Liechtenstein im Spannungsfeld wachsender Globalisierung
Vaduz (ots)
Regierungschef Otmar Hasler am internationalen Finanz- und Wirtschaftsforum in Wien
Anlässlich des 8. internationalen Wirtschafts- und Finanzforums (ifw) am 14. und 15. November 2002 in Wien hielt Regierungschef Otmar Hasler einen Vortrag zum Thema «Dependenzen und Interdependenzen des Kleinstaats in einer globalisierten Welt». Die erste Session dieser 8. ifw- Veranstaltung, die als internationale Diskussionsplattform für aktuelle, wirtschaftliche und politische Fragen dient, behandelte das Schwerpunktthema «Globale Finanzmärkte im wirtschaftspolitischen Spannungsfeld».
Regierungschef Otmar Hasler machte mit seinen Ausführungen den Auftakt und gab dabei einen umfassenden Überblick über sowie Einblick in die ökonomischen und politischen Besonderheiten, Abhängigkeiten und Herausforderungen des Kleinstaats in einem internationalen Rahmen. Hasler stellte Liechtenstein als Wirtschaftszentrum der Region vor, als hoch industrialisiert und auf Nischenprodukte spezialisiert, mit liberalen Wirtschaftsgesetzen, diversifizierter Wirtschaftsstruktur, geringen Steuern, einer kleinen Verwaltung und dennoch höchsten Standards. Liechtenstein sei ein Land, in dem die europäische Idee vorweg genommen und praktiziert werde. Keinesfalls könne man - wie sooft in der internationalen Presse geschehen - den Kleinstaat auf seinen Finanzdienstleistungsplatz reduzieren und ihn als Drehscheibe für kriminelle oder aktuell terroristische Zahlungsströme brandmarken.
«Liechtensteins Wirtschaftspolitik zeichnet sich durch Kontinuität aus, was nach innen und aussen Stabilität ausstrahlt», betonte Hasler. Die Richtschnur dieser Wirtschaftspolitik sei die Beibehaltung, Verbesserung und allenfalls ergänzende Anpassung der Standortvorteile. Regierungschef Hasler wies aber auch darauf hin, dass die erfolgreiche Entwicklung Liechtensteins durchaus nicht ungebremst weitergehen werde, denn ein Kleinstaat wie Liechtenstein könne sich nicht gänzlich der zunehmenden Harmonisierung entziehen. Er hielt zusätzlich fest, dass der gläserne Mensch nie die Devise sein könne. Der Staat solle dem wirtschaftenden Menschen vielmehr ein Partner sein.
Die Aufgabe eines Kleinstaats besteht primär darin, in einer Welt der Grossen das Barometer des Gleichgewichts zu sein und einen Beitrag zur Durchsetzung rechtlicher Normen zu leisten, hob Hasler hervor. Der heutige Trend einer zunehmenden Öffnung der Grenzen kommt einem Kleinstaat wie Liechtenstein durchaus entgegen, da die absolute Grösse des Staatsgebietes an Bedeutung verliert. Auch die zunehmende Globalisierung in den Wirtschaftsbeziehungen sei positiv zu sehen. Sie öffnet dem kleinen Staat Märkte und macht damit die Kleinheit des Staatsgebietes und den nicht existenten Heimmarkt wett. Liechtenstein ist ein in hohem Masse von äusseren Entwicklungen abhängiges Land, erklärte Hasler die Verletzlichkeit des Landes. Doch die Flexibilität in der Gestaltung der Rahmenbedingungen, ein hohes Mass an unternehmerischem Denken - auch in der Politik - zeige auf, wie die zunehmende Verflochtenheit in den Aussenbeziehungen zu seinem Vorteil ausgestaltet werden könne. Daraus ergibt sich wiederum, dass Liechtenstein eine bewusste und überzeugte Integrationspolitik betreibt. Regierungschef Hasler sieht in dem Integrationsprozess nicht nur eine Einschränkung der Souveränität, sondern den Vorteil von einem gemeinsamen oder konzertierten Vorgehen, von einer abgestimmten und auf die gegenseitigen Interessen Rücksicht nehmenden Politik.
Das Forum wurde von der österreichischen Vizekanzlerin, Susanne Riess-Passer, eröffnet. An dem hochrangig besetzten Forum nahmen unter anderen Jürgen Stark, Vizepräsident der deutschen Bundesbank, Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Bank of America, Grossbritannien, sowie Prinz Philipp von und zu Liechtenstein, Präsident des Stiftungsrats der LGT Group Foundation, teil. Ebenfalls vertreten waren der Gouverneur der österreichischen Nationalbank, Klaus Liebscher, sowie die Gouverneure der portugiesischen und ukrainischen Nationalbank.
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