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Swissness in der Industrie

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Chur (ots)

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur hat kürzlich zwei Studien zur Swissness durchgeführt. Prof. Ralph Lehmann und sein Team untersuchten den Wert der Marke Schweiz für die Industrie und ob Schweizer Industriebetriebe durch die neue Gesetzgebung Änderungen an ihren Wertschöpfungsketten vornehmen müssen.

Bei industriellen Gütern wie Uhren, Unterwäsche oder Zahnbürsten müssen per 1. Januar 2017 die Herstellungskosten mehrheitlich in der Schweiz anfallen. Nur so kann das Label «swiss made» verwendet werden. Das neue Swissness Gesetz sieht für den Industriesektor ein Minimum von 60 Prozent vor. In der Berechnung berücksichtigt werden sämtliche Fabrikationskosten sowie neu die Kosten für Forschung und Entwicklung, Qualitätssicherung und Zertifizierung. Zudem muss der wesentliche Produktionsschritt im Inland erfolgen. Das Inkrafttreten der neuen Swissness-Gesetzgebung wirft die Frage nach der Bedeutung des Wertes der Marke Schweiz für den Industriesektor auf. Und wichtig: Ob die allenfalls nötigen Anpassungen eine Hürde für die Verwendung der schweizerischen Herkunftsbezeichnung darstellen. Die HTW Chur hat die beiden Fragen wissenschaftlich untersucht.

Der Wert der Marke Schweiz

Swissness wird insbesondere von international tätigen KMUs verwendet und löst besonders bei den Endkonsumenten und -konsumentinnen eine höhere Zahlungsbereitschaft aus. Das zeigen auch die Resultate der aktuellen Untersuchung. Die Verwendung von Swissness im Unternehmens- bzw. Produktauftritt sind speziell für die Differenzierungsmerkmale Zuverlässigkeit und Qualität vorteilhaft. Im Schnitt rechnet die Industrie mit einer Swissness-Preisprämie von rund 10 Prozent. Je nach Unternehmen und Produkt kann der effektive Wert erheblich variieren. Die Verwendung der Herkunftsbezeichnung ist ein unternehmerischer Entscheid. Der Nutzen muss die Kosten übertreffen. Trotz verschärfter Anforderungen zeigt sich für das nächste Jahr ein Wachstum in der Verwendung von Swissness um zirka 7 Prozent.

Abbildung 1: Aktuelle und zukünftige Verwendung von Swissness

Die Verwendung der Schweizer Herkunftsbezeichnung nimmt im Marketing seit 15 Jahren stetig zu. Dieser Trend setzt sich mit der neuen gesetzlichen Regelung fort. Es lässt sich interpretieren, dass die neue Gesetzgebung keine massgebliche Hürde zur Verwendung von Swissness darstellt.

Anpassungen an der Wertschöpfungskette

Auch die Einflüsse der neuen Swissness-Gesetzgebung auf die Wertschöpfungsketten der Unternehmen sind gering. So erwarten 95% der befragten Industriefirmen keine Verlagerungen von Wertaktivitäten ins In- oder Ausland aufgrund des neu in Kraft tretenden Gesetzes.

Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Die Hälfte der befragten Unternehmen erfüllen die Bedingungen der neuen Swissness-Gesetzgebung bereits. Für sie stellt die neue Regelung keinen Einflussfaktor dar, der sich auf die Wertschöpfungskette auswirkt. Sie können die Marke Schweiz weiterhin ohne bürokratischen Aufwand oder zusätzlichem Bewilligungsverfahren nutzen. 22 Prozent der Befragten setzen im Marketing einen anderen Fokus. Swissness ist in ihrer Vermarktungsstrategie nicht relevant und eine Änderung der Wertschöpfungskette erübrigt sich. Für 15 Prozent wäre eine Verwendung der Herkunftsbezeichnung mit zu hohen Anpassungskosten verbunden. 12 Prozent geben an, dass die Umsetzung der Gesetzgebung zu umständlich und zu aufwändig wäre.

Abbildung 2: Änderungen an der Wertschöpfungskette

Gemäss den Erkenntnissen der HTW Chur wird das neue Swissness-Gesetz in der Industrie wenig verändern. Die Swissness wird von den befragten Unternehmen weiterhin genutzt und die erwarten Auswirkungen auf die Gestaltung der Wertschöpfungsketten sind gering. Gemessen an der zum Teil lebhaft geführten Diskussion zur Swissness mögen diese Resultate überraschen.

Zwei Studien der HTW Chur zur Swissness

Über 1000 Unternehmen wurden online über das Mitgliederverzeichnis von Swissmem angegangen. 326 eingegangene Fragebogen konnten wissenschaftlich ausgewertet werden. Die befragten Unternehmen weisen mehrheitlich eine kleine bis mittlere Grösse auf, sind im Maschinenbau tätig, bedienen Geschäftskunden und orientieren sich international. Für Auskünfte zu den beiden Studien stehen Prof. Dr. Ralph Lehmann und Kathrin Dinner gerne zur Verfügung.

Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur ist eine innovative und unternehmerische Hochschule mit rund 1600 Studierenden. Sie bildet verantwortungsvolle Fach- und Führungskräfte aus. Als regional verankerte Fachhochschule überzeugt die HTW Chur über die Kantons- und Landesgrenze hinaus mit ihrer persönlichen Atmosphäre. Mit ihrer angewandten Forschung trägt sie zu Innovationen, Wissen und Lösungen für die Gesellschaft bei. Die HTW Chur bietet Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge in den Disziplinen Digital Science, Ingenieurbau/Architektur, Management, Multimedia Production, Photonics, Technik sowie Tourismus an. Die HTW Chur betreibt in allen Disziplinen angewandte Forschung und Entwicklung, führt Beratungen durch und bietet Dienstleistungen an. «Recognised for Excellence» mit vier Sternen im EFQM-Modell bestätigen die ganzheitliche Entwicklung der HTW Chur. Die Fachhochschule ist zudem ISO 9001 und ISO 29990 zertifiziert. Als erste öffentliche Schweizer Hochschule ist die HTW Chur 2009 der Initiative der Vereinten Nationen für verantwortungsvolle Ausbildung, den UN Principles for Responsible Management Education, beigetreten. Die Bündner Fachhochschule ist seit dem Jahr 2000 Teil der FHO Fachhochschule Ostschweiz. Bereits 1963 begann aber die Geschichte der HTW Chur mit der Gründung des Abendtechnikums Chur.

Kontakt:

Prof. Dr. Ralph Lehmann, Professor für International Business
Mail ralph.lehmann@htwchur.ch, Tel 081 286 39 45

Kathrin Dinner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Mail kathrin.dinner@htwchur.ch, Tel 081 286 37 62

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