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Touring Club Schweiz/Suisse/Svizzero - TCS

ADAC, ÖAMTC und TCS-Symposium zum Thema "Fahrzeugbrand" in Bregenz

Bregenz (ots)

Expertendiskussion über Ursachen und Folgen von
Fahrzeugbränden - Clubs präsentieren Forderungen zur Brandvermeidung
und -bekämpfung.
Rein statistisch betrachtet, brennen jährlich auf den Straßen
Deutschlands 40 000, Österreichs 3 000 und der Schweiz 3 000, das
heißt täglich nicht weniger als 125 Fahrzeuge, rund drei Viertel
davon sind Pkw. Jährlich sind in diesen drei Ländern im Zusammenhang
mit Fahrzeugbränden rund 100 Tote zu beklagen. Abgesehen von den
menschlichen Tragödien, die mit solchen Unfällen verbunden sind,
verursachen Fahrzeugbrände, wie die spektakulären Beispiele im
Montblanc-, Gotthard- und Tauerntunnel zeigen, Unfallfolgekosten in
Milliarden-Euro-Dimensionen.
Gründe genug für die Automobilclubs ADAC, ÖAMTC und TCS das oft
unterschätzte Thema «Fahrzeugbrand» in den Mittelpunkt eines
internationalen Symposiums im Bregenzer Festspielhaus zu stellen. In
acht Fachreferaten und einer praktischen Vorführung eines
Fahrzeugbrandes geht es den Veranstaltern darum, die Ursachen,
Erscheinungsformen und Folgen von Fahrzeugbränden aus
unterschiedlichsten Perspektiven zu beleuchten, um auf dieser
Grundlage wirksame Gegenstrategien zur Vermeidung und Bekämpfung von
Fahrzeugbränden zu entwickeln. Der Bogen der Beiträge spannt sich von
der Klärung der Ursachen für Fahrzeugbrände über technische
Möglichkeiten der Brandvermeidung und richtiges Verhalten bei
Fahrzeugbränden bis hin zur Thematik Versicherungsbetrug und
überzogene mediale Darstellung brennender und explodierender
Fahrzeuge.
Unfallforscher sehen die Hauptursachen für Fahrzeugbrände in
technischen Defekten ohne Unfallenergie, gefolgt von Brandstiftung.
Versicherungsexperten schätzen, dass ca. 20 Prozent der Brände gelegt
sind, d.h. in die Rubrik «Versicherungsbetrug» einzuordnen sind. Die
Hauptursache bei Unfällen mit Fahrzeugbrand sind heiße Teile im
Motorraum, Funkenbildung durch Reibung von Fahrzeugteilen und
zunehmend elektrischer Kurzschluss. Und auch mit dem Mythos, dass ein
Fahrzeug z.B. nach einem Unfall zuerst in Flammen steht, um dann
unmittelbar danach zu explodieren, räumen die Experten gründlich auf,
benötigt doch ein im Motorraum entstandener Brand in der Realität
rund zehn Minuten bis er den Fahrgastraum erreicht hat. Im Fall der
Fälle bleibt also oft genügend Zeit für Helfer oder Retter, verletzte
Personen zu bergen bzw. in Sicherheit zu bringen.
Was seitens der Fachwelt generell beklagt wird, ist das Fehlen
einer einheitlichen, nationalen oder gar länderübergreifenden
Unfalldatenbank, die auch spezielle Aufschlüsse über Unfälle mit
Fahrzeugbränden ermöglichen würde. Trotz des Fehlens solch
gesicherter Daten steht aber fest, dass bezogen auf alle
Verkehrsunfälle der Anteil von Fahrzeug-Unfallfolgebränden in der
Größenordnung von rund einem Prozent liegt. Betrachtet man aber
lediglich Unfälle mit schweren Folgen, also z.B. mit getöteten
Personen, dann steigt dieser Anteil auf rund 3,5 Prozent an.
Ähnliches gilt auch für Unfälle mit Fahrzeugbränden in Tunnel - rein
statistisch betrachtet relativ «seltene Ereignisse», die allerdings
dann, wenn sie eintreten, überproportional schwere Unfallfolgen nach
sich ziehen und nicht selten das Ausmaß echter Brandkatastrophen
annehmen, wie etwa bei den Unfällen im Montblanc-, Gotthard- und
Tauerntunnel.
Die wichtigsten Ergebnisse der eintägigen Fachveranstaltung in
Bregenz bilden die Grundlagen für ein umfassendes Paket an
Forderungen und Empfehlungen der Clubs in Richtung
Automobilhersteller, europäische Gesetzgeber und Exekutive. Ergänzt
wird dieses Paket durch eine Reihe praktischer Tipps zum richtigen
