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Fürstentum Liechtenstein

pafl: Gleichstellung der Geschlechter im Bildungsbereich: Das grösste Problem sind nach wie vor traditionelle Rollenbilder

Vaduz (ots)

Vaduz, 14. Juni (pafl) - Die Europäische Kommission
hat eine neue Studie vorgelegt, die der Frage nachgeht, wie die 
Länder in Europa mit geschlechterspezifischen Ungleichgewichten im 
Bildungsbereich umgehen.
Die für Bildung zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassiliou 
erklärte: "Der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Bildungserfolg 
hat sich in den letzten 50 Jahren deutlich verändert und die 
Unterschiede präsentieren sich heute in viel komplexerer Form. Die 
Lehrkräfte sind überwiegend weiblich, gestaltet werden die 
Bildungssysteme aber von Männern. Die meisten Graduierten sind 
weiblich und die meisten Schulabbrecher männlich. Wir müssen die 
Gleichstellungspolitik auf diese Realität ausrichten."
Die Studie enthält einen Überblick über die wissenschaftliche 
Literatur zum Thema Gender und Bildung und fasst die wichtigsten 
Ergebnisse aus den internationalen Schulleistungsstudien in Bezug auf
die Geschlechterunterschiede im Bildungswesen zusammen. Nach wie vor 
ist der sozio-ökonomische Hintergrund der wichtigste Faktor. Aber es 
zeigt sich, dass Gender sich wesentlich auf die Bildungsleistungen 
auswirkt.
Mädchen erzielen in der Regel höhere Abschlüsse und bessere Noten 
bei Schulabschlussprüfungen als Buben, die häufiger die Schule 
abbrechen oder ein Schuljahr wiederholen. Internationale Studien 
zeigen, dass in rund einem Drittel der europäischen Bildungssysteme 
Jungen häufiger Leseschwächen aufweisen, während Mädchen eher in 
Mathematik schlechte Ergebnisse erzielen. Nur einige wenige Länder 
setzen aber dem Versagen von Buben eine politische Schwerpunktsetzung
entgegen. Noch weniger Länder haben spezielle Programme, um die 
Lesekompetenz von Jungen und das Abschneiden von Mädchen in 
Mathematik und den Naturwissenschaften zu verbessern.
Die geschlechtersensible Berufsberatung
Viele junge Männer und Frauen in berufsbildenden Schulen und im 
Sekundarbereich entscheiden sich noch immer für Berufe, die die 
traditionellen Geschlechterrollen widerspiegeln. Gender-sensible 
Berufsberatung, die es derzeit nur in jedem zweiten europäischen Land
gibt, richtet sich häufiger an Mädchen als an Buben und versucht 
meist, Mädchen Mut zu machen, sich für einen Beruf im Bereich Technik
oder Naturwissenschaften zu entscheiden. Obwohl interessante 
Einzelinitiativen und Projekte bestehen, gibt es keine nationalen 
Strategien und Initiativen gegen Geschlechterstereotype in der 
Berufswahl, deren Zielgruppe Buben sind.
Massnahmen im Hochschulbereich
In fast allen Ländern stellen Frauen die Mehrheit der Studierenden
und Graduierten. Frauen dominieren in den Bereichen Bildung, 
Gesundheit, Pflege und Fürsorge, Geisteswissenschaften und Kunst, 
während die Bereiche Technik, Produktion und Bau fest in männlicher 
Hand sind. In rund zwei Dritteln der Länder gibt es im 
Hochschulbereich gleichstellungspolitische Massnahmen. Dennoch sinkt 
der Anteil an weiblichen Universitätslehrkräften mit jeder Stufe der 
akademischen Karriereleiter. Trotzdem hat nur ein Drittel der Länder 
konkrete Massnahmen umgesetzt, um dieses Problem der vertikalen 
Segregation in Angriff zu nehmen.
Die grössten Sorgen bereiten Geschlechterrollen und -stereotype
Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, verfolgen oder planen 
alle EU-Länder eine Politik der Gleichstellung im Bildungsbereich. 
Das wichtigste Ziel lautet, traditionelle Geschlechterrollen und 
-stereotype in Frage zu stellen. Darüber hinaus sollen mehr Frauen in
Entscheidungsgremien gebracht, geschlechtertypische 
Schulerfolgsmuster durchbrochen und Belästigung aufgrund des 
Geschlechts in Schulen bekämpft werden. Regierungsinitiativen, die 
Eltern über Gleichstellungsfragen informieren und sie enger in die 
Förderung der Geschlechtergleichstellung im Bildungsbereich einbinden
wollen, sind rar.
Die Studie der Kommission basiert auf der Arbeit des 
Eurydice-Netzes. Das Eurydice-Netz (www.Eurydice.org) bietet 
Informationen und Analysen zu den europäischen Bildungssystemen und 
-politiken. Gedruckte Exemplare der Studie auf Englisch stehen ab 
heute zur Verfügung und können bei der Informationsstelle Eurydice 
(Schulamt) bezogen werden (Telefon +423 236 67 82). Deutsche und 
französische Übersetzungen folgen in Kürze.

Kontakt:

Schulamt / Informationsstelle Eurydice
Eva-Maria Schädler
T +423 236 67 82

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