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Bundesamt für Statistik

Einführung des Krankenversicherungsprämien-Indexes

Neuenburg (ots)

Krankenversicherungsprämien-Index (KVPI) 1999-2001
Der vom Bundesamt für Statistik (BFS) erstmals
berechnete Krankenversicherungsprämien-Index verzeichnete im
Vergleich zum Vorjahr für das Jahr 2000 einen Anstieg um 4,6%, für
2001 um 5,4%. Auf der Basis 1999=100 erreichte der KVPI 2001 damit
einen Indexstand von 110,3 Punkten.
Der KVPI erfasst die Prämienentwicklung der obligatorischen
Krankenpflegeversicherung und der Krankenzusatzversicherung und
bildet das gewichtete Mittel der beiden Teilindizes. Nicht
berücksichtigt wurden vorerst die von Bund und Kantonen an die
Haushalte ausgerichteten Prämienverbilligungen. Deren Einbezug dürfte
das hier ausgewiesene Prämienwachstum schätzungsweise um jeweils etwa
einen halben Prozentpunkt reduzieren. Der genaue Einfluss lässt sich
erst nach Abschluss des Rechnungsjahres erfassen. Überdies sind
Prämienrabatte (vor allem höhere Jahresfranchisen) in den
Berechnungen nicht berücksichtigt.
Anhand des KVPI lässt sich zudem die Auswirkung der
Prämienentwicklung auf das Wachstum des verfügbaren Einkommens der
Haushalte schätzen. Im Vergleich zum Vorjahr fielen demnach die
Wachstumsraten des verfügbaren Durchschnittseinkommens in Folge der
steigenden Prämien im Jahr 2000 um 0,3% und im Jahr 2001 um 0,4%
geringer aus.
Prämienwachstum von knapp 10 Prozent in der
Krankengrundversicherung
Die vom Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) erhobenen
Grundversicherungsprämien erhöhten sich im Durchschnitt aller
Versicherten zwischen 1999 und 2000 um 3,8%, zwischen 2000 und 2001
um 5,8%. Diese verstärkte Zunahme wird durch den beschleunigten
Kostenanstieg im Gesundheitswesen, insbesondere bei den ambulanten
Behandlungen in den Arztpraxen, im Spital sowie bei den Medikamenten,
verursacht. Auf der Basis von 1999=100 ergibt sich für das
Prämienjahr 2001 ein Indexstand für die Grundversicherung von 109,8
Punkten oder ein Anstieg von knapp 10 Prozent von 1999 bis 2001.
Auffällig sind die starken kantonalen Differenzen. Am stärksten
wuchsen die Prämien zwischen 1999 und 2001 in den Kantonen Jura
(16,5%), Aargau (14,6%), Graubünden (14,2%) und Luzern (13,5%), am
schwächsten in den Kantonen Wallis (5,9%), Bern (7,1%), und Uri
(7,4%).
Das Bundesamt für Sozialversicherung publiziert im Herbst jeweils
die Durchschnittsprämie und das Prämienwachstum für die Altersklasse
der Erwachsenen. Das BFS zog für die Berechnung des KVPI jedoch die
Durchschnittsprämie aller Versicherten heran, weshalb für 2001 ein
leicht abweichendes Prämienwachstum in der Grundversicherung
ausgewiesen wird. Detaillierte Informationen nach Altersklassen und
Kantonen publiziert das BSV jeweils im Oktober des Vorjahres. Diese
sind auch unter der Internetadresse http://www.bsv.admin.ch zu
finden.
Prämienanstieg um 11 Prozent bei den Krankenzusatzversicherungen
Auf der Basis von 1999=100 ergibt sich für das Prämienjahr 2001
ein Indexstand für die Zusatzversicherung von 111,1 Punkten oder eine
Zunahme von gut 11% im Zeitraum von 1999 bis 2001.
A   nders als in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung
besteht im durch das Versicherungsvertrags-gesetz (VVG) geregelten
Zusatzversicherungsbereich weitgehende Vertragsfreiheit, d.h. die
Versicherer sind nicht verpflichtet, ihre Leistungen jedem
Antragsteller anzubieten. Sie können zudem die Prämienhöhe
entsprechend ihrer Risikoeinschätzung festlegen. Dies führt zu
ungleichen Entwicklungen in den Alters- und Geschlechtskategorien.
Die vom BFS erhobenen Prämien für die Krankenzusatzversicherungen
stiegen zwischen 1999 und 2000 durchschnittlich um 6,4%, zwischen
2000 und 2001 um 4,4% an. Dabei entwickelten sich die halbprivate und
private Spitalzusatzversicherung überdurchschnittlich stark.
