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BGA-Unternehmerumfrage: Deutschland zwischen Konsumklemme und weltwirtschaftlichen Aufschwung

Berlin (ots)

"Mit einem Wachstum von 2,4 Prozent (preisbereinigt
rund ein Prozent) im ersten Halbjahr 2004 erreichte der Grosshandel
sein bestes Ergebnis seit 2000. Da der Grosshandel eng mit dem
Aussenhandel verflochten ist, bin ich optimistisch, dass wir mehr
Schwung in unserer Branche behalten, als Deutschland insgesamt." Dies
erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen
Gross- und Aussenhandels (BGA), bei Vorstellung der aktuellen
Unternehmerumfrage in Berlin. "Lediglich im Schlepptau der globalen
Wirtschaft gelang es Deutschland, die seit drei Jahren anhaltende
konjunkturelle Stagnation zu überwinden. Binnenwirtschaftliche
Wachstumsimpulse gibt es nicht. Von einem Aufschwung in Deutschland
kann nicht gesprochen werden. In den kommenden Monaten wird die
Dynamik des weltweiten Aufschwungs etwas nachlassen. Unsere
Binnenwirtschaft hat dem nichts entgegen zu setzen", so Börner.
Für das Jahr 2004 erwartet der BGA ein Grosshandelswachstum von
nominal 2,2 und real 1,4 Prozent. Die Wachstumsimpulse gehen allein
vom Produktionsgüterhandel aus. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach
Einschätzung des BGA im laufenden Jahr um höchstens 1,8 Prozent
ansteigen.
Der vom BGA ermittelte Grosshandelsklima-Indikator überschritt
erstmals seit dem zweiten Halbjahr 2001 wieder seine magische Grenze
von 100 Punkten: Damit überwiegt der Optimismus innerhalb der
Branche. Neu ist auch, dass jetzt beide Teilkomponenten des
Indikators, also sowohl die aktuelle als auch die zukünftige
Geschäftslage, den Sprung über 100 Punkte schafften. Dabei legte die
aktuelle Geschäftslage zu während sich die Einschätzung der
zukünftigen Geschäftslage eintrübte.
Der Stellenabbau im Grosshandel hat sich weiter verlangsamt und
wird im Laufe des Jahres zum Stillstand kommen.  Aktuell sind die
Kapazitäten der Unternehmen noch immer zu schwach ausgelastet. Das
Bild für die zukünftige Einschätzung sieht ähnlich aus: Bei 93
Prozent der Grosshandelsfirmen werden die bestehenden Kapazitäten in
den kommenden sechs Monaten ausreichen. Bei einem Viertel davon
herrschen tendenziell noch Überkapazitäten.
Als Beschäftigungshemmnis werden die Wachstumsschwäche der
deutschen Wirtschaft, arbeitsrechtliche Regelungen wie der
Kündigungsschutz oder zu hohe Lohnnebenkosten genannt. Die geringe
Investitionsneigung ist ein weiterer Hinweis auf die fehlenden
binnenwirtschaftlichen Impulse. 93 Prozent der
Grosshandelsunternehmen spüren keine positiven Effekte der
Wirtschaftsreformen im eigenen Betrieb. Die eher zuversichtliche
Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung im ersten Halbjahr wird
nun in Erwartung für das zweite Halbjahr von einer abwartenden
Haltung geprägt. Knapp ein Viertel der Unternehmen fühlt sich vom Hin
und Her verunsichert. Knapp 80 Prozent der Unternehmen der
Grosshandelsbranche glauben nicht, dass sich die Standortbedingungen
in den kommenden 12 Monaten verbessern.
"Wir brauchen ein Umfeld, in dem sich Investitionen wieder
rentieren. Ein Umfeld, in dem Wirtschaft und Staat freie Ressourcen
für Forschung und Entwicklung schaffen können. Um dies zu erreichen,
muss die Belastungs- und Umverteilungsquote des Staates zurückgeführt
werden", so Börner.
73 Prozent der befragten Unternehmer befürchtet, dass die
Regierung keine Kraft mehr hat, neue Reformen anzustossen. Ein Teil
befürchtet sogar, dass Reformen abgemildert und damit wirkungslos
werden. Die Steuerpolitik der Bundesregierung schneidet bei den
Unternehmern schlecht ab. Der Teil der Unternehmen, die den Grossteil
der Erwerbstätigen beschäftigt, wurde bisher kaum entlastet.
Zusätzlich dämpfen Zukunftsängste die Ausgaben der privaten Haushalte
und damit die private Nachfrage. Knapp die Hälfte der Unternehmen
teilt diese Einschätzung. "Wird die dritte Stufe der
Einkommensteuerreform jetzt nicht wie ursprünglich beschlossen
vollständig umgesetzt, wäre dies gerade im Zusammenhang mit der
herrschenden Unsicherheit absolut kontraproduktiv", warnt der
BGA-Präsident.
"Die bisherigen Reformen sind richtig und sie müssen weitergehen.
Jetzt heisst es den Bürgern die Massnahmen zu erklären und nochmals
zu erklären und nicht bei populistischen Einwänden einzuknicken. Der
Handel unterstützt Regierung und Opposition, die notwendigen Reformen
konsequent und beschleunigt fortzusetzen. Mit steigender
Wettbewerbsfähigkeit und dem daraus resultierenden Wachstum werden
wir Unternehmer endlich auch wieder neue Arbeitsplätze schaffen
können", so der BGA-Präsident. Und weiter: "Wir brauchen ein Signal,
dass die Regierung nicht damit zufrieden ist, was bisher passiert
ist. Es gibt zu wenig Vertrauen, trotz der Agenda 2010, die wir in
ihrer Ausrichtung unterstützen. Liest man die Berichte
internationaler Organisationen von der EU-Kommission bis zur OECD,
wird klar, dass Wirtschaft und Verbände weiter in der Pflicht stehen
dazu beizutragen, dass die Politik den eingeschlagenen Weg auch
weiter geht" so Börner abschliessend.

Kontakt:

André Schwarz
Pressesprecher
Tel. +49/30/59-00-99-520
Fax +49/30/59-00-99-529