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Armut hat in der Stadt und auf dem Land unterschiedliche Gesichter

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Armut und Ungleichheit

Die Armut hat in der Stadt und auf dem Land unterschiedliche Gesichter

Armutsforschern der Berner Fachhochschule BFH gelang es dank einer neuartigen Datenanalyse, die unterschiedlichen Armutsrisiken in der Stadt und auf dem Land zu erfassen. Besonders interessant sind die Ergebnisse im Hinblick auf die Sozialstruktur der Armutsbevölkerung. Die Studie empfiehlt, Armutsprogramme entsprechend anzupassen.

«Obwohl gemäss Theorien des sozialen Wandels ländliche Gebiete eher bedroht sind abgehängt zu werden, ist in der Stadt Armut etwas verbreiteter als auf dem Land», sagt Oliver Hümbelin, Projektleiter am Departement Soziale Arbeit der BFH. Gängige Armutsrisiken sind aber vergleichbar: Wer wenig Bildung hat, alleinerziehend ist oder wem der Zugang zu einer Beschäftigung fehlt, hat ein erhöhtes Risiko zu verarmen. Armutsbetroffene gibt es entsprechend überall. Räumliche Unterschiede bestehen allerdings in Bezug auf Branche und Erwerbsstatus.

Unterschiede

Auf dem Land ist der Anteil armer Rentner*innen vergleichsweise hoch. Sie leben oft vom Ersparten und häufiger als in Städten reicht es einigen dennoch kaum für das Nötigste. In Städten sind dagegen überproportional viele arme Ausländer*innen aussereuropäischer Herkunft anzutreffen. Mit Blick auf die Branche sind auf dem Land insbesondere Landwirte übervertreten. Demgegenüber sind in Städten Freiberufler*innen, Kulturschaffende und Menschen, die kleinere persönliche Dienstleistungen erbringen, häufiger von Armut betroffen. Zu ihnen gehören zum Beispiel Haushaltshilfen. Diese Tätigkeiten gehen mit mehr Risiken einher als Berufe mit beständigen Arbeitsbedingungen – wie etwa in Industrie, Finanzwesen oder Verwaltung. Nicht alle Berufsgruppen profitieren von technischen Fortschritten und dem wirtschaftlichen Wandel.

Empfehlung

Ausgehend von diesen Erkenntnissen empfiehlt die Studie, die auf Daten aus dem Kanton Bern basiert, Armutsprogramme stärker auf die spezifischen Situationen in städtischen und ländlichen Gebieten auszurichten. In ländlichen Gebieten sollten Beratungsprogramme der Situation von Rentner*innen und Landwirt*innen Rechnung tragen. In Städten müssten Angebote für Menschen mit unsicheren Arbeitsverhältnissen und nicht europäische Ausländer*innen im Fokus sein.

Daten und Methode

  • Die Studie entstand im Rahmen des durch den Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projektes «Ungleichheit, Armutsrisiken und Wohlfahrtsstaat. Potenziale der Datenverknüpfung von Administrativ- und Befragungsdaten für die Ungleichheitsforschung» (vgl. inequalities.ch);
  • Datengrundlage: Verknüpfung von Steuerdaten mit zahlreichen weiteren Administrativ- und Befragungsdaten zur optimalen Analyse der finanziellen Situation von Menschen mit tiefem Einkommen;
  • erstmals kleinräumige Analyse bis auf die Gemeindeebene - die Armutsbefragung des Bundes (EU-SILC) lässt höchstens Analysen in Bezug auf Grossraumregionen zu;
  • Armutsanalysen unter Einbezug von finanziellen Reserven, aller Einkommen aus Marktaktivitäten und inkl. aller Versicherungs- und Bedarfsleistungen.

Kontakt

Prof. Dr. Oliver Hümbelin, Projektleiter BFH, oliver.huembelin@bfh.ch; Tel. +41 31 848 36 97

Beachten Sie auch den Blogbeitrag zum Thema.

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