Antrittsvorlesungen von Bettina Beer und Jürg Helbling, Professoren für Kultur- und Sozialanthropologie/Ethnologie an der Universität Luzern
Luzern (ots)
Seit Herbst 2007 bietet die Universität Luzern den Studiengang Kultur- und Sozialanthropologie an. Schwerpunkte am gleichzeitig gegründeten Kultur- und Sozialanthropologischen Seminar sind Ökonomische und Ökologische Anthropologie sowie Politische und Rechtsanthropologie. Seit Februar 2008 sind Bettina Beer und Jürg Helbling ordentliche Professoren für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Luzern. Am 11. März 2009 finden ihre öffentlichen Antrittsvorlesungen statt.
Bettina Beer spricht zum Thema "Wandel der Wilden' und der Wissenschaft vom Fremden". Sie zeigt auf, dass traditionellerweise schriftlose, aussereuropäische Völker, mit denen andere wissenschaftliche Disziplinen sich nicht beschäftigten, Gegenstand der Ethnologie waren und der Beitrag des Fachs zur wissenschaftlichen Diskussion lange Zeit in der Untersuchung "ursprünglicher" Zustände oder "Entwicklungsstadien" gesehen wurde. Die von Ethnologen untersuchten Gesellschaften veränderten und verändern sich ständig und damit auch die Ethnologie, dabei war die Frage sozialen und kulturellen Wandels seit der Entstehung des Faches von Bedeutung. Heute sind Artikel in ethnologischen Fachzeitschriften voller Schlagwörter wie "Moderne", "Transformation" und "Globalisierung". Am Beispiel Papua-Neuguineas und eigenen Forschungsprojekten stellt Bettina Beer vor, wie die Geschichte der Disziplin und die Ethnographie Neuguineas zusammenhängen und was die Ethnologie heute zum Verstän dnis der Verbindungsstellen zwischen lokalen Gemeinschaften und weltweiten Entwicklungen beitragen kann.
Bettina Beer studierte Ethnologie in Hamburg, wo sie 1995 mit einer Forschung über deutsch-philippinische Ehen promovierte und 2001 mit einer vergleichenden Studie zum Thema "Körperkonzepte, interethnische Beziehungen und Rassismustheorien" habilitierte. Anschliessend ging sie mit einem Heisenberg-Stipendium an die Universität Heidelberg, wurde dort auf eine Professur berufen und war Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Ethnologie. Zahlreiche mehrmonatige Feldforschungen führte Bettina Beer auf den Philippinen und in Papua-Neuguinea durch - bei ehemaligen Jäger- und Sammlergruppen, bei Gartenbauern in Neuguinea, aber auch bei philippinischen Migrantinnen in einer deutschen Grossstadt. Zentrales Thema ihrer Arbeiten sind politische Aspekte interethnischer Beziehungen, Migration und Verwandtschaft. Ausserdem hat sie zur Einführung von mobile phones und der Veränderung sozialer Beziehungen, zur Ethnologie der Sinne und der Bedeutung von Gerüchen gearbeitet.
Beer vertritt die Forschungsschwerpunkte Politische Anthropologie und Rechtsanthropologie.
Jürg Helbling widmet sich in seiner Antrittsvorlesung dem Thema Feldforschung, Weltforschung.
Jürg Helbling studierte Ethnologie, Philosophie und Neuere Geschichte an der Universität Zürich. Seine Dissertation befasste sich mit der Theorie der Wildbeutergesellschaft. Zwischen 1985 und 1988 war er "Research Associate" am "Institute for Philippine Culture" an der "Ateneo de Manila University" und führte eine Feldforschung bei den Mangyan auf Mindoro durch, auf der seine Habilitationsschrift Macht, Verwandtschaft und Produktion: Die Alangan-Mangyan im Nordosten Mindoros beruht. Anschliessend war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bern und nach seiner Habilitation 1990 als Oberassistent am Ethnologischen Seminar der Universität Zürich tätig, wo er 1995 auf eine Professur für Ethnologie berufen wurde. Jürg Helbling war zudem Gastprofessor an den Universitäten Köln, Frankfurt, Wien und St. Gallen. Helblings Forschungsinteressen umfassen Ressourcennutzung und Produktionsstrategien, politische Ökonomie in Gesellschaften ohne Staat sowie Machtbeziehungen, Krieg und Frieden in Gesellschaften ohne Zentralgewalt und Mikropolitik aktueller Bürgerkriege.
Öffentliche Antrittsvorlesungen:
Mittwoch, 11. März 2009, 18.15 Uhr, U0.05 (Mythensaal), Löwenstrasse 16, Luzern. Anmeldung unter ksf@unilu.ch
Kontakt:
Judith Lauber-Hemmig, Leiterin Kommunikation Universität Luzern
Mobile: +41/79/755'27'75