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Eidg. Alkoholverwaltung

EAV: Medienmitteilung 28. Februar 2003: Begleitforschung zur Einführung des Einheitssteuersatzes für Spirituosen Besteuerung beeinflusst das Trinkverhalten

Bern (ots)

Seit 1999 ist der Spirituosenkonsum in der Schweiz um
knapp 40 Prozent gestiegen. Bei den Männern unter 30 Jahren stieg 
der Konsum um 75 Prozent, bei den Romands um 60 Prozent und bei den 
über 30- jährigen Frauen um 55 Prozent. Dies zeigt eine Studie, 
welche die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere 
Drogenprobleme (SFA) im Auftrag der Eidgenössischen 
Alkoholverwaltung (EAV) durchgeführt hat.
Am 1. Juli 1999 ist in der Schweiz die Besteuerung und die 
Einfuhrpraxis von Spirituosen geändert worden, aufgrund von 
Verträgen, die mit der WTO/GATT (Welthandelsorganisation; 
Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen) abgeschlossen worden waren. 
Dies führte zu einer Preisreduktion der Importe bis zu 50 Prozent. 
Man vermutete, dass sich dadurch das Konsumverhalten verändern 
werde. Deshalb hat die EAV eine wissenschaftliche Studie in Auftrag 
gegeben, welche die Auswirkungen der Preissenkung verfolgen soll. 
Die erste Erhebung über das Trinkverhalten wurde noch vor der 
Preissenkung vorgenommen, so dass ein direkter Vergleich vorher / 
nachher möglich wurde.
Untersuchungsanlage
Im Frühling 1999 - also vor der Preisveränderung - wurden 4000 
zufällig ausgewählte über 15-jährige Bewohner/innen in der ganzen 
Schweiz zu ihrem Alkoholverbrauch befragt. Im Herbst 2001 wurde 
dieselbe Befragung bei den gleichen Personen wiederholt. 73 Prozent 
der 1999 Befragten konnten dabei wieder erreicht werden.
Die wichtigsten Ergebnisse
Die Schweizer Bevölkerung reagiert auf die Preisreduktion der 
Spirituosen mit einer deutlichen Konsumsteigerung von über einem 
Drittel (38,8%). Der Mehrkonsum von Spirituosen bewirkt keinen 
Mindergebrauch anderer alkoholischer Getränke. Der Anteil des 
Spirituosenkonsums am Gesamtkonsum alkoholischer Getränke erhöht 
sich um ein Viertel. Der stärkste Anstieg ergibt sich bei 
Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wogegen ältere Personen kaum 
auf die Preissenkung reagieren. Am stärksten verändern männliche 
Jugendliche und junge Erwachsene ihr Trinkverhalten. Sie erhöhen den 
Spirituosenkonsum um 75%. Die Preisempfindlichkeit wird in allen 
Sprachregionen beobachtet, jedoch am deutlichsten in der 
französischsprachigen Schweiz. Den Spirituosenkonsum steigern jene 
Personen am deutlichsten, die vor der Preisänderung wenig oder keine 
starken Alkoholika getrunken haben. Indes: auch die Anzahl an 
Personen mit höherem Spirituosen- und Gesamtkonsum steigt nach der 
Preissenkung. Gerade auf diese Personen mit Konsumsteigerungen 
entfällt ein Grossteil des Mehrkonsums. Neben dem Konsum verändert 
sich auch das Kaufverhalten. Die Spirituosenkäufe im Inland nehmen 
um rund ein Drittel zu (36,5%). Gleichzeitig geht der Auslandkauf um 
fast ein Viertel zurück.
Alkoholkonsum bei den Jugendlichen beunruhigt
Der Spirituosenkonsum zeigt bei beiden Geschlechtern einen 
tendenziellen Anstieg. Fast 12% der 15-/16-jährigen Schüler und 4% 
der Schülerinnen greifen wöchentlich zu starken Spirituosen. Ganz 
deutlich ist der Anstieg im wöchentlichen Alkoholkonsum den 
sogenannten Alcopops zuzuschreiben. 20%der Schülerinnen und Schüler 
trinken heute wöchentlich von diesen Getränken, obwohl der Verkauf 
an unter 18-jährige verboten ist. Die Annahme, die Alcopops hätten 
bei Jugendlichen zu einem Rückgang der klassischen alkoholischen 
Getränke geführt, kann klar widerlegt werden.
Zusammenfassung
Die Schweizer Bevölkerung reagierte auf die Preisreduktion bei 
ausländischen Spirituosen mit einer deutlichen Konsumsteigerung, 
dabei bewirkte der Mehrkonsum von Spirituosen keinen Minderverbrauch 
anderer alkoholischer Getränke. Jugendliche und junge Erwachsene 
reagierten besonders preisempfindlich, während ältere Personen ihren 
Spirituosenkonsum kaum veränderten. Sowohl junge Männer als auch 
junge Frauen erhöhten ihren Konsum. Von besonderer Bedeutung ist der 
Befund, dass vor allem jene Personen ihren Spirituosenkonsum 
steigerten, die zuvor nur wenig starke Alkoholika getrunken hatten. 
In allen drei Sprachregionen liess sich eine Erhöhung des 
Spirituosenkonsums feststellen. Eine Zusatzbefragung zum 
Kaufverhalten ergab, dass als Folge der Preisreduktion die 
Inlandkäufe von Spirituosen beträchtlich zugenommen hatten, während 
sie im Ausland gesunken waren.
Was ist zu tun?
Die Studie zeigt, dass die Steuern ein Instrument sind, um den 
Konsum von Spirituosen gezielt zu lenken. Da der Konsum bei 
Jugendlichen bedenklich gestiegen ist, sieht die Eidgenössische 
Alkoholverwaltung hier dringenden Handlungsbedarf. Der Bundesrat hat 
vor zwei Tagen eine Gesetzesvorlage verabschiedet, die eine Erhöhung 
der Steuern auf Alcopops vorsieht. Das Parlament wird definitiv 
darüber entscheiden.
Richard Müller, Direktor der SFA, sieht eine umfassende 
Alkoholprävention als zwingend, da gemäss WHO 
(Weltgesundheitsorganisation) der Alkoholmissbrauch - nach 
Tabakrauchen und Bluthochdruck - der wichtigste Risikofaktor für 
Gesundheitsprobleme darstellt. Es braucht Gesetze und Kontrollen, 
die jedoch nur durchgesetzt werden können, wenn der politische Wille 
diese auch umsetzen will. Dazu sind vor allem aber auch die Schule 
und die Eltern gefordert, Rahmen für die Kinder zu stecken.
Kontaktpersonen:
Dr. Christoph Zurbrügg, stellvertretender Direktor EAV, 031 309 13 70
Dr. Richard Müller, Direktor SFA, 021 321 29 69
Dr. Holger Schmid, Ko-Leiter der Forschungsabteilung der 
Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme 
(SFA), 021 321 29 53, 079 754 33 15
Weitere Informationen zur SFA finden Sie unter: http://www.sfa-
ispa.ch

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