Bundesamt f. Umwelt, Wald und Landschaft
BUWAL - Jagdstatistik 2004 Kürzere Schonzeit, weniger Wildschwein-Schäden
Bern (ots)
Bern, 6. September 2005
Die Verkürzung der Schonzeit und gezielte Massnahmen zeigen Wirkung: 2004 sind deutlich mehr Wildschweine erlegt worden als im Jahr zuvor, wie die eidgenössische Jagdstatistik 2004 zeigt; zugleich wurden deutlich weniger Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen festgestellt. Die Wildschwein-Bestände wachsen nicht mehr so stark. Die Abschusszahlen bei den anderen Tieren wie Hirsche, Rehe, Gämsen oder Hasen sind gemäss Jagdstatistik stabil. Einzig die Rabenkrähe wurde wesentlich häufiger geschossen als im Jahr zuvor.
In den vergangenen Jahren haben Wildschweine an landwirtschaftlichen Kulturen zunehmend Schäden angerichtet. Dies ist die Folge der wachsenden und sich von Norden her ausbreitenden Wildschweinbestände. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK hatte deshalb 2003 einem Versuch über drei Jahre zugestimmt zur Verkürzung der Schonzeit in sechs besonders betroffenen Kantonen (AG, BL, SH, SO, TG, ZH). Hier beginnt die Schonzeit seither erst am 1. März statt am 1. Februar und endet bereits am 15. Juni statt am 30. Juni.
Diese Massnahme hat sich bewährt: Die Summe der durch Wildschweine verursachten Schäden ist zurückgegangen, wie die neuste Jagdstatistik für das Jahr 2004 zeigt (siehe Kasten). Auch wurden im vergangenen Jahr deutlich mehr Wildschweine erlegt (5810) als im Jahr zuvor (4859). Zudem waren wesentlich weniger Sonderabschüsse während der Schonzeit nötig. Die in etwa gleich gebliebene Anzahl von Wildschweinen, die im Strassenverkehr getötet werden, so genanntes Fallwild (2004: 408, Durchschnitt der drei Vorjahre: 421), weist auf eine Stabilisierung der Bestände hin. Allerdings können sich Wildschweine sehr rasch vermehren und sind sehr anpassungsfähig; dies könnte die positiven Effekte der verkürzten Schonzeit schnell wieder zunichte machen.
Wildschwein-Management zeigt Wirkung Nebst der Verlängerung der Jagdzeit dürfte auch das verbesserte Wildschwein-Management Wirkung zeigen: Dieses basiert auf der mit der Unterstützung des BUWAL erstellten Praxishilfe vom vergangenen Jahr. Die betroffenen Kantone haben damit begonnen, die vorgeschlagenen Massnahmen umzusetzen. Dazu zählen eine engere Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten, veränderte Jagdpraktiken und die Entwicklung eines Schadenvergütungssystems, das Anreize für eine effektive Bestandesregulierung sowie eine angepasste Landbewirtschaftung schafft.
Verlängerung der Schonzeit-Verkürzung gewünscht Die sechs Kantone, in denen der Versuch zur Verkürzung der Schonzeit durchgeführt wurde, haben eine Verlängerung der vorübergehenden Regelung beantragt; sie möchten dabei auch andere Kantone einbeziehen, insbesondere Bern und Jura. Die Verlängerung des Versuchs sowie dessen mögliche räumliche Ausdehnung würden es erlauben, die Verbreitung der Wildschweine etwas zu verlangsamen. Denn die Wildschweine haben noch nicht alle für sie geeigneten Lebensräume der Schweiz besiedelt. So wurde beispielsweise die Zentralschweiz noch nicht von ihnen erobert, da ihr Vormarsch von Norden durch die Autobahn A1 verzögert wird.
Eine Verlängerung des Versuchs würde es zudem erlauben, weitere Erfahrungen zu sammeln und allenfalls später eine Anpassung des Jagdgesetzes bezüglich Schonzeit von Wildschweinen vorzunehmen. Auf Antrag der Kantone wird das BUWAL deshalb beim UVEK demnächst die Verlängerung und Ausdehnung des Versuchs beantragen.
BUWAL BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT Pressedienst
Auskünfte Rolf Anderegg, BUWAL, Abt. Artenmanagement, Sektion Jagd und Wildtiere, Tel. 031 324 78 33
Internet Die eidgenössische Jagdstatistik ist abrufbar unter: http://www.wildtier.ch/jagdst Weiterführende Informationen zu den Wildschweinen in der Schweiz unter: http://www.wildschwein-sanglier.ch (u.a. Praxishilfe Wildschwein-Management)
Eidgenössische Jagdstatistik 2004: Zahlen zu Rothirsch, Reh, Gämse, Feldhase, Baummarder, Rabenkrähe Huftiere Hier sind die Anzahl auf der Jagd erlegter Tiere sowie ihre Bestände im Vergleich zum Vorjahr stabil blieben. Bei den Rothirschen wurde der Bestand auf 25'600 geschätzt (2003: 24'500). Letztes Jahr wurden 7135 Tiere erlegt (2003: 7075). Beim Reh gibt es kaum Änderungen zu verzeichnen. Bei einem geschätzten Bestand von 133'600 Tieren (2003: 130'400) wurden in beiden Jahren jeweils gut 42'000 Rehe erlegt. Die Gämse hat sich in ihren Beständen kaum verändert (89'000 / 90'000). Auch deren Abschusszahlen weisen nur geringfügige Veränderungen auf (15'500 / 16'500). ' Kleinere Tierarten Bei den kleineren Tierarten präsentiert sich ein ähnliches Bild. Der Feldhase konnte seine Bestände auf tiefem Niveau stabilisieren, wobei die Abnahme in den Gebieten mit Graswirtschaft anhält. Dies ergeben die von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach koordinierten Zählungen beim Feldhasen (www.vogelwarte.ch suchen: zoom feldhase ), und die Abschusszahlen blieben konstant (2600).
Kleinraubtiere Anders präsentiert sich die Situation bei den Kleinraubtieren: Es wurden gerade noch 1500 Steinmarder erlegt und gar nur noch 86 Baummarder. Beide Werte sind markant tiefer als im Vorjahr (1700 / 103). Angaben über die Bestände liegen jedoch nicht vor und von den Abschusszahlen darauf zu schliessen ist schwierig. Dennoch zeigt sich deutlich, dass die Situation vor allem für den Baummarder beunruhigend ist.
Vögel Rabenkrähen, die zum Teil Schäden in der Landwirtschaft verursachen, wurden im Jahr 2004 deutlich häufiger geschossen: Die Abschusszahlen stiegen um ein Drittel von 14'900 (2003) auf 19'600 (2004). Wie sich dies auf den Bestand oder die Schadenssumme ausgewirkt hat, lässt sich jedoch noch nicht sagen.
Jagdstatistik im Internet Die eidgenössische Jagdstatistik unter http://www.wildtier.ch/jagdst präsentiert sich in neuem, benutzerfreundlichem Auftritt; erweiterte Optionen erlauben es, von allen jagdbaren Wildtierarten Abschuss, Fallwild, Bestand (teilweise) und Schonzeiten gesamtschweizerisch und nach Kantonen abzurufen. Die Jagdstatistik gibt auch Auskunft über die Anzahl der Jäger und der Wildhüter oder über die Entwicklung der von Wildschweinen verursachten Schäden.