Verhalten bei Fahrzeugbränden, um eine breitere Öffentlichkeit mit
den wichtigsten Botschaften anzusprechen.
Clubs präsentieren Forderungskatalog zur Brandvermeidung und
-bekämpfung
Einigkeit unter den Clubs herrscht darüber, dass das Prinzip des
Brandschutzes fortführend und umfassend in Fahrzeugkonstruktion und
Fahrzeugbau integriert werden muss, also z.B. die Verhinderung von
Kraftstoffaustritt bei Unfall, Abschirmung heißer Fahrzeugteile,
Verhinderung von Kurzschluss, Einsatz von selbstverlöschenden
Kunststoffen und brandhemmenden Isolationsmaterialien. Erkenntnisse
aus Unfallforschung und Crashtests müssen berücksichtigt werden. Aus
diesem grundsätzlichen Vorschlag lassen sich folgende konkrete
Forderungen bzw. Empfehlungen ableiten, die sich an
Automobilhersteller, Gesetzgeber und Exekutive richten:
  • Freiwillige Verpflichtung der Automobilhersteller, Systeme zur automatischen Unterbrechung der Stromzufuhr im Crashfall insbesondere für nicht abgesicherte Leitungen (Anlasser/Generator) einzusetzen. Für zukünftige Modelle mit 42-Volt-Bordnetz ist eine entsprechende gesetzliche Verpflichtung gefordert.
  • Gesetzliche Verpflichtung auf EU-Ebene zur Ausstattung von Gefahrenguttransportern mit automatischen Reifenluftdruck-/Temperaturwächtern. Nutzfahrzeuge über 3,5 t sollten mit entsprechenden Systemen auf Basis einer freiwilligen Vereinbarung der Fahrzeughersteller ausgestattet werden.
  • Empfohlen wird eine einheitliche Kennzeichnung der Einbaulage der Fahrzeugbatterie für Rettungskräfte (z.B. Piktogramm an Heckscheibe).
  • Empfohlen wird die Ausrüstung der Nutzfahrzeuge über 7.5 t mit Feuerlöscher (über 5 kg Löscher) zur effektiven Brandbekämpfung im Ernstfall.
  • Empfohlen wird das Thema «Richtiges Verhalten bei Brandunfällen» (Rettung, Bergung, Brandbekämpfung) EU-weit in die Ausbildung aller Führerscheinklassen einzubeziehen, um die Bereitschaft und Kompetenz aller Verkehrsteilnehmer zur aktiven Hilfe bei Fahrzeugbränden zu steigern.
  • Die Clubs schlagen vor, Unfälle im Zusammenhang mit Fahrzeugbränden in den entsprechenden Polizei-Unfallprotokollen EU-weit einheitlich zu vermerken, um auf einer gesicherten statistischen Basis die Unfallursachenforschung gezielter vorantreiben zu können.
Verhaltensregeln für Autofahrer bei Brandfällen
- Unfallstelle absichern (Warnblinker, Warndreieck)
   - Polizei/Rettung verständigen (D: 110, A: 112, CH: 117)
   - Zündung am Unfallfahrzeug ausschalten (möglicher Schmorbrand)
   - Insassen aus Fahrzeug retten (so lange es die Situation zulässt)
     Brennende Fahrzeuge explodieren nicht !!!
     Eine Brandausbreitung vom Motorraum zur Fahrgastzelle dauert ca.
     5 - 10 Minuten
   - Erste Hilfe leisten 
   - Vorhandenen Feuerlöscher gezielt einsetzen (Löscher bis 2 kg
     sind nach max. 10 Sekunden leer!):
     Im Abstand von 1 - 2 Meter mit Pulverwolke Flammen ersticken
     (Vorsicht beim Löschen von Personen)
     Immer in Windrichtung sprühen
     Bei Motorbrand möglichst durch Öffnungen sprühen (z.B.
     Lüftungsgitter, Spalt bei entriegelter Motorhaube, usw.), weil
     Frischluft das Feuer anfachen kann
   - Feuerlöscher im Fahrzeug immer crashsicher befestigen, damit    
     kein zusätzliches Verletzungsrisiko entsteht

Kontakt:

Stephan Müller, Mediensprecher TCS,
Tel. +41/79/302'16'36

Aviso an die Redaktionen:
Sämtliche Tagungsunterlagen mit den Referaten, Fotos, Grafiken,
Referenten und Lebensläufen der Referenten zum Symposium
«Fahrzeugbrand» finden sich auf der ÖAMTC-Homepage unter
www.oeamtc.at/fahrzeugbrand . Zudem können unter www.oeamtc.at/presse
Fotos zum Thema Fahrzeugbrand sowie Löschung und Bergung abgerufen
werden.

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