Tous Actualités
Suivre
Abonner Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

Auch unbehandelte HIV-Infizierte übertragen resistente Viren

Bern (ots)

HI-Viren, die gegenüber den Medikamenten gegen Aids resistent sind, werden vor allem von Personen übertragen, die noch gar nicht in Behandlung stehen. Um eine Ausbreitung der resistenten Viren zu verhindern, sind vermehrte Anstrengungen in der Prävention und der frühen Erkennung von Neuinfektionen nötig. Zu diesem Schluss gelangt die vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Schweizer HIV-Kohortenstudie.

Etwa jede zehnte neu HIV-infizierte Person in der Schweiz trägt Viren, die gegenüber mindestens einer der drei Wirkstoffklassen der Aids-Therapie resistent sind. Entgegen den bisherigen Annahmen werden die resistenten Viren vor allem von noch nicht behandelten Personen weitergegeben, wie Forschende um Roger Kouyos und Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich in der Fachzeitschrift "Clinical Infectious Diseases" berichten.

Rekonstruktion von Übertragungsketten

In ihrer so genannten molekular-epidemiologischen Analyse von 1674 männlichen HIV-Infizierten, die Sexualkontakte mit anderen Männern hatten, weisen die Forschenden bei 140 Patienten resistente Viren nach. Aufgrund des geschätzten Zeitraums der Ansteckung einzelner Patienten sowie des genetischen Verwandtschaftsgrads der Viren in ihrem Blut rekonstruierte das Forschungsteam die Übertragungsketten dieser Viren. Die Mehrheit der Übertragungsketten beginnt bei HIV-Infizierten, die zum Zeitpunkt der Verbreitung der resistenten Viren noch nicht unter Behandlung standen.

"Dass die resistenten Viren vor allem durch unbehandelte Personen in Umlauf gebracht werden, hat uns erstaunt", sagt Günthard. "Bisher hatten wir angenommen, dass die resistenten Viren von Patienten stammten, bei denen die Therapie fehlgeschlagen ist, wenn sich unter laufender Behandlung Resistenzen gebildet haben."

Frühdiagnosen entscheidend

Bei der Bekämpfung dieser Resistenzen kommt es also nicht nur auf eine optimale Behandlung an, sondern auch darauf, dass die von unbehandelten Personen ausgehende Übertragung unterbunden wird. Hierbei sind insbesondere die Prävention und die frühe Erkennung von Neuinfektionen entscheidend. "Der HIV-Test bedarf im Gegensatz zu anderen Tests wie etwa Hepatitis der Einwilligung des Patienten", sagt Günthard. Doch weil sich viele Ärzte scheuten, mit ihren Patienten offen etwa über Sexualität zu sprechen, würden viele Infektionen erst viel später als möglich und nötig festgestellt. Der medizinische Fortschritt hat zwar die Aids-Erkrankung ihrer tödlichen Wirkung beraubt. Doch noch gebe es viel zu tun, sagt Günthard.

(*) Sara Drescher, Viktor von Wyl, Wan-Lin Yang, Jürg Böni, Sabine Yerly, Cyril Shah, Vincent Aubert ,Thomas Klimkait, Patrick Taffe, Hansjakob Furrer, Manuel Battegay, Juan Ambrosioni, Matthias Cavassini, Enos Bernasconi, Pietro Vernazza, Bruno Ledergerber, Huldrych Günthard and Roger D. Kouyos (2013). Treatment-naive individuals are the major source of transmitted HIV-1 drug-resistance in MSMs in the Swiss HIV Cohort Study. Clinical Infectious Diseases online. doi: 10.1093/cid/cit694 (Für Medienvertreter als PDF-Datei beim SNF erhältlich: com@snf.ch)

Die Schweizerische HIV-Kohorte

Das Ziel der seit 1988 bestehenden Studie ist, die HIV-Infektion und die Krankheit Aids genauer zu verstehen sowie die Betreuung der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Dabei sammeln sämtliche in der Schweiz auf HIV spezialisierte Kliniken (Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, St. Gallen und Zürich) Daten zur Behandlung und zum Krankheitsverlauf. Zurzeit nehmen über 8'800 Personen an der Schweizerischen HIV-Kohorten-Studie teil, davon sind fast ein Drittel Frauen. www.shcs.ch

Der Text dieser Medienmitteilung steht auf der Webseite des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: www.snf.ch > Medien > Medienmitteilungen

Kontakt:

Dr. Roger Kouyos
Klinik für Infektionskrankheiten & Spitalhygiene
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
CH-8091 Zürich
Tel.: +41 44 255 36 10
E-Mail: roger.kouyos@usz.ch


Prof. Dr. med. Huldrych Günthard
Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene
Universitätsspital Zürich
Tel.: +41 44 255 34 50
E-Mail: huldrych.guenthard@usz.ch

Plus de actualités: Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse
Plus de actualités: Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse
  • 28.10.2013 – 08:00

    Kitas verbessern die Karrierechancen der Mütter

    Bern (ots) - Gemessen am Angebot der familienergänzenden Kinderbetreuung liegt die Schweiz im internationalen Vergleich zurück. In der Westschweiz ist die Betreuung besser ausgebaut als in der Deutschschweiz. Sie verstärkt die Gleichstellung der Geschlechter. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Nationalen Forschungsprogramms "Gleichstellung der Geschlechter" (NFP 60). Viele europäische Länder bauen zurzeit die ...

  • 17.10.2013 – 08:00

    Angst hält Schmerzen wach

    Bern (ots) - Menschen mit Rückenschmerzen bewegen sich anders als solche ohne Beschwerden. Aber nicht nur die Schmerzen, sondern auch die Angst davor wirken sich auf die Bewegungen aus. Dies erklärt teilweise, warum gewisse Rückenleiden chronisch werden. Ein vom Schweizerischen Nationalfonds geförderter Wissenschaftler hat in einem Versuch gezeigt, dass Patienten weniger leiden, wenn sie die Angst verlieren. Statistiken zufolge leiden in den Industrieländern nur 20 ...

  • 09.10.2013 – 08:10

    Neues Verbundmaterial für beschädigte Knieknorpel

    Bern (ots) - Forschende haben ein Material entwickelt, das einen Wirkstoff unter wiederholter mechanischer Beanspruchung kontrolliert abgeben kann. Die Arbeiten im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Intelligente Materialien" (NFP 62) ebnen den Weg zur Behandlung von beschädigten Gewebetypen wie etwa dem Knieknorpel. Zu seiner Regeneration ist der Knieknorpel paradoxerweise auf mechanische Beanspruchung ...