Neuer Wirbel um Born-Fälschungen
Jauch und seine Redaktion vertuschten systematisch
Opfer gespielt
München (ots)
Erstmals wird jetzt der größte Betrugsfall am Zuschauer in der Geschichte des deutschen TV um Günther Jauch und Michael Born vor exakt 10 Jahren aufgearbeitet. Fazit des Medienkrimis "Der Fake-Faktor": Borns Aufwand an krimineller Energie war gering, Günther Jauch und seine Redaktion zogen sich durch systematische Täuschungen aus diesem dunklen Kapitel deutscher Mediengeschichte.
"Es erstaunt, dass die ARD nun Jauch als Nachfolger für eines der renommierten journalistischen Formate im deutschen TV verpflichten will", erläutert Autor Thomas Pritzl, der lange Jahre für die Medienberichterstattung der Wirtschaftswoche verantwortlich war. Um so mehr, weil das ZDF Jauch damals die Zusammenarbeit aufkündigte, weil er seine journalistische Glaubwürdigkeit verspielt hatte.
Öffentlichkeit hinters Licht geführt
"Born hat uns mit hoher krimineller Energie betrogen, wir sind Opfer und nicht Täter", so entschuldigte sich Jauch dafür, dass sein Magazin fünf Jahre lang gefälschte Reportagen ausstrahlte, obwohl sie ganz oder teilweise gefälscht waren. Born warf stern TV vor, an den Manipulationen mitgewirkt zu haben. Während der zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, blieben Moderator und Magazin unbescholten.
"Danach ist der Skandal aus den Bewusstsein verschwunden, obwohl die Öffentlichkeit konsequent hinters Licht geführt wurde", sagt Pritzl. Die Recherchen zeigten etwa, dass die Redaktion alle Zeugenaussagen im Gerichtssaal des Koblenzer Landgerichts dokumentieren ließ, um Aussagen aufeinander abzustimmen.
Abgesprochene Aussagen
Jauch und Chefredakteur Andreas Zaik spielten zwar zu Beginn die Rolle der Gescholtenen, die alles besser machen wollten. Trotzdem erlebten beide ein Fiasko und stürzten den Journalismus in eine einmalige Glaubwürdigkeitskrise. Jauch, der auch Chefredakteur des Magazins war, ging soweit zu behaupten, "ihn interessiere in Beiträgen nicht, ob sie stimmen, sondern ob sie stimmig sind". Magazin-Chef Zaik verstieg sich zu dem Statement, dass er die Redakteure, die an den Manipulationen mitgewirkt hatten, nicht einmal darauf angesprochen habe. Denn er habe nach undichten Stellen in der Redaktion fahnden müssen. "Wenn er nach undichten Stellen suchen musste, dann gab es Dinge, die nicht an die Öffentlichkeit sollten", sagt Pritzl.
Serie von Widersprüchen
So etwa im im Film "Katzenjagd" (1994). Zwei verantwortliche Redakteure, die mit Born zusammenarbeiteten, erklärten, ihnen sei der angeklebte Bart eines Jägers merkwürdig vorgekommen. Aber auch als sie mit diesem telefonierten, hätten sie nicht nachgefragt, ob dieser echt sei. Einer von vielen Widersprüchen. Denn Zaik sagte zuvor, Born habe sich unter Hinweis auf Informantenschutz geweigert, dessen Personalien herauszugeben. Wie ist dann aber das Telefonat zustande gekommen? Der TV-Fälscher hätte schon zu diesem Zeitpunkt auffliegen können, aber zwischen Born und der Redaktion gab es eine Art Interessenidentität.
Vertrauen des Publikums missbraucht
Jauch und seine Redaktion gehen dem Skandal bis heute aus dem Weg: Auch nach zehn Jahren gebe es keine neuen Erkenntnisse. "Das Buch zeigt das Gegenteil, obwohl ich zu Beginn nicht ahnte, wie sehr in der Affäre die Fakten verdreht und mit dem Vertrauen der Zuschauer gespielt wurde", erklärt Pritzl. Ebenso wenig fand eine Aufarbeitung der einmaligen Ereignisse, die auch im Ausland auf ein kritisches Echo stießen, statt.
"Mich verwundert, dass 10 Jahre nach dem größten Skandal in der deutschen TV-Geschichte die ARD nun auf Kosten der Gebührenzahlers einen freien TV-Unternehmer verpflichten will, der für die größte Krise des TV-Journalismus mitverantwortlich war", resümiert Pritzl.
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