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Netz-Community hackt Kulturfördersystem

Wien (ots)

"Unser viel diskutierter, spieltheoretischer Ansatz
für Kulturförderungen stellt eine klare Absage an alle hegemonialen
Tendenzen im österreichischen Kulturbetrieb dar", freut sich
MANA-Koordinator Stefan Lutschinger: "Dieser Hack des völlig
veralteten Jury- und Beiratssystems setzt gegen jede rationalistische
Verkürzung von Förderpolitik die pure Differenz,
Kontingenzbewältigung und die fruchtbare Entfaltung von Paradoxien."
Softwarebasiertes Fördervergabesystem
Vergangene Woche wurde in Wien erstmals mit einem neuartigen
softwaregestützten Auswahlverfahren - dem MANA Community Game - ein
partizipatorisches Kulturförderbudget von 125.000 Euro an
KünstlerInnen und Kulturschaffende vergeben. Nicht KuratorInnen,
JurorInnen oder Beiräte trafen die Entscheidung über die
Fördervergabe, sondern die Einreichenden selbst. Zwölf Personen
werden projektbezogene Förderungen zwischen 5.000 und 15.000 Euro
erhalten, der Frauenanteil liegt bei 42%.
'Alte' Konzepte und 'neues Denken'
Weltweit ist das Community Game eines der avanciertesten
Vergabesysteme für Kulturförderungen, das auf ‘alten’ Konzepten der
Avantgarde - Autokuratierung und Selbstorganisation - und dem ‘neuen
Denken’ einer Kybernetik 2. Ordnung basiert. Spezifisch für MANA ist
daher die Selbstkorrektur- und Anpassungsfähigkeit an intelligente
Systemumwelten: Fehler und Schieflagen können sofort von der
Netz-Community erkannt und korrigiert werden. Die Community geht aus
diesem Prozess bestärkt hervor: 120 Einreichende haben sich gemeinsam
auf das komplexe Set von Regeln geeinigt.
Selbstverwalteter Kulturfördertopf
Die offene Netz-Community "netznetz.net" hat sich seit Herbst 2004
als assoziierter Zusammenschluss der zahlreichen digitalen
Kulturinitiativen entwickelt, die in den letzten Jahren in Wien
entstanden sind. Um diesen vielfältigen kulturellen und
künstlerischen Äußerungen gerecht zu werden, wurde bei der
Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7/Referat für Netzkultur) ein
selbstverwalteter Kulturfördertopf eingefordert, der diese sehr
aktive Szene mit rund 500.000 Euro jährlich gezielt unterstützen
soll. Das Kernstück dieses Fördermodells bildet das softwarebasierte
Auswahlverfahren MANA, über dessen spezifische Adaptierungen und
konkrete Weiterentwicklung die Netz-Community nach einer
zweimonatigen Evaluierungsphase Anfang Sommer entscheiden wird.

Rückfragehinweis:

Stefan Lutschinger, Johannes Grenzfurthner,
Hans Bernhard
Email: s.lutschinger@digitaldrafts.at
+43 660 6538616
http://mana.netznetz.net
http://en.wikipedia.org/wiki/Netznetz
http://www.parliaments-of-art.net