Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz
Fokusthema "Leben" - News aus Nicaragua, Äthiopien, Niger und Nepal
Sehr geehrte Medienschaffende
Die Lebensqualität armutsbetroffener Menschen zu verbessern, gehört zu den zentralen Anliegen von SOS-Kinderdorf Schweiz. Daher leisten wir verstärkt Präventionsmassnahmen und erhöhen damit die Resilienz von Kindern, Familien und Gemeinden. In unserem Newsletter erhalten Sie Informationen zu unseren Fokusländern und unserer Arbeit. Heute mit folgenden Themen:
- Transformation SOS-Kinderdöfer: Vom Dorf in die Gemeinde
- Nicaragua: NGOs unter Verdacht
- Äthiopien: Auszeichnung für Frauenförderungsprogramm
- Niger: Situation ein Jahr nach dem Militärputsch
- Nepal: Careleaverin zu Besuch in der Schweiz
- Tag des Testaments: Wachsendes Interesse an Erbschaftspenden
- Jahresbericht: Spenden zeigen Wirkung
Mehr zu unserem Fokusthema «Leben» erfahren Sie zudem in der aktuellen SOS-ZOOM-Ausgabe 3/24.
Vielen Dank für Ihr Interesse. Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Freundliche Grüsse
Cornelia Krämer
Transformation der SOS-Kinderdörfer: Vom Dorf in die Gemeinde
Nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, boten die SOS-Kinderdörfer verwaisten Kindern ein liebevolles Zuhause und die Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft. Heute leben in den SOS-Kinderdörfern nicht nur elternlose Kinder, sondern auch Mädchen und Jungen, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihren eigenen Familien verbleiben können. SOS-Kinderdorf will zukünftig die Dörfer öffnen und stärker in die Gemeinden integrieren.
Lesen Sie das Interview mit Erika Dittli, Programmleiterin, zur Transformation der SOS-Kinderdörfer hier.
Fokusland Äthiopien: Auszeichnung für frauengeführte SACCO
Die Arada Lelewut ist eine von Frauen geführte Spar- und Leihgruppe, kurz SACCO, die im Mai 2022 mit Unterstützung von SOS-Kinderdorf gegründet und ursprünglich aus einer Frauenselbsthilfegruppe entstanden ist. Zum Zeitpunkt der Gründung hatte sie 102 Mitglieder und ein Startkapital von 7’900 Birr (ca. CHF 120). Heute zählt die SACCO 385 Mitglieder, ihr Kapital beträgt 3'341’252 Birr (ca. CHF 50'800) und ein Teil des Gewinns wird für die finanzielle Unterstützung gefährdeter Kinder zur Verfügung gestellt.
Die SACCO hat bereits mehrere Auszeichnungen auf Stufe Kebele (Gemeinde) und Distrikt erhalten. Nun wurde sie durch das Frauen- und Kinderbüro der Region Zentraläthiopien auch auf regionaler Ebene ausgezeichnet. Ein Schlüsselfaktor für die Preisverleihung war, dass die SACCO von einer Frau geleitet wird und 95 % der Mitglieder Frauen sind. Die Auszeichnung legt eine wichtige Basis, um zukünftig Unterstützung von der Regierung zu erhalten. Aktuell planen die Verantwortlichen, bei der Regierung ein Grundstück für den Bau ihres Büros zu beantragen. Zudem empfangen sie derzeit Besuchende aus verschiedenen Teilen des Landes, die von den Erfahrungen lernen wollen.
Falls Sie mehr über das Konzept der SACCOs und die Frauenförderung in Äthiopien erfahren möchten, steht Ihnen die Programmverantwortliche, Camila Lattion, für ein Interview zu Verfügung.
Fokusland Nicaragua: NGOs unter Verdacht
Clémence Delmas, Programmverantwortliche für Nicaragua bei SOS-Kinderdorf Schweiz, gibt im Interview Auskunft über die Situation vor Ort.
Wie sieht die Situation in Nicaragua aus, und wie engagiert sich SOS-Kinderdorf?
