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Bundesamt für Statistik

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz 2000

Neuenburg (ots)

Wachstumsbeschleunigung 2000 dank Wiederbelebung der
Investitionen
Nach der Konsolidierung auf hohem Stand 1999
beschleunigte sich das Wachstum im Jahr 2000 wieder stark. Nach
ersten Schätzungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) nahm das
Bruttoinlandprodukt (BIP) 2000 zu laufenden Preisen gegenüber dem
Vorjahr um 4,1% auf 404 Milliarden Franken zu. Dies ist die grösste
Steigerung seit 1991. Die mässige Erhöhung des allgemeinen
Preisniveaus (+1,1%) hatte zur Folge, dass das BIP zu konstanten
Preisen um 3% wuchs und sich auf 345 Milliarden Franken belief. 1999
hatte das Plus 1,6% betragen.
Die ersten provisorischen Berechnungen bestätigen die
Wachstumsbeschleunigung  des BIP im Jahr 2000 sowohl zu laufenden als
auch zu konstanten Preisen. Auf der Basis der revidierten
Vorjahresdaten ergibt sich für das Berichtsjahr eine deutliche
Steigerung. Die ersten Schätzungen des BIP basieren auf den
verschiedenen Verwendungsarten sowie auf der Entwicklung der
Wertschöpfungsentstehung der verschiedenen Sektoren
(produktionsbasierter Ansatz des BIP).
Dynamischer Produktionsverlauf in allen Wirtschaftssektoren
Im Jahr 2000 legte die Wertschöpfung der nicht-finanziellen
Unternehmen (Marktproduktion von Waren und nicht-finanziellen
Dienstleistungen) zu laufenden Preisen an breiter Front zu. Im
Gegensatz zum Rückgang des Vorjahres verstärkte sich die
Warenproduktion deutlich, insbesondere dank des guten Abschneidens
der Hersteller medizinischer Geräte und Präzisionsinstrumente, der
Uhrenindustrie, der chemischen Industrie sowie des Bausektors. Die
Gesamtentwicklung wird jedoch nach wie vor von der Dynamik der
Unternehmen des Dienstleistungssektors bestimmt. Auffallend ist die
Steigerung beim Landverkehr, bei den Informatikdiensten sowie bei der
Nachrichtenübermittlung. Die Preisrückgänge in den beiden
letztgenannten Kategorien haben sich fortgesetzt und bremsen damit
die Steigerung des Deflators (d.h. die gewichtete Preiserhöhung des
gesamten Sektors) der nicht-finanziellen Unternehmen. Das
Gesamtergebnis des Sektors liegt jedoch hinter jenem der
Gesamtwirtschaft zurück (vgl. Tab. 1). Diese profitiert von der
ausgeprägten Dynamik der auf Finanzdienstleistungen spezialisierten
Unternehmen.
In der Tat lieferten die Finanzinstitute (Nationalbank, Banken,
Vermögensverwaltungsfirmen, Börsen usw.) 2000 den höchsten Beitrag
zum Wachstum seit 1990, dem ersten Jahr, für das sektorspezifische
Informationen zur Verfügung stehen.  Dabei konnten sie in diesem Jahr
unter aussergewöhnlich guten Bedingungen operieren. So nahmen der
Umsatz der Schweizer Börsen sowie die öffentlich aufgelegten
Anleihens- und Aktienemissionen in der Schweiz stark zu. Dies
spiegelte sich auch in den Stempelabgaben an die öffentlichen
Haushalte wider. Bei den Abgaben auf Emissionen ergab sich eine
Zunahme um 44%, bei jenen auf dem Handel mit Wertpapieren waren es
40%. Gleichzeitig wurden zahlreiche Anleihen zurückbezahlt, und viele
Unternehmen kauften ihr Aktienkapital teilweise zurück. In der Folge
wuchsen die Kommissionseinnahmen der Finanzinstitute stark an. Da die
Vorleistungen schwächer zulegten, erreichte die Wertschöpfung sowohl
zu laufenden als auch zu konstanten Preisen Rekordwerte. Vor diesem
Hintergrund erreichten die F inanzinstitute den grössten prozentualen
Anteil am BIP des Jahrzehnts.
Nach dem schwierigen Geschäftsjahr 1999 zeigten die
Versicherungsunternehmen im Berichtsjahr Anzeichen von Erholung.
Trotz Marktsättigung und erneuten wetterbedingten Schadensfällen
(Überschwemmungen im Tessin und im Wallis, Hagelstürme) vermochte die
Branche ihren Produktionswert im Jahr 2000 zu steigern. Diese
erfreuliche Entwicklung wird jedoch durch ein starkes Anschwellen der
Vorleistungen gedämpft, das auf Reorganisationskosten und Ausgaben
für den Internetauftritt zurückzuführen ist. Ähnlich präsentiert sich
die Situation auch im Lebensversicherungsbereich. Aus diesen Gründen
