Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
Immer weniger Bereitschaft zu Erster Hilfe bei Herzstillstand - Deutsche Anästhesisten mit aktuellen Zahlen - Warnung vor Schließung von OPs, Intensivbetten und Notarzt-Wachen wegen Personalmangel
Leipzig (ots)
Die Bereitschaft zur Ersten Hilfe bei Herzstillstand nimmt ab: Die Quote der Menschen, die mit der Herzdruckmassage beginnen, wenn sie einen Bewusstlosen finden, ist im vergangenen Jahr in Deutschland um rund drei auf 39 Prozent gesunken. Dieses Ergebnis wurde heute von der "Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin" (DGAI) auf dem Anästhesie-Kongress in Leipzig bekanntgegeben.
Herz-Lungen-Wiederbelebung als Schulfach
Der Leiter des "Deutschen Reanimationsregisters", Professor Dr. med. Jan-Thorsten Gräsner, rief angesichts der rückläufigen Zahlen dazu auf, bei der Verbreitung der Herzdruckmassage nicht nachzulassen. Einer der wichtigsten Schritte sei dabei die Einführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung im Schulunterricht im Rahmen der DGAI-Kampagne "Schüler retten leben". Während einige Bundesländer wie Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen hier Vorreiter sind, haben andere Länder noch erheblichen Nachholbedarf.
Verschiebung von OPs und unbesetzte Notarzt-Standorte drohen
Sorge bereitet den deutschen Narkoseärzten auch der zunehmende Ärztemangel. DGAI-Präsident Professor Dr. med. Rolf Rossaint warnte auf dem Kongress: "Im kommenden Jahrzehnt wird der Ärztemangel in der Anästhesiologie zu einer Bedrohung unserer Leistungsfähigkeit heranwachsen!" Dann könne es soweit kommen, dass Narkosen und Operationen aus Personalmangel verschoben, noch mehr Betten auf Intensivstationen gesperrt und Notarzt-Wachen in Stadt und Land unbesetzt bleiben müssten. Durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und mehr Forschung wollen die deutschen Anästhesisten deshalb ihr Fach für Nachwuchskräfte noch attraktiver machen.
Euphorie zu Cannabis auf Rezept nicht gerechtfertigt
Ein herausragendes, medizinisches Thema am ersten Tag des DAC 2019 waren die Erfahrungen mit Cannabis auf Rezept: Seit 2017 kann der Stoff bestimmten Patienten zum Beispiel durch den Schmerztherapeuten oder Hausarzt verschrieben werden. Auf dem Kongress in Leipzig erklärten Fachleute, dass Cannabis als Medikament im Rahmen von individuellen Therapieversuchen in Erwägung gezogen werden müsse, wenn andere Behandlungsmethoden nicht mehr greifen. Beispiele sind Patienten mit Multipler Sklerose oder Tumorschmerz. Eine Euphorie, mit Cannabis alle möglichen Beschwerden lindern zu können, sei aber nicht gerechtfertigt.
Auf dem "Deutschen Anästhesie-Congress" in Leipzig kommen bis Samstag rund 3500 Narkoseärzte, Intensivmediziner, Blaulicht-Notärzte, Schmerztherapeuten und andere Interessierte zu hunderten von Vorträgen und Diskussionen zusammen.
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