Verein 100 Jahre Landesstreik 2018 c/o Schloss Waldegg
Premiere Theater «1918.CH - 100 Jahre Landesstreik»
Feldbrunn-St.Niklaus (ots)
100 Jahre Landesstreik: Theater erfolgreich gestartet
In Olten hatte am 16. August das Theaterprojekt 1918.CH seine Premiere. Mehr als 460 Spielerinnen und Spieler aus der ganzen Schweiz führen darin dramatische Szenen aus der Zeit des Landesstreiks vor hundert Jahren auf. 1918.CH ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit einem der elementarsten Ereignisse der modernen Schweizer Geschichte. Bis am 23. September finden 25 Vorstellungen statt. Die Ansprachen am Premierenabend hielten Roland Heim, Landammann des Kantons Solothurn, und Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamtes für Kultur.
November 1918. Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Soldaten stehen noch auf Wache und berichten: Militärgeschichten, Schmugglergeschichten, Aktivdienst. Diplomaten schalten sich ein und warnen vor dem drohenden Bolschewismus. Viele Millionen sind auf den Schlachtfeldern gestorben, viele Millionen sterben jetzt an der Grippe. Und das Oltener Aktionskomitee ruft - von einem Armeeeinsatz provoziert - den ersten und einzigen landesweiten Generalstreik der Schweizer Geschichte aus.
So beginnt der Theaterabend in der Alten Hauptwerkstätte beim Bahnhof Olten. Gezeigt werden Szenen aus der Zeit des Landesstreiks vor hundert Jahren. Es wird gespielt, getanzt, gesungen, und es gibt auch Tote. Doch anders als in den üblichen Darstellungen dieses Ereignisses wird in Olten die Geschichte von den «kleinen Leuten» her erzählt, nicht aus Sicht der bekannten Politiker und Militärs: Historische Personen, die in den Geschichtsbüchern meistens keine Namen haben, berichten von ihrer Not und von ihren Träumen. Sie versuchen, zu erklären, was damals passierte. Sie spielen es vor - und halten sich dabei strikt an die historischen Quellen. Arbeiterinnen kommen zu Wort und Unternehmer, Gewerkschafter, Soldaten, streikende Bahn- und Bankangestellte, sozialistische Mädchen und wütende Bürger, Frauenrechtlerinnen, höhere Damen und Revolutionäre: In fünf Bildern oder Akten stellen sie eine Zeit und ihre Umstände dar, in der die Schweiz so tief gespalten war, wie seit dem Sonderbundskrieg von 1847 nie mehr. Sie urteilen nicht, sondern zeigen in grossen bewegten Bildern die Aktualität der historischen Situation, ihre Gefahren und wie damit umgegangen wurde. Die Forderungen von 1918 - etwa Frauenstimmrecht, Proporzwahlrecht, Achtundvierzigstundenwoche und AHV - wurden nach dem Zusammenbruch des Streiks unterschiedlich schnell verwirklicht.
Liliana Heimberg, die Regisseurin, und ihr künstlerisches Team haben den vielfältigen Text des Theaterabends aus authentischen Dokumenten zusammenmontiert. Die Spielerinnen haben die Textfolge auf unzähligen Proben überprüft, angepasst und sich zu eigen gemacht. Als Dramaturg wirkte Mathieu Menghini aus Genf, Sandra Rupp Fischer studierte mit dem Chor die von Raphael Urweider geschriebenen Lieder ein, die Musik hat Jean-François Michel aus Fribourg komponiert, sie wird von der Basel Sinfonietta unter der Leitung von Ludwig Wicki aus Luzern aufgeführt, für die Choreographie zuständig ist Gisa Frank aus Trogen, die Kostüme sind von Eva Butzkies aus Basel, das Bühnenbild von Lukas Sander aus Zürich entworfen, historisch beraten wurde das Team unter anderem vom Zürcher Historiker Stefan Keller.
Neben 105 Laienspielerinnen aus dem Kanton Solothurn wirken am Theaterereignis 20 Theatergruppen aus allen Landesteilen mit: Jeden Abend treten in Olten zwei Gruppen aus einem anderen Kanton auf die Bühne und fügen ihre eigene, unabhängig erarbeitete Szene ins Stück ein. Am ersten Abend waren es die Kantone Tessin und Aargau. Die Aargauer erzählten von den Bürgerwehren, die vom Aarauer Oberst Eugen Bircher initiiert worden waren. Die Tessiner kamen mit einem Esel zu Fuss durch die ganze Schweiz auf der Suche nach einer Revolution, die nie stattgefunden hat.
Das nationale und mehrsprachige Theaterereignis 1918.CH wird noch bis am 23. September 2018 in der Alten Hauptwerkstätte beim Bahnhof Olten aufgeführt. Am Spielort gibt es eine Festwirtschaft und eine kleine Ausstellung, die über die Geschichte des Landesstreiks genauso orientiert wie über die Geschichte dieses Stücks.
Weitere Informationen und Ticketverkauf unter www.1918.CH
Kontakt:
Reto Spiegel, medien@1918.ch