in dem es keine Handelsbeschränkungen gab und daher eine gute Referenzgrundlage bietet.
Aus Sicht des Verbandes, erübrigt sich durch die neue Regelung auch das Einziehen der bisherigen provisorischen Strafzölle, da sich die beiden Regelungen im Kern widersprechen. "Entweder sind die Importe bis zum genannten Volumen zollfrei oder eben nicht", erläutert Verrips.
"Natürlich sind wir enttäuscht, dass sich die Kommission nicht zu einem vollständigen Verzicht auf protektionistische Maßnahmen hat durchringen können. Das wäre nur konsequent gewesen, auch vor dem Hintergrund, dass die gesamte Anti-Dumping Untersuchung schwere rechtliche Mängel aufweist. Außerdem sind wir nach wie vor überzeugt sind, dass die Strafzölle der europäischen Schuhindustrie in keiner Weise nützen. Aber der jetzige Vorschlag, brächte zumindest die so dringend benötigte Planungssicherheit für unsere Mitgliedsunternehmen zurück."
FAIR Footwear Association of Importers and Retail chains:
Der Verband vertritt die Interessen von mehr als 100 Schuhimporteuren und Einzelhändlern. Hierzu gehören unter anderem Unternehmen wie Columbia (Frankreich, USA), Clarks (Großbritannien), Deichmann (Deutschland), Wortmann (Deutschland), Leder & Schuh (Österreich), Skechers (USA) Schoenenreus (Niederlande) und Vivarte (Frankreich), mit insgesamt circa 90.000 Mitarbeitern, die rund 50 Prozent des Importvolumens in die EU repräsentieren.
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