verbesserte sich die Wertschöpfung zu laufenden Preisen nur schwach
und ging zu Preisen von 1990 sogar zurück.
Die Wertschöpfung der öffentlichen Haushalte schliesslich legte
insgesamt sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen von 1990
leicht zu. Der Bund verzeichnete einen starken Einbruch, der
teilweise auf die den Eidgenössischen technischen Hochschulen (ETH)
gewährte Autonomie zurückzuführen ist. Dadurch werden die Beträge,
die der Bund diesen Betrieben gewährt, nun als Subventionen verbucht.
Auf Kantons- und Gemeindeebene ergab sich eine leichte Erhöhung der
Personalausgaben. Daneben weiteten sich die Vorleistungen zu
laufenden Preisen aus, wobei die Reduktion der Rüstungsausgaben des
Bundes durch verstärkte Dienstleistungsbezüge (insbesondere im
Informatikbereich) der Gemeinden neutralisiert wurde.  Der Anteil der
öffentlichen Haushalte am BIP verkleinerte sich gegenüber dem Vorjahr
leicht.
Inlandnachfrage durch Erholung der Bauinvestitionen stimuliert
Die Inlandnachfrage - sie setzt sich aus dem letzten Verbrauch und
den Bruttoanlageinvestitionen zusammen - verstärkte sich im Jahr 2000
deutlich (vgl. Tab. 2). Der letzte Verbrauch der privaten Haushalte
und der privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter (POoE) im
Inland, der mehr als 60% des BIP ausmacht, erhöhte sich um 3,2% zu
laufenden Preisen. Dies entspricht einer starken Zunahme gegenüber
dem Vorjahr (+2,6%). Zu Preisen von 1990 betrug die Steigerung 2,3%.
Die Bruttoanlageinvestitionen verzeichneten dank der Konsolidierung
der Ausrüstungsinvestitionen auf hohem Niveau und des
Wiederaufschwungs im Bausektor ein markantes Plus von 5,8%.
Stabilisierung des letzten Verbrauchs der privaten Haushalte auf
hohem Stand
Im Berichtsjahr war der letzte Verbrauch der gebietsansässigen
privaten Haushalte und POoE zu laufenden Preisen höher als 1999.
Gleichzeitig drehte sich 2000 aber auch die Preisspirale schneller,
dies insbesondere wegen Preiserhöhungen bei den Erdölprodukten.
Deshalb fiel das Wachstum des letzten Verbrauchs der
Gebietsansässigen zu Preisen von 1990 im vergangenen Jahr schwächer
aus als 1999. Zusammen mit den Ergebnissen der vorangehenden Jahre
bedeutet dies jedoch eine Stabilisierung auf hohem Stand.
Die Konsumfunktionen entwickelten sich ähnlich wie 1999 und nahmen
wiederum alle zu. Die Funktionen mit Preisabschwächungen - «Verkehr
und Nachrichtenübermittlung» sowie «Unterhaltung, Erholung, Bildung,
Kultur» - notierten deutliche Steigerungen zu konstanten Preisen.
Jedoch sind auch zwei Unterschiede gegenüber dem Vorjahr zu nennen.
Einerseits registrierte die Funktion «Wohnungsmieten, Elektrizität,
Gas, Brennstoffe» eine mässige Steigerung zu konstanten Preisen, was
als Folge der massiven Erhöhung der Energiepreise und des milden
Winters 1999-2000 zu werten ist. Andererseits verstärkte sich die
Funktion «Verkehr und Nachrichtenübermittlung» eindeutig weniger als
früher. 1998 und 1999 hatten die privaten Haushalte noch
aussergewöhnlich viele Motorfahrzeuge erworben, d.h. Ausgaben für ein
dauerhaftes Gut getätigt, die sich nicht regelmässig wiederholen. Mit
anderen Worten machte sich im Berichtsjahr eine Verlangsamung bei den
Käufen von Motorfahrzeugen bemerkbar. Trotz dieser Spezialfälle lässt
sich sagen, dass der letzte Verbrauch der privaten Haushalte und der
POoE insgesamt ein kräftiges Wachstum zeigte.
Die Zunahme des Deflators (+0,9%) bedarf einer Erklärung. Sie
beruht auf gegenläufigen Preisentwicklungen. Während zum Beispiel die
Rohölpreise im Berichtsjahr explosionsartig anstiegen, setzte sich
die markante Abschwächung im Telekommunikationsbereich fort. Der
Einfluss dieser kontrastierenden Entwicklungen hängt von deren
Gewicht in den verschiedenen Konsumfunktionen ab. Auf Aggregatsebene
neutralisieren sich die einzelnen Ausschläge, was den Deflator des
letzten Verbrauchs der privaten Haushalte nur mässig ansteigen liess.
Investitionen als entscheidender Wachstumsmotor
Beide Komponenten der Bruttoanlageinvestitionen verzeichneten im
Berichtsjahr Steigerungen: Die Bauinvestitionen kehrten auf den
