Statistik der Bevölkerungsbewegung 2001
Neuenburg (ots)
Heiraten und Kinderkriegen immer weniger attraktiv
Die Zahl der Heiraten hat 2001 gegenüber dem Vorjahr um 9,5% auf knapp unter 36'000 markant abgenommen. Weniger hoch, aber ebenfalls aussergewöhnlich, ist gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) der Geburtenrückgang von 6,3% auf rund 73'500. Zwei weitere bemerkenswerte Ergebnisse sind das Wiederansteigen der Scheidungen im zweiten Jahr nach der grundlegenden Änderung des Scheidungsrechts und die deutliche Zunahme der Anerkennung nicht ehelich geborener Kinder durch den biologischen Vater seit 1990.
Heiraten 2001: Tiefster Stand seit 20 Jahren
36'000 Ehen wurden im letzten Jahr geschlossen. Diese Zahl wurde letztmals 1981 unterschritten. Damals hatten die Heiratszahlen gerade eine Talsohle durchschritten und befanden sich während der anschliessenden zehn Jahre im Aufschwung. Seit 1991 ist wiederum eine Phase des Rückgangs festzustellen, die nur im Jahr 1999, wegen des besonders beliebten Heiratsdatums 9.9.99, unterbrochen wurde.
Aussergewöhnlich ist die Höhe des Rückganges zwischen 2000 und 2001, der trotz einer leichten Zunahme der Personen im heiratsintensiven Alter (zwischen 22 und 34 Jahren) zustande kam. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang der Heiratsattraktivität zwischen diesen beiden Jahren bei den ledigen Schweizerinnen um 14,5%. Auch ledige Ausländerinnen entschieden sich mit einem Rückgang von 9,8% deutlich weniger häufig zur Eheschliessung.
Auch die Geburtenzahl so tief wie schon lange nicht mehr
73'500 Kinder wurden 2001 lebend geboren, 6,3% weniger als ein Jahr zuvor. Man muss bis ins Jahr 1980 zurückgehen, um eine tiefere Zahl zu finden. Ähnlich wie bei den Heiraten stiegen nach 1980 die Zahlen wieder an. 1992 wurde mit 86'900 der Höhepunkt erreicht. Seither sanken sie jährlich, mit unbedeutenden Ausnahmen in den Jahren 1996 und 2000.
Die Höhe der Abnahme zwischen 2000 und 2001 ist einmalig seit Mitte der 1970er Jahre. Eine Detailanalyse des aktuellen Rückgangs macht deutlich, dass rund 44% auf die Abnahme der Anzahl Frauen (im gebärfähigen Alter) zurückzuführen ist. 56% des Rückganges sind aber die Folge der rückläufigen Attraktivität der Mutterschaft oder der seit längeren Zeit zu beobachtenden Verschiebung einer (weiteren) Mutterschaft in ein höheres Alter.
Die Zunahme des Anteils von nicht ehelich geborenen Kindern hält weiter an. 2001 wurden 8352 oder 11,4% der Kinder von unverheirateten Frauen zur Welt gebracht. Dies bedeutet einen Anstieg seit 1990 um 5,3 Prozentpunkte. Der Anteil nicht ehelich Geborener liegt aber immer noch weit tiefer als in Deutschland (ca. 22%), Österreich (ca. 32%) oder Frankreich (ca. 42%). Italien und Liechtenstein weisen etwa gleich hohe Anteile auf wie die Schweiz.
Scheidungen 2001: Die Hälfte des Rückgangs schon wieder aufgeholt
Im zweiten Jahr nach der Einführung des neuen Scheidungsrechts bestätigt sich, dass der Rückgang zwischen 2000 und 1999 eine Folge der neuen Rechtslage war. 2001 haben die schweizerischen Gerichte mit 15'778 bereits wieder rund 50% mehr Ehen geschieden als im Jahr 2000, als das neue Scheidungsrecht eingeführt wurde. Die rasche Rückkehr zur Entwicklung des Scheidungsverhaltens der 1990er Jahre kann auch anhand der Scheidungsgründe dokumentiert werden: Die einvernehmliche Scheidung nach ZGB 111 (vollständige Einigung) und 112 (Teileinigung) hat bereits die Nachfolge der früheren faktischen Konventionalscheidung wegen 'Zerrüttung der Ehe' übernommen. Im letzten Jahr wurden fast 97% aller Scheidungen aufgrund einer Einigung ausgesprochen, 93,5% nach ZGB 111 und 3,1% nach 112. Im Jahr zuvor betrug dieser Anteil knapp 89%, ohne Berücksichtigung der damals noch zahlreichen nach dem alten Recht geschiedenen Ehen.
Die Anerkennung eines nicht ehelich geborenen Kindes durch den Vater
Der biologische Vater kann sein nicht ehelich geborenes Kind freiwillig anerkennen durch eine Erklärung bei einem schweizerischen Zivilstandsamt. Eine Mutter, die ihr Kind unverheiratet zur Welt gebracht hat, kann die Anerkennung alternativ durch ein Gerichtsurteil erzwingen. Die Zahl der Anerkennungen nimmt zu, mehr oder weniger parallel zur steigenden Zahl der nicht ehelichen Geburten. 1990 wurden 4160 Kinder vom Vater anerkannt, im Jahr 2000 waren es 7930 und im letzten Jahr 8256. Der Anteil der freiwilligen Anerkennungen ist stabil und pendelt während dieses Zeitraumes zwischen 97% und 98%.
Die Dauer zwischen der Geburt und der Anerkennung eines nicht ehelich geborenen Kindes kann als Indikator für die Bereitschaft des biologischen Vaters betrachtet werden, zu seiner Vaterschaft zu stehen und die damit verbundenen Pflichten zu akzeptieren. Insbesondere gilt dies für eine Anerkennung, bevor das Kind zur Welt gekommen ist. 1970 und 1980 betrug der Anteil dieser Anerkennungen erst 7,1%. Bis 1990 erhöhte er sich auf 25,2% und im vergangenen Jahr auf rund 44%. Inzwischen werden drei Viertel der nicht ehelich geborenen Kinder vor Beginn des vierten Lebensmonats anerkannt.
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Neuerscheinungen:
BFS aktuell: Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung,
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BFS, Demografisches Porträt der Schweiz 2001, Neuchâtel 2001,
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