pafl: FIU-Jahresbericht 2006
(ots)Gut verankerte Früherkennung bei Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung
Der am Mittwoch, 4. April 2007, vorgestellte Jahresbericht 2006 der Stabsstelle Financial Intelligence Unit (FIU) ist erfreulich. Er zeigt auf, dass das Meldesystem zur Bekämpfung der Geldwäscherei, der Organisierten Kriminalität und der Finanzierung des Terrorismus in Liechtenstein nachhaltig als Teil des präventiven Abwehrdispositivs verankert worden ist. Im Bereich der Verdachtsmitteilungen ist seit zwei Jahren eine Konsolidierungsphase eingetreten.
Im Berichtsjahr sind insgesamt 163 Verdachtsmitteilungen von Finanzintermediären erstattet worden. Im Vergleich zum Vorjahr mit 193 Verdachtsmitteilungen bedeutet dies eine Abnahme von 15,5 Prozent. Die erneute Abnahme von Verdachtsmitteilungen ist auf eine gut verankerte Früherkennung durch die Finanzintermediäre zurück zu führen.
Finanzintermediäre sensibilisiert
Von den insgesamt 163 Verdachtsmitteilungen, die im Berichtsjahr bei der Stabsstelle FIU eingegangen sind, wurden 84 von Banken und 65 von Treuhändern erstattet. Diese Branchen waren damit für knapp 92 Prozent der Verdachtsmitteilungen verantwortlich. Knapp 67 Prozent aller Verdachtsmitteilungen (109 Mitteilungen) wurden aufgrund von internen Erhebungen der Finanzintermediäre erstattet. Die anderen Meldegründe waren in 40 Fällen Rechtshilfeersuchen und in 14 Fällen das Vorliegen eines eigenständigen Inlandverfahrens. "Es ist positiv zu werten, dass im Berichtsjahr über zwei Drittel der Verdachtsmitteilungen aufgrund von internen Erhebungen erstattet wurden. Dies entspricht einer Zunahme von über 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr," bestätigte René Brülhart, Leiter der FIU, anlässlich der Medienkonferenz zur Vorstellung des Jahresberichts 2006.
"Die tägliche Umsetzung des Meldesystems zeigt auf, dass die mit dem Inkrafttreten des revidierten Sorgfaltspflichtgesetzes (SPG) vorgenommenen Anpassungen der Mitteilungserstattung in vernünftigem Masse die entwickelte Praxis berücksichtigt haben," so Brülhart weiter. Die rückläufige Anzahl erstatteter Verdachtsmitteilungen, verbunden mit einer Zunahme an Evaluationsgesprächen ist ein Zeichen dafür, dass der eingeschlagene Weg der Finanzintermediäre, die vorbeugenden Massnahmen weiter auszubauen, gut fortgeschritten ist. Die FIU begrüsst das Eintreten dieser Konsolidierungsphase: "Entscheidend wird nun sein, dass mit der Grundlagensetzung in diesem Bereich das Bewusstsein für eine qualitative Umsetzung der Missbrauchsbekämpfung aufrechterhalten bleibt," meinte René Brülhart.
Nachhaltige Umsetzung des Meldesystems
Die Schwankungen im Bereich der erstatteten Verdachtsmitteilungen in den letzten sechs Jahren sind auf verschiedene Ursachen zurück zu führen. Einerseits sind sie statistischer Natur, wonach sich wenige umfangreiche Fallkomplexe, die diverse Finanzintermediäre betreffen können, entsprechend auf das Gesamtbild auswirken. Andererseits haben neben Art und Umfang der internen Erhebungen der Finanzintermediäre auch die vom Ausland eingehenden Rechtshilfeersuchen und die im Inland eröffneten Strafverfahren direkte Auswirkungen auf die Anzahl der Verdachtsmitteilungen. Wesentlicher Indikator für die Beurteilung eines greifenden Abwehrdispositivs sind jedoch die Verdachtsmitteilungen, die aufgrund von internen Erhebungen erstattet wurden. Seit 2002 lag ihr Anteil immer bei über 50 Prozent der Gesamtzahl. Dies beweist eine nachhaltige Umsetzung in diesem Bereich.
Im Jahre 2006 haben 10 von 16 der in Liechtenstein zugelassenen Banken eine oder mehrere Verdachtsmitteilungen erstattet. Im Vorjahr erstatteten 14 verschiedene Banken eine oder mehrere Verdachtsmitteilungen. Bei den Treuhändern haben im Berichtsjahr von 403 in Liechtenstein zugelassenen Marktteilnehmern 39 eine oder mehrere Verdachtsmitteilungen erstattet. Diese Zahl liegt im Rahmen des Vorjahres (2005: 41). Der Ausbau der Meldebreite und damit verbunden eine verbesserte Abdeckung innerhalb der einzelnen Finanzsektoren bedarf eines gezielten Sensibilisierungsprozesses.
Vielseitige Arbeit der FIU
Kerntätigkeiten der FIU sind die Entgegennahme, Analyse und - gegebenenfalls - Weiterleitung von Verdachtsmitteilungen. Als Bindeglied zum Finanzplatz beziehungsweise im Rahmen ihrer internationalen Tätigkeiten nimmt sie eine proaktive Funktion wahr. Auf nationaler Ebene werden die Finanzintermediäre in persönlichen Gesprächen, Vorträgen und Schulungen auf Geldwäscherei und die entsprechenden Vortaten, Organisierte Kriminalität sowie Terrorismusfinanzierung sensibilisiert. Auf internationaler Ebene nimmt die FIU als Mitglied der Egmont Group aktiv an den einschlägigen Facharbeitsgruppen teil. Die Leitung der Stabsstelle FIU ist im Egmont Committee vertreten und nimmt Expertentätigkeiten für verschiedene internationale Organisationen wahr. Im Bereich der Bekämpfung der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung wirkt sie als Kompetenzzentrum.
Pressekontakt:
René Brülhart
Leiter FIU
Tel. +423 236 61 21