Gutes Bauen - ein wichtiger Beitrag zur Kulturlandschaftspflege
Vaduz (ots)
Das oberste Ziel der Denkmalpflege ist der integrale Schutz erhaltenswerter Kulturobjekte. Darunter versteht man nebst dem umfassenden Erhalt und der Pflege von historischen Gebäuden, Kulturgütern und Ortsbildern auch die Einbindung von qualitativ hoch stehenden Neubauten, gesamthaft also die qualitative Weiterentwicklung der Kulturlandschaft.
Ortsbauliche Gebilde wie Dörfer und Städte waren nie statisch, sondern haben sich stets verändert und sich immer anpassen müssen - selbst bei rückläufigen Entwicklungen. Die Beendigung einer solchen ständigen Wandlung würde zu einer Erstarrung und zum Ende der Geschichtlichkeit führen. Allerdings soll die Entwicklungsnatur der Siedlung damit nicht so pauschal formuliert werden, dass sie zur Rechtfertigung willkürlicher und spekulativer Umstrukturierungen missbraucht werden kann. Wünschenswert ist stattdessen eine stetige Entwicklung des allmählichen Wandels, bei der die erforderlichen Neuerungen jeweils so integriert werden, dass ein Zusammenhang und ein zeitliches Kontinuum entstehen.
So muss sich die Denkmalpflege nebst der zentralen Aufgabe der Erhaltung originaler Bausubstanz einzelner Kulturdenkmale auch für die Pflege des Orts- und Siedlungsbildes einsetzen. Gerade neben den Einzeldenkmalen und Gesamtanlagen stellt der Orts- oder Stadtgrundriss ein wesentliches Schutzgut der Denkmal- und Ortsbildpflege dar. Topographie, Wege- und Strassenführungen, Baulinien und Parzellenstruktur sowie die oftmals verborgenen archäologischen Reste bilden ein «kollektives Gedächtnis», das eine Vielzahl von Informationen über einen sehr langen Zeitraum bewahrt. Auch hier sind Wandel und Entwicklung nicht ausgeschlossen. Erhaltende Orts- und Raumplanung sollen aber sicherstellen, dass wertvolle Informationen dabei nicht - zumindest nicht unbedacht und unnötig - zerstört werden. Eine denkmalpflegerische Siedlungsentwicklung wird stattdessen an diese Strukturen anknüpfen und darauf auf- und weiterbauen.
Jeder Ort benötigt eine Zufuhr neuer Bausubstanz, um im Rahmen seiner Innenentwicklung verdichtet zu wachsen oder um abgängige und nicht erhaltenswerte Bausubstanz zu ersetzen. Dabei ist die Frage nach der gestalterischen Konzeption neuer Architektur primär kein Thema der Denkmalpflege. Aber auch von deren Seite wird weder die Berechtigung noch die Notwendigkeit bestritten, dass sich die gegenwärtige Zeit genauso prägend und vor allem zeitgemäss darstellt, wie dies frühere Epochen getan haben. Qualitätvoller, zeitgemässer Architektur von heute kann schliesslich irgendwann einmal Denkmalwert erwachsen, so dass sie Zeugnis von ihrer (unserer) Zeit ablegen kann. Solcher Zeugnisse bedarf es, und es ist mit der allmählichen Erneuerung der Bausubstanz ein - zeitlich versetztes - kontinuierliches «Nachwachsen» von Denkmalen verbunden.
Modernes Bauen muss also nicht zwangsläufig mit den Interessen der Denkmalpflege kollidieren. Wenn es dies dennoch tat und tut, liegen diesen Fehlgriffen unmassstäbliche Neubauten oder historisierende und imitierende Bauten zugrunde. Es ist deshalb ein zentrales Anliegen einer integralen Denkmalpflege, dass modernes Bauen auch «gutes» Bauen darstellt. In diesem Sinne unterstützt auch die Denkmalpflege gute zeitgenössische Bauten, die - meist oft nur am Rande der alten Baukerne stehend - der Baukultur in Liechtenstein durch innovative und zeitgemässe Gestaltung neue Impulse geben. Genauso wie die historischen Gebäude der alten Siedlungsgebiete prägen die Neubauten das Landschaftsbild und damit den öffentlichen Raum. Die Denkmalpflege begrüsst und unterstützt deshalb auch die Auszeichnung «Gutes Bauen 1996 - 2000», die belegt, dass auch in Liechtenstein nach wie vor funktional wie ästhetisch qualitätvolle moderne Architektur einen wichtigen Beitrag zur Kulturlandschaftspflege leistet.
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