Regulierung von Fintech-Unternehmen in der Schweiz: Wie man mit einem technologieneutralen Ansatz technologiekompetent sein kann
Regulierung von Fintech-Unternehmen in der Schweiz: Wie man mit einem technologieneutralen Ansatz technologiekompetent sein kann
BRIGITTA GYOERFI, Innovation Strategist, Digital Transformation, Digital Product Design, Business Ventures, Fintech
Regulierung von Fintech-Unternehmen in der Schweiz: Wie man mit einem technologieneutralen Ansatz technologiekompetent sein kann
Der Ansatz der Schweiz zur Regulierung von Fintech-Unternehmen ist ein Leuchtturm für Innovation und Anpassungsfähigkeit im Finanzdienstleistungssektor. Die schweizerische Finanzregulierung ist stolz auf ihre technologieneutrale Haltung, die darauf abzielt, sowohl für Fintech-Innovatoren als auch für traditionelle Finanzinstitute gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen. Dieser Ansatz berücksichtigt nicht nur den technologischen Fortschritt, sondern sorgt auch für eine einheitliche Regulierung, unabhängig davon, ob die Unternehmen modernste Technologien einsetzen oder auf konventionelle Methoden zurückgreifen.
Im Mittelpunkt dieser Regulierungsphilosophie steht der schweizerische Rechts- und Regulierungsrahmen für Finanzdienstleistungen. Obwohl dieser Rahmen ursprünglich nicht mit Blick auf Fintech entwickelt wurde, bleibt er vielseitig und anpassungsfähig und passt sich der sich ständig weiterentwickelnden Landschaft der Finanztechnologie an.
Eines der charakteristischen Merkmale der Schweizer Fintech-Regulierung ist ihre technologische Neutralität. Das bedeutet im Wesentlichen, dass die Finanzvorschriften des Landes Unternehmen nicht aufgrund ihres Einsatzes von Technologie bevorzugen oder benachteiligen. Unabhängig davon, ob eine Finanzdienstleistung über herkömmliche Kanäle erbracht wird oder ob sie die neuesten Technologien wie Blockchain und künstliche Intelligenz nutzt, unterliegt sie den gleichen regulatorischen Anforderungen.
Dieser technologieneutrale Ansatz ist Ausdruck des Engagements für Fairness und Chancengleichheit im Finanzsektor. Er erkennt an, dass die Unterscheidung zwischen traditionellen und technologiebasierten Finanzdienstleistungen in der Praxis oft verwischt wird. Eine Zahlung über eine mobile App zum Beispiel mag zwar eine ausgefeiltere Technologie beinhalten, dient aber im Grunde demselben Zweck wie das Ausstellen eines Schecks.
Um sich in diesem regulatorischen Umfeld zurechtzufinden, müssen Fintech-Unternehmen, die in der Schweiz tätig sind, eine gründliche Einzelfallprüfung ihrer Geschäftsmodelle vornehmen. Sie müssen ihre Aktivitäten und die spezifischen Finanzvorschriften, die für sie gelten, sorgfältig prüfen. Die folgenden Finanzgesetze sind in der Schweizer Fintech-Landschaft besonders relevant:
Bankengesetz (BWG): Fintech-Unternehmen, die Aktivitäten wie die Annahme von Publikumseinlagen oder die gemeinsame Verwahrung von Kryptowährungen anbieten, können in den Geltungsbereich des Bankengesetzes fallen.
Anti-Geldwäsche-Gesetz (GwG): Fintech-Unternehmen, die als Finanzvermittler tätig sind, insbesondere im Zusammenhang mit Zahlungsinstrumenten, Zahlungssystemen, Portfolioverwaltung oder Kreditvergabe, fallen in den Geltungsbereich des GwG.
Gesetz über kollektive Kapitalanlagen (Collective Investment Schemes Act, CISA): Unternehmen, die Investmentfonds auflegen oder verwalten oder Tätigkeiten im Zusammenhang mit kollektiven Kapitalanlagen ausüben, müssen sich an das KAG halten.
Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinMIA): Fintech-Unternehmen, die als Finanzmarktinfrastrukturen agieren, wie z.B. multilaterale Handelssysteme, fallen unter das FinMIA-Gesetz.Gesetz über Finanzinstitute (FinIA): Wertpapierfirmen, Vermögensverwalter und Treuhänder fallen unter das FinIA.
Financial Services Act (FinSA): Fintech-Unternehmen, die Finanzdienstleistungen für Kunden anbieten, wie z.B. Anlageberatung, müssen das FinSA einhalten.
Versicherungsaufsichtsgesetz (ISA): Unternehmen, die als Versicherer oder Versicherungsvermittler tätig sind, fallen in den Geltungsbereich des ISA.
Je nach Art der Aktivitäten eines Fintech-Unternehmens können noch weitere Bundesgesetze gelten, darunter das Verbraucherkreditgesetz (KKG), das Datenschutzgesetz (DSG) und das Nationalbankgesetz (NBG).Die aufsichtsrechtlichen Anforderungen für Fintech-Unternehmen können Lizenzierungs- oder Registrierungspflichten sowie laufende Compliance- und Berichtspflichten umfassen.
Diese Anforderungen können sich auf verschiedene Aspekte beziehen, z. B. auf die Eigenkapitalausstattung, die Liquidität, die Organisationsstruktur, die Dokumentation und die Eignungskriterien für Schlüsselpersonen, Aktionäre und das Unternehmen selbst.
Ein bemerkenswertes Merkmal der Schweizer Fintech-Regulierung ist die Verfügbarkeit von De-minimis- und anderen Ausnahmen, die je nach Umfang und Art der Aktivitäten eines Fintech-Unternehmens relevant sein können. Diese Ausnahmen können für bestimmte Fintech-Unternehmen eine gewisse Erleichterung bedeuten.
Die Schweizer Finanzregulierung profitiert von der Präsenz der Finanzmarktaufsicht (FINMA), der integrierten Aufsichtsbehörde für den Schweizer Finanzmarkt. Die FINMA spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, eine einheitliche und faire Behandlung von Fintech-Anbietern und anderen Finanzinstituten zu gewährleisten und so die regulatorische Stabilität zu fördern und Innovationen voranzutreiben.
Darüber hinaus verfügt die Schweiz über ein gut etabliertes System der Selbstregulierung der Branche durch private Organisationen wie die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) und die Asset Management Association Switzerland (AMAS). Einige Selbstregulierungsstandards wurden von der FINMA anerkannt, insbesondere im Bereich der Geldwäscheprävention und in anderen Bereichen.
Der technologieneutrale Ansatz der Schweiz bei der Fintech-Regulierung setzt einen fortschrittlichen und integrativen Akzent für die Finanzbranche. Indem sie auf Fairness und Einheitlichkeit setzt, bietet sie ein attraktives Umfeld für Fintech-Innovatoren und traditionelle Anbieter gleichermaßen. In dieser dynamischen Landschaft wird die Schweiz ihrem Ruf als globaler Finanzplatz gerecht und verbindet traditionelle Finanzkompetenz mit einem zukunftsorientierten Fintech-Ethos.
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Webseite https://swissfintechladies.ch/
Karen Wendt
President of SwissFinTechLadies