comparis.ch: Befragung von in der Schweiz lebenden Ausländern - Schweiz mit Defiziten bei der Familienfreundlichkeit
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Zürich (ots)
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Ausländer sind grundsätzlich mit ihrem Leben in der Schweiz zufrieden. Allerdings nicht in allen Bereichen: Schlecht schneidet die Schweiz bei der Familienfreundlichkeit ab. Dies zeigt eine Umfrage des Internet-Vergleichsdiensts comparis.ch zur Zufriedenheit der in der Schweiz lebenden Zuwanderer. Weiter zeigt die Befragung, dass sich 95 Prozent der Befragten in der Schweiz willkommen fühlen. Jedoch hat jeder Vierte das Gefühl, schon einmal aufgrund seiner Herkunft persönlich diskriminiert worden zu sein. Jeder Dritte fühlte sich bereits einmal von Behörden oder Unternehmen wegen seiner Herkunft ungerecht behandelt.
Am 1. Juni wird das Personenfreizügigkeitsabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union sechs Jahre lang in Kraft sein. Anlässlich des kommenden Jahrestags wollte der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch wissen, ob und wie zufrieden die Zuwanderer mit ihrem Leben in der Schweiz tatsächlich sind und befragte dazu 537 ausländische Comparis-Nutzer (1), die zwischen einem und zehn Jahren in der Schweiz leben. Befragt wurden die Teilnehmer zur politischen und wirtschaftlichen Situation, Familienfreundlichkeit, Wohnsituation, Umwelt sowie zum Aus- und Weiterbildungsangebot, Gesundheitssystem und Freizeitangebot. Die Bewertung erfolgte entsprechend dem Schulnotensystem: 5,5 bis 6 ist "sehr gut", 5 und höher "gut", 4,5 und besser entspricht einem "befriedigend", 4 und mehr ist "genügend". Noten unter 4 sind "ungenügend".
Die Umfrage zeigt: Ausländer sind mit ihrem Leben in der Schweiz zufrieden. So bewerten sie ihr Leben hier mit der Note 5,4, was fast einem "sehr gut" entspricht. Besonders zufrieden sind die Zuwanderer mit ihrer persönlichen Sicherheit (Note 5,5), den Umweltbedingungen (Note 5,4) sowie dem Freizeitangebot (Note 5,3) in der Schweiz. Am unzufriedensten sind die Ausländer mit der Familienfreundlichkeit (Note 4,1), der Wohnungssituation (Note 4,5) und dem Gesundheitssystem (Note 4,6) in der Schweiz. "Das Resultat der Familienfreundlichkeit kann angesichts des nur knapp genügenden Werts und den deutlich höheren Werten bei den anderen Kriterien als sehr enttäuschend bezeichnet werden", so die Einschätzung von Richard Eisler, Geschäftsführer von comparis.ch.
Zu wenig Krippenplätze in der Schweiz? Das schlechte Resultat bei der Familienfreundlichkeit widerspiegelt augenscheinlich auch den Mangel an Kinderbetreuungsplätzen in der Schweiz: So empfinden die in der Schweiz lebenden Franzosen die Familienfreundlichkeit der Schweiz als besonders ungenügend (Note 3,3). Offensichtlich messen die hier lebenden Franzosen das Angebot an dem in ihrem Heimatland, wo es ein dichtes Angebot an Krippen gibt. Je nach Herkunftsland und Lebensbereich lassen sich weitere Unterschiede feststellen (siehe Grafik): Das Gesundheitssystem wird von Franzosen schlechter bewertet (Note 3,3) als beispielsweise von den Italienern (Note 4,7). Bei der Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit sind indes nur kleine Unterschiede zwischen den Nachbarstaaten feststellbar.
Fast alle fühlen sich willkommen... Zuwanderer fühlen sich in der Schweiz willkommen: Erfreuliche 95 Prozent beantworten diese Frage mit "ja, auf jeden Fall" oder "eher ja". Dieser Wert zeigt sich konstant - unabhängig von Nationalität, Alter, Bildung, Geschlecht oder Haushaltseinkommen der Befragten. Fazit: Schweizer zeigen sich gegenüber ausländischen Mitbewohnern äusserst gastfreundlich. Dieser hohe Zufriedenheitswert sagt jedoch noch nichts darüber aus, ob Ausländer das Gefühl haben, immer fair behandelt worden zu sein: Jeder vierte Befragte gibt an, dass er schon einmal aufgrund seiner Herkunft persönlich diskriminiert worden sei. Auch gibt es für die einzelnen Länder unterschiedliche Resultate: Bei den befragten Italienern geben 17 Prozent an, sie seien schon einmal wegen ihrer Herkunft diskriminiert worden, bei den Franzosen 20 Prozent, bei den Deutschen 23 Prozent und bei den Österreichern sind es sogar 28 Prozent. "Dass Bürger aus EU-Staaten sich so diskriminiert fühlen, überrascht. Zuwanderer aus anderen Kulturräumen dürften es noch schwerer haben. Das zeigt beispielsweise auch die Überprüfung der Schweiz vor dem UNO-Menschenrechtsrat von letzter Woche: Dort wurde insbesondere die Diskriminierung der Ausländer von ausserhalb der EU kritisiert", meint Richard Eisler.
... aber jeder Dritte fühlte sich schon einmal benachteiligt Noch höher ist der Anteil der Ausländer, die sich schon einmal von Behörden, Banken- oder Telekomanbietern oder bei der Wohnungssuche benachteiligt gefühlt haben: 35 Prozent der Befragten bejahen die entsprechende Frage. Auch hier gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Nationalitäten: 43 Prozent der Franzosen fühlten sich schon einmal zu ihren Ungunsten behandelt, bei den Österreichern ist es sogar jeder Zweite. Hingegen ist nur jeder fünfte Italiener der Meinung, er sei schon einmal ungerecht behandelt worden. Unterschiede gibt es auch nach Alter: Bei den 40- bis 49-Jährigen sagen lediglich 19 Prozent, sie seien schon einmal benachteiligt worden, bei den 18- bis 29-Jährigen und den 30- bis 39-Jährigen sind es mit 38 beziehungsweise 40 Prozent doppelt so viele.
Die hohen Zufriedenheitswerte bei der Frage, ob man sich als Ausländer in der Schweiz willkommen fühlt und die Resultate zur Diskriminierung und Benachteiligung von Ausländern sind kein Widerspruch. "Offensichtlich zählt der sehr gute Gesamteindruck, auch wenn einzelne negative Ereignisse nicht vergessen werden und darum auch nicht unterschätzt werden sollten", warnt Richard Eisler.
(1) Die Teilnehmerzahlen erlauben eine Auswertung pro Herkunftsland für folgende Länder: Deutschland (n=238), Frankreich (n=35), Italien (n=64) und Österreich (n=50).
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Richard Eisler
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