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foodwatch: "Lug und Trog: Mehr Dioxine im Futter"

Berlin (ots)

foodwatch stellte heute eine Studie über die
Futtermittelwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Qualität von
Lebensmitteln vor. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass sich Skandale
wie BSE, Nitrofen und Dioxin jederzeit wiederholen können. Grund sei,
dass Futtermittel mit einer von Gesetzgeber, Behörden und Wirtschaft
gebilligten "Lizenz zur Langzeitvergiftung" von Tier und Mensch
hergestellt würden, so die Verbraucherorganisation.
Ob BSE, Nitrofen oder Dioxin, die großen Lebensmittelskandale der
vergangenen Jahre hatten ihren Ursprung in Futtermitteln. Wie die
foodwatch-Studie zeigt, sind diese der Treibstoff für die
Hochleistungsproduktion in der Agrarindustrie: 104 Millionen
Geflügeltiere, 26 Millionen Schweine und 13 Millionen Rinder werden
jedes Jahr mit 68 Millionen Tonnen Futtermitteln gefüttert. Die
Landwirtschaft ist auf möglichst billiges Futter angewiesen, weil
Futter den Großteil der Produktionskosten verursacht. Entsprechend
ist ein Mehrpreis für eine höhere Qualität bei Futtermitteln nicht im
Interesse der Fleischwirtschaft.
Das gehe auf Kosten der Gesundheit der Verbraucher, sagt Matthias
Wolfschmidt. Der studierte Veterinärmediziner ist bei foodwatch
verantwortlich für die Studie "Lug und Trog", die die Münchner Gregor
Louisoder Umweltstiftung gefördert hat. Ein akutes Beispiel ist der
chlorhaltige Schadstoff Dioxin, der immer wieder in Futtermitteln
gefunden wird. "Über das Tierfutter findet ein ständiger Gifteintrag
in Lebensmittel statt - mit Billigung von Regierungen und
Überwachungsbehörden", so Wolfschmidt. Um Lebensmittel nicht vom
Markt nehmen zu müssen, plane die Europäische Union sogar eine
Erhöhung der Höchstgrenzen für Dioxine. Das hat foodwatch aus
vertraulichen Quellen erfahren. Über 80 Prozent der menschlichen
Dioxinbelastung gehen auf tierische Lebensmittel zurück. Die Tiere
nehmen Dioxine vor allem mit dem Futter auf. Im Körper reichern sich
Dioxine an und wirken Krebs auslösend sowie Erbgut verändernd.
Die foodwatch Recherchen ergeben, dass Futtermittelkontrollen
häufig wirkungslos sind. Wolfschmidt: "Zudem setzen die Kontrollen an
den falschen Stellen an und die Statistik wird systematisch
schöngefärbt." Im Jahr 2003 wurden 589 Proben aus neun Millionen
Tonnen Importfutter gezogen. Das heißt, nur jede 600ste LKW-Ladung
wurde überhaupt erfasst. Statt ganze Chargen zu kontrollieren, werden
nur wenige Stichproben genommen.
"Weder die Schnäppchenmentalität der Verbraucher noch kriminelle
Energie sind die Ursache für die regelmäßigen Futtermittelskandale",
so Wolfschmidt. Schuld seien die Spielregeln, die zur Vergiftung
geradezu einladen würden. Nach der gegenwärtigen Gesetzeslage tragen
die Hersteller praktisch kein Haftungsrisiko und  die Verbraucher
haben keine wirkungsvollen Klagerechte. Das sehe man am Beispiel des
Nitrofen-Skandals, für den niemand zur Rechenschaft gezogen worden
sei, beklagt Wolfschmidt. Mögliche, ohnehin niedrige Bußgelder,
drohen derzeit zu verjähren. Vor drei Jahren war Futter-Getreide mit
dem Pflanzenschutzmittel Nitrofen vergiftet in die Nahrungskette
gelangt.
Sichere Futtermittel würden für den Verbraucher keine Mehrkosten
bedeuten, berechnet foodwatch in der Studie. 20 Prozent teureres
Futter schlage an der Fleischtheke im Supermarkt mit nur 2,5 Prozent
Mehrpreis zu Buche. Trotzdem handele Verbraucherministerin Renate
Künast nicht, sondern gäbe den Interessen der Agrarlobby nach. "Ihr
vollmundiges Versprechen nach dem Nitrofen-Skandal, die
Lebensmittelsicherheit für die deutschen Verbraucher zu erhöhen, hat
sie bisher nicht gehalten", kritisiert Wolfschmidt. "Auch das neue
Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB), wird nichts an den
untragbaren Zuständen ändern", so Wolfschmidt. Dieses wird derzeit im
Vermittlungsausschuss im Bundestag beraten.
Hinweis: Der foodwatch Futtermittel-Report "Lug und Trog" ist
unter www.foodwatch.de als PDF-Dokument erhältlich. Auf Wunsch kann
die Studie auch als Druckversion per Post zugesandt werden.

Pressekontakt:

foodwatch e.V.
Kommunikation
Barbara F. Hohl
E-Mail: presse@foodwatch.de
Fon: 030 / 240 476-19
Fax: 030 / 240 476-26