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Migros Museum für Gegenwartskunst: «Maria Eichhorn: Zwölf Werke
Twelve Works (1988-2018)»

Zürich (ots)

20.11.2018-03.02.2019

Für diese Ausstellung wird es keine Eröffnung und Pressekonferenz geben. Gerne bieten wir aber auf Anfrage individuelle Pressegespräche an.

Reduktion bestimmt nicht nur das Werk der Künstlerin Maria Eichhorn (*1962 in Bamberg, Deutschland), sondern auch ihre Ausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst. Das spiegelt sich in der Anzahl der Werke - es sind zwölf Arbeiten aus den letzten 30 Jahren - sowie in ihrer spezifischen Formensprache. Die Ausstellung unterbricht gezielt Sehgewohnheiten und bietet Raum für ein Umdenken. Eichhorns Praxis zielt auf eine Auseinandersetzung mit festgeschriebenen Normen, die Alltagsleben und Kunst reglementieren, wobei ihr besonderes Augenmerk sozioökonomischen Prozessen gilt. Die daraus resultierenden Fragestellungen sind unter anderem auf Wert, Zeit, Besitz und Eigentum fokussiert, deren Wirkungsweisen die Künstlerin gezielt unterwandert. Basierend auf weitreichenden Recherchen, eröffnet ihr Werk Möglichkeiten politischen Handelns. Mehrere der in der Ausstellung gezeigten Arbeiten befinden sich in der Sammlung des Migros Museum für Gegenwartskunst - so die zentrale Arbeit 72 Bilder (1992/93). International bekannt wurde Eichhorn durch ihre Teilnahme an zahlreichen Biennalen wie etwa der Biennale Venedig (1993, 2001 und 2015) sowie der Documenta11 (2002) und der documenta 14 (2017).

Normative Gegebenheiten infrage zu stellen, um ein Bewusstsein für die uns umgebenden Strukturen zu entwickeln, ist ein zentrales Merkmal von Maria Eichhorns künstlerischer Praxis. So unterzieht sie kapitalistische Mechanismen ebenso der Revision wie historische und soziale Verhältnisse oder die Bedingungen der Kunst und ihre Wirkungsweisen selbst. Ihren Arbeiten gehen weitreichende Recherchen voraus, im Zuge deren die Künstlerin eine Vielzahl von Informationen und Verweisen zusammenträgt und diese für eine öffentliche Rezeption neu aufbereitet und analysiert. Weitere Merkmale von Eichhorns Werk sind Methoden der Fortsetzung und Aktualisierung: Viele ihrer Arbeiten sind so angelegt, dass sie für jede Ausstellung neu realisiert und kontextualisiert werden können. Den vielfach komplexen thematischen Zusammenhängen steht oftmals eine betont reduzierte Ästhetik gegenüber. Auf diese Weise unterwandern ihre Arbeiten gezielt eine marktgängige Aufmerksamkeitsökonomie.

Eichhorns Arbeiten wahren eine Deutungsoffenheit, welche Raum für eigene Überlegungen und Auseinandersetzungen gibt. Der aufklärerisch-emanzipative Charakter ihrer Arbeiten liegt nicht in einem vorgegebenen, didaktischen Anspruch. Vom Einzelfall ausgehend, legt Eichhorn gesellschaftliche Strukturen offen, so in ihrer Arbeit Arbeit Prohibited Imports [Verbotene Einfuhren] (2003), in welcher sie die restriktiven Zensurpraktiken der japanischen Zollbehörden thematisiert. Hier setzt sich fort, was bereits 1992/93 in Eichhorns Arbeit 72 Bilder offenkundig wurde: Eichhorns Kunstverständnis ist von der Idee der Dematerialisierung des Kunstwerks geprägt. Die Künstlerin schafft Anleitungen, anhand welcher ihre Arbeiten unter Mitwirkung anderer Beteiligter entstehen können. 72 Bilder entstand anlässlich einer Ausstellung im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris: Mitarbeiter*innen des Museums malten nach ihrer Anleitung über die Dauer der Ausstellung von 72 Tagen jeweils jeden Tag eine monochrome Leinwand.

Eichhorns Werke fungieren als präzise Eingriffe in bestehende Verhältnisse, dies gilt auch für den jüngsten Sammlungsankauf des Migros Museum für Gegenwartskunst, Building as Unowned Property [Gebäude als Nichteigentum] (2017). Dieses Werk beinhaltet alle Prozesse, die mit der Überführung einer Athener Immobilie in den Zustand des Nichteigentums zusammenhängen, sowie die im Zuge des Eigentumsübertragungsprozesses gesammelten Dokumente. Die Arbeit entstand anlässlich der documenta 14 in Athen und nimmt Bezug auf den urbanen Raum der Stadt, in dem sich die ökonomische und soziale Krise Griechenlands, die zu einem grossen Leerstand insbesondere in der Innenstadt führte, deutlich abbildet. Indem die Künstlerin ein leer stehendes Gebäude in Athen in ein eigentümerloses «Eigentum» umwandelt, schafft sie eine Skulptur im Stadtraum, die niemandem und dadurch uns allen gehört.

Maria Eichhorn lebt und arbeitet in Berlin und Zürich. Ihr OEuvre wurde international in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, zuletzt u.a. in der Chisenhale Gallery, London (2016), der Morris and Helen Belkin Art Gallery, Vancouver (2015) und im Kunsthaus Bregenz (2014). Eichhorn nahm an der documenta 11 in Kassel (2002), der documenta 14 in Athen und Kassel (2017) sowie an der 45. und 56. Biennale Venedig (1993, 2015) und der 4. und 9. Biennale Istanbul (1995, 2005) teil.

Kurator: Dr. Raphael Gygax (Kurator, Migros Museum für Gegenwartskunst)

Zur Ausstellung erscheint 2019 die Publikation Building as Unowned Property [Gebäude als Nichteigentum] im Verlag JRP|Ringier.

Kontakt:

Für weitere Informationen und Bildmaterial wenden Sie sich bitte an
René Müller, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
rene.mueller@mgb.ch, T +41 58 570 29 99

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