Nicaragua zählt zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Gründe dafür sind eine turbulente Geschichte, eine einseitig ausgerichtete Wirtschaft sowie häufig auftretende Naturkatastrophen. Seit 2018 herrschen politische Unruhen, die zahlreiche Todesopfer forderten und unzählige Menschen ins Exil zwangen. Viele Kinder leiden unter Armut und Gewalt. Sie müssen arbeiten, statt zur Schule zu gehen. Traditionelle Rollenvorstellungen – der sogenannte „Machismo“ – führen dazu, dass Frauen oft allein für die Familie verantwortlich sind und Missbrauch und häusliche Gewalt erleiden. Zudem wird jede fünfte Frau schon im Teenager-Alter Mutter. Neben dem Machismo tragen fehlendes Wissen über Verhütung und sexuelle Gesundheit sowie ein striktes Abtreibungsverbot zu dieser hohen Zahl bei. SOS-Kinderdorf begleitet und unterstützt notleidende Kinder, Jugendliche und Familien durch verschiedene massgeschneiderte Angebote. Daneben bietet die Organisation Kindern, die die elterliche Fürsorge verloren haben, ein neues Zuhause in einem SOS-Kinderdorf.
Weshalb mussten viele NGOs ihre Arbeit in Nicaragua aufgeben?
Es gibt mehrere Gründe, warum nur noch wenige gemeinnützige Organisationen in Nicaragua akkreditiert sind. Zum einen hat Nicaragua strenge gesetzliche Vorschriften und regulatorische Anforderungen für ausländische und lokale Nichtregierungsorganisationen (NGOs), was einen hohen bürokratischen Aufwand verursacht. Dann müssen in Nicaragua tätige NGOs politisch neutral sein. Manche Positionierungen können als politische Opposition interpretiert werden. Schliesslich ist noch die hohe Abwanderung zu erwähnen, die sowohl das Personal als auch die Begünstigten der Programme betrifft und somit die Arbeit der Organisationen erschwert.
Wie meistert SOS-Kinderdorf diese Hürden?
SOS-Kinderdorf ist sehr zurückhaltend und kritisiert Entscheidungen der Regierung nicht direkt. Die Priorität liegt auf der Fortsetzung der Aktivitäten zum Wohle der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien. Die Teams setzen daher ihre Zusammenarbeit mit den Behörden, die für Kinderschutz, Familienangelegenheiten, Bildung und Gesundheit zuständig sind, so weit wie möglich fort.
Die Stärkung von Gemeindestrukturen ist ein Hauptanliegen von SOS-Kinderdorf. Wie muss man sich das in Nicaragua vorstellen?
SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit lokalen Partnern, wie etwa Behörden, der Kirche und der Polizei sowie mit Stadtteilorganisationen und Schulen zusammen. In Workshops werden Themen wie Kinderrechte und Kinderschutz oder Prävention von sexueller Gewalt und Teenager-Schwangerschaften diskutiert. Die Teilnehmenden bilden sich zudem in Fallmanagement und Öffentlichkeitsarbeit weiter, tauschen Erfahrungen aus und vernetzen sich. Das Ziel besteht darin, dass die lokalen Partner die nötigen Kompetenzen erwerben, um das Programm dereinst selbständig fortzusetzen.
Welche Erfolge hat SOS-Kinderdorf bisher in Nicaragua erzielt?
Wir sind stolz darauf, viele Männer und Jungen dazu ermutigt zu haben, gewaltfreie und liebevolle Beziehungen zu ihren Partnerinnen und ihren Kindern aufzubauen und patriarchale Rollenerwartungen zu hinterfragen. Zahlreiche Frauen und weibliche Jugendliche sind heute selbstbewusster und stehen für ihre Bedürfnisse ein. Sie konnten einen Beruf lernen und ein kleines Geschäft aufbauen. In Selbsthilfegruppen erhielten Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus belasteten Familien Unterstützung bei psychischen Problemen und lernten, Gefühle auszudrücken und Traumata zu überwinden. Ein besonderes Augenmerk galt dabei schwangeren Teenagerinnen und minderjährigen Müttern. Um Krisensituationen zu überbrücken, leisteten wir zudem materielle Nothilfe. Es ist sehr bewegend zu sehen, wie unsere Aktionen manchmal einen echten Rettungsanker darstellen. Wir konnten vielen Familien dazu verhelfen, wieder zu Atem zu kommen und neue, gewaltfreie Verhaltensmuster einzuüben.
Sehen Sie im Video von Ana aus dem Familienstärkungsprogramm in Matagalpa, wie sich ihr Leben verändert hat.