Innerhalb der allgemeinen Abteilung haben 2001 vor allem die Prämien
für die Altersgruppe der über 66-Jährigen überdurchschnittlich
zugelegt.
Auffallend sind auch für den Zusatzversicherungsbereich die
starken kantonalen Differenzen. Über die Periode 1999 bis 2001 wiesen
vor allem die Kantone Baselstadt (14,8%), Zürich (13,5%) und
Schaffhausen (12,5%) hohe Zuwachsraten auf, im Gegensatz zu den
Kantonen Glarus (8,2%), Wallis (8,6%), Zug (8,7%) und
Appenzell-Innerhoden (8,9%).
Geschätzter Einfluss der Prämienentwicklung auf das verfügbare
Einkommen
Krankenversicherungsprämien sind «Kopfprämien», d.h. jede und
jeder Versicherte bezahlt unabhängig von der Einkommenssituation die
gleichen Prämien für die gleichen Leistungen. Die
Prämienveränderungen wirken sich aber nicht auf jedes Haushaltsbudget
gleich stark aus. Was den Grossverdienerhaushalt kaum berührt, kann
für einen Haushalt mit bescheidenem Einkommen eine empfindliche
Budgeteinbusse darstellen. Zur Messung dieses Effekts bietet sich das
verfügbare Einkommen der Haushalte an. Es entspricht dem Einkommen
aller Mitglieder eines Haushaltes (Löhne, Zinsen, Renten,
Rückerstattungen der Versicherungen und sonstige Einkommen) abzüglich
der sogenannten Transferzahlungen (Steuern, Sozial- und sonstige
Versicherungsbeiträge), also dem Betrag, der den Haushalten effektiv
für Konsum- oder Sparzwecke zur freien Verfügung steht. Auch die
Prämienverbilligung durch Bund und Kantone müsste einbezogen werden,
was aber noch nicht möglich ist.
Die verfügbaren Einkommen stiegen von 1999 bis 2000 um
schätzungsweise 0,9%, von 2000 bis 2001 um 3,2%. Auf dieser Basis und
aufgrund der Prämienentwicklung in der Krankenversicherung wurde das
Wachstum der verfügbaren Einkommen im Jahr 2000 um 0,3% verkleinert,
2001 um 0,4%. Die Grundversicherung fiel dabei etwa doppelt so stark
ins Gewicht wie die Zusatzversicherung.
Stellenwert des Krankenversicherungsprämien-Indexes
Die durch den vorliegenden Krankenversicherungsprämien-Index
gemessene Prämienentwicklung ist lediglich eines der Elemente des
komplexen Finanzierungsmodells im Gesundheitswesen. So werden die
Prämien durch Subventionen von Bund und Kantonen an die Haushalte
verbilligt. Dieser Verbilligung soll auf geeignete Weise Rechnung
getragen werden. Dieser Einfluss lässt sich jedoch erst nach Ablauf
des Rechnungsjahres beziffern und damit im KVPI berücksichtigen. Erst
mit dem KVPI 2002 werden gleichzeitig die «subventionsbereinigten»
Resultate für die Periode 1999-2000 publiziert werden können. Vorerst
ist nur eine Schätzung möglich. In den letzten Jahren erhöhten sich
die Subventionen um jeweils etwa 10%. Geht man von diesem
Erfahrungswert aus, verringert sich die Zunahme des KVPI im Jahr 2000
von 4,6 auf ungefähr 4%, der Einfluss auf das verfügbare Einkommen
bleibt indessen unverändert bei 0,3%.
Bei der Interpretation des KVPI ist zu berücksichtigen, dass den
steigenden Prämien ebenfalls steigende Gesundheitskosten gegenüber
stehen. Diese Gesundheitskosten reflektieren die bereits im
Landesindex der Konsumentenpreise ausgewiesene Preissteigerung und
eine Mengenzunahme der beanspruchten Leistungen. Entsprechend den
gestiegenen Kosten fallen auch die Rückerstattungen der
Krankenversicherer an die
Haushalte höher aus. Die Preissteigerung von 1% zwischen 1999 und
2000 wiederspiegelt nur zum Teil die Zunahme der Gesundheitskosten.
Der Landesindex wiederspiegelt die Prämienentwicklung nicht, da die
Mengenausweitung nicht berücksichtigt ist.

Kontakt:

Corinne Becker Vermeulen, BFS, Sektion Preise und Verbrauch
Tel. +41 32 713 67 50, E-Mail: corinne.becker@bfs.admin.ch

Stefan Röthlisberger, BFS, Sektion Preise und Verbrauch
Tel. +41 32 713 65 04, E-Mail: stefan.roethlisberger@bfs.admin.ch

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des
BFS http://www.statistik.admin.ch

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