Suche nach dem Wundermann Leitartikel von Jochim Stoltenberg
Berlin (ots)
Die nächste Bruchlandung am BER. Mit der Absage des früheren Chefs des Frankfurter Flughafens, Wilhelm Bender, hat sich die Management-Krise rund um den neuen Airport in Schönefeld weiter verschärft. Woran letztlich die Verhandlungen des neuen Aufsichtsratschefs der Flughafengesellschaft, Matthias Platzeck, mit dem pensionierten, aber offenkundig noch ambitionierten Hessen gescheitert sind, bleibt vorerst das Geheimnis der beiden. Das Gehalt als Geschäftsführer des künftigen Großflughafens dürfte dabei angesichts von Benders bisheriger Karriere wohl eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Eine größere wohl das Risiko, die gewaltigen Herausforderungen in Schönefeld und Tegel könnten dem eigenen guten Ruf gefährlich werden. Und dann ist da ja noch das Versprechen an die Familie, sich mehr um Frau und Kind zu kümmern.
Ein Geschäftsführer muss her, der willens und in der Lage ist, gleich eine doppelte Herausforderung anzunehmen. Die eine besteht darin, die "gravierenden, fast grauenhaften" Zustände auf der Baustelle BER - wie es der Technikchef Horst Amann formuliert hat - schnellstmöglich in einen eröffnungstauglichen Zustand zu verwandeln. Die zweite ist die Sicherstellung eines weiter reibungslosen Betriebs am Flughafen Tegel, der immer neue Kapazitätsgrenzen verlangt. Zwei Aufgaben, an welcher der geschasste Fughafenchef Rainer Schwarz gescheitert ist und mit denen der ehrgeizige neue Technikchef Amann wohl überfordert wäre. Ein Mann oder eine Frau muss gefunden werden, der oder die den zurzeit anspruchsvollsten vakanten Berlin-Brandenburger Job über die fachliche Qualifikation hinaus auch als ein sehr ernst genommenes berufliches Abenteuer versteht. Denn dass, wer Top-Posten rund um den BER bekleidet, auf einem Schleudersitz Platz nimmt, haben außer Rainer Schwarz auch schon der frühere Technikchef Manfred Körtgen und der resignierte Aufsichtsratschef Klaus Wowereit erfahren.
Um diesen himmelfahrtsgleichen Job wussten auch die vor Bender angesprochenen Kandidaten. Vier sollen es gewesen sein, die schon dankend abgewinkt haben. Und es ist kaum zu erwarten, dass sich einer der derzeitigen Chefs der wichtigsten deutschen Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf oder Hamburg aus seiner gesicherten Position auf das Wagnis Berlin einlässt. Also muss es einer aus der zweiten Reihe werden, der BER startklar und Tegel bis dahin einsatzfähig hält? Warum eigentlich nicht - mit der freundlich angebotenen Unterstützung des Routiniers Wilhelm Bender, der sich trotz seiner Absage als Berater bereithalten will, und eines weiteren Geschäftsführers für Finanzen an der Seite? Deutschland baut schließlich auch im Ausland erfolgreich Airports.
Matthias Platzeck muss den "Wundermann" finden. Der brandenburgische Ministerpräsident irrt allerdings gewaltig, wenn er meint, er stehe nicht unter Druck und könne sich Zeit lassen. Am Hauptstadtflughafen BER ist schon viel zu viel Zeit verloren. Platzeck scheint noch nicht recht begriffen zu haben, dass er der Nächste sein könnte, der von seinem Stuhl geschleudert wird.
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