Fokusland Niger: Situation ein Jahr nach Militärputsch
Das Militär, das am 26. Juli 2023 die Macht in Niger übernommen hat, unterhält eine patriotische Stimmung im Land. Die Arbeit der NGOs untersteht nun dem Innenministerium, das sicherstellen soll, dass sich ausländische Länder, ganz besonders Frankreich, nicht über internationale NGOs in die Angelegenheiten des Landes einmischen. Seit Juni werden die NGOs aufgefordert, den Behörden ihre Reisen zu melden und diese künftig - auf eigene Kosten - von Sicherheitskräften begleiten zu lassen. Diese zweite Forderung wurde jedoch noch nicht umgesetzt. Eine Plattform grosser NGOs argumentierte, dass eine solche Begleitung nicht nur sehr kostspielig sei, sondern auch die Unparteilichkeit der humanitären Organisationen in Frage stellen würde. In diesem Zusammenhang setzt SOS-Kinderdorf Niger seine Advocacy-Arbeit bei den lokalen und nationalen Behörden fort. Sie kann sich dabei auf ihren guten Ruf und ihre gute Verankerung im Land stützen.
Clémence Delmas, Programmverantwortliche Niger, steht Ihnen bei Fragen oder für ein Interview gerne zu Verfügung.
Fokusland Nepal: Durch Bildung die eigene Zukunft bestimmen
In Nepal ist das Risiko, in Armut geboren zu werden und lebenslang in Armut zu leben, sehr hoch. Aufgrund dieser Armut und des unzureichenden Zugangs zu Gesundheitssystemen sterben jährlich Tausende von Menschen. Das Kastensystem wurde zwar offiziell abgeschafft, prägt aber weiterhin die Denkweise der Gesellschaft.
Punyaswori Shrestha wuchs seit ihrem zweiten Lebensjahr im SOS-Kinderdorf Itahari auf. Sie schloss ein Bachelor-Studium in Gesundheitsmanagement ab und erlangte anschliessend einen Master-Abschluss in Krankenhausmanagement. Heute ist sie Operations- und HR-Managerin in einem Krankenhaus in Kathmandu. Punyaswori ist verheiratet und Mutter eines Sohnes.
Im September besucht Punyaswori die Schweiz und erzählt ihre persönliche Geschichte. Sie berichtet, wie sie ins SOS-Kinderdorf Itahari kam, wie ihre Kindheit und Jugend verliefen und welchen Einfluss das SOS-Kinderdorf auf ihr heutiges Leben als sogenannte «Careleaverin» hatte.
Kontaktieren Sie Cornelia Krämer, Leiterin Kommunikation, wenn Sie Punyaswori Shrestha persönlich treffen möchten.
Tag des Testaments: Wachsendes Interesse an Erbschaftsspenden
Am 13. September ist der Internationale Tag des Testaments. Das Spendenbarometer 2023 von Swiss Fundraising zeigt, dass Erbschaftsspenden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Immer mehr Menschen sind bereit, wohltätige Organisationen in ihren Testamenten zu berücksichtigen, um ihre ethischen Werte zu bewahren und langfristige, positive Wirkungen zu erzielen. Vertrauen in die Organisationen, Transparenz und ein effizienter Einsatz der Mittel sind dabei entscheidende Faktoren.
Im Webinar «Testament erstellen – kostenlos und online» erfahren die Teilnehmenden, was bei der Nachlassplanung und beim Verfassen eines Testaments zu beachten ist. Zudem wird erklärt, wie online ein in der Schweiz gültiges Testament erstellt werden kann.
Kontaktieren Sie Cornelia Krämer, Leiterin Kommunikation, bei Interesse zum Thema Nachlassspende.
Jahresbericht 2023: Spenden zeigen Wirkung
Im Jahr 2023 sammelte die Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz laut Jahresbericht CHF 19,3 Mio. an Spendengeldern. Wie trägt dieses Geld zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) bei? Unser Geschäftsführer, Alex de Geus, ist dieser Frage in Äthiopien nachgegangen. In seinem Reisebericht zeigt er eindrücklich, wie Familienförderung und die finanzielle Unterstützung von Frauen dazu beitragen, die Bildung von Kindern sicherzustellen.
Hier geht es zum Video-Reisebereicht aus Äthiopien von Alex de Geus: Link
Medienkontakt: Cornelia Krämer, Leiterin Kommunikation
Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz Tel.: 031 979 60 64 E-Mail: medien@sos-kinderdorf.ch
SOS-Kinderdorf SOS-Kinderdorf gibt in über 135 Ländern Kindern in Not ein liebevolles Zuhause und schützt gefährdete Kinder vor dem Verlust ihrer Familie. Die Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz ist ein privates, politisch und konfessionell ungebundenes Kinderhilfswerk und finanziert SOS-Programme in Entwicklungsländern. Weitere Informationen unter: www.sos-kinderdorf.ch