Wachstumspfad zurück, und die Ausrüstungsinvestitionen warteten
erneut mit einer kräftigen Wachstumsrate auf.
Im Jahr 2000 verstärkten sich die Bauinvestitionen zu laufenden
Preisen um 6,8%. Abgesehen vom Basiseffekt, der sich auf Grund der
Revision der Statistik für 1999 ergibt, bedeutet diese Entwicklung
eine klare Erholung in diesem Sektor. Diese äussert sich auch durch
einen Preisanstieg (+4,6%). Auch wenn die Steigerung zu Preisen von
1990 geringer ausfällt als zu laufenden Preisen, ist immer noch eine
klare Verbesserung der Situation in diesem Sektor zu erkennen.
Besonders markant ist der Aufwärtstrend im Tiefbau, während vom
Hochbau weniger Dynamik ausging. Massgebliche Impulse erhielt der
Tiefbau durch umfangreiche Investitionen im Zusammenhang mit den
grossen öffentlichen Infrastrukturprojekten (NEAT, Bahn 2000), die
sich gegenwärtig in vollem Gang befinden. Aus diesem Grund kann die
Bauwerkskategorie «Verkehr und Kommunikation» mit einer
aussergewöhnlich hohen Wachstumsrate aufwarten.
Die Ausrüstungsinvestitionen verzeichneten zu laufenden Preisen
das grösste Wachstum der letzten Jahre und erreichten wieder den
Anteil am BIP von 1991. Die starke Zunahme der vergangenen Jahre
vermochte somit die rezessionsbedingten Verluste auszugleichen. Dabei
stechen drei Bereiche mit besonders guten Ergebnissen hervor: der
Maschinenbau; die Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräte und
-einrichtungen sowie die Geräte der Radio-, Fernseh- und
Nachrichtentechnik. Damit setzten die Informatik und die
Telekommunikation ihren Höhenflug der letzten Jahre fort.
Demgegenüber ist ein deutlicher Rückgang der Investitionen im Bereich
der Verkehrsmittel festzustellen. Ausschlaggebend hierfür war, dass
die Swissair im Jahr 2000 weniger Linienflugzeuge importierte als
1999. Nach der Abschwächung vom Vorjahr erhöhte sich der Deflator
2000 leicht (+0,3%). Zu Preisen von 1990 zeigt somit der Trend nach
wie vor klar nach oben, mit anderen Worten leisteten die
Ausrüstungsinvestitionen einen wichtigen Beitrag zum Wachstum im Jahr
2000.
Schrumpfung des Aussenbeitrags
Nach dem Rekordstand von 1999 reduzierte sich der Gesamtsaldo
zwischen den Ausfuhren und den Einfuhren zu laufenden Preisen.  Das
Defizit im Warenhandel vergrösserte sich stärker als der Überschuss
im Dienstleistungshandel. Dies schmälerte den traditionellen
Leistungsbilanzüberschuss der Schweiz.
Der Saldo der Handelsbilanz (Exporte minus Importe von Waren)
verschlechterte sich im Berichtsjahr massiv. Für diese Entwicklung
gibt es zwei Gründe: Einerseits gingen die Energiepreise wegen des
starken Anstiegs der Erdölpreise explosionsartig in die Höhe. Dadurch
wuchs der Saldo der Bilanz für Rohstoffe und Halbfabrikate von -396
Millionen (1999) auf -1,3 Milliarden an (2000). Andererseits ergab
sich im Handel mit Wertsachen ein weitaus grösserer Fehlbetrag als
noch 1999. Diese Symptome zeigte der Aussenhandel bereits in der
Periode 1997-98. Ungeachtet dieser Sonderfälle zeichnet sich der
Warenhandel durch eine kräftige Dynamik aus. Da die Preise für
Einfuhrgüter stärker stiegen als jene für Ausfuhrgüter,
verschlechterte sich die Austauschrelation (Terms of Trade). Die
Preise für Erdölprodukte hatten somit einen entscheidenden Einfluss
auf die Ergebnisse des Jahres 2000.
Die Dienstleistungsbilanz zu laufenden Preisen vermochte ihren
Rekordüberschuss von 1999 sogar noch zu übertreffen. Dabei
intensivierten sich sowohl die Exporte als auch die Importe deutlich.
Bestimmend für diese Entwicklung war eine verstärkte Nachfrage nach
Leistungen im Luftverkehr, im Telekommunikationswesen sowie im
Bankenbereich. In Prozenten des BIP zu laufenden Preisen ausgedrückt
erreichte der Saldo der Dienstleistungsbilanz den höchsten Stand seit
Beginn der Neunzigerjahre.

Kontakt:

Ruth Meier, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen,
Tel. +41 32 713 60 76

Philippe Stauffer, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnungen,
Tel. +41 32 713 60 75

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des
BFS http://www.statistik.admin